Sarah Depold
11. Juni 2020
(Aktualisiert: 15. Dezember 2023)

Abstillen mit 3 Jahren

Nach drei Jahren habe ich meine Tochter abgestillt. Es war eine einseitige Entscheidung und doch klappte es vom ersten Tag an ohne Tränen. Mein Kind habe ich schon Wochen vorher auf das Abstillen mit drei Jahren vorbereitet. Mit ganz viel Geduld hat das super geklappt!

Warum abstillen - mit drei Jahren?

Ehrlich gesagt hoffte ich immer, dass sie sich allein abstillen würde. Meinen großen Sohn stillte ich ganze 13 Monate, den kleinen Sohn immerhin 22 Monate. Zuvor stillte ich nachts ab, doch bis zum ganzen Abstillen vergingen nur wenige Wochen.

Bei Püppiline wollte ich warten, bis sie selbst keine Muttermilch mehr mag. Das hätte aber noch lange gedauert, wie es schien. Ich wollte nicht mehr. Abhängig sein, abends stillen, nachts stillen und wenn sie wach wird. Mir machte es körperlich wenig aus, nur war ich genervt. Das musste sich also ändern.

Ich ließ mir nach der Geburt offen, wie lange ich sie stillen werde. Dass es drei Jahre werden, hätte ich nie gedacht!

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Vorbereitung aufs Abstillen

Mit drei Jahren versteht mich mein Kind super. Wir fieberten gemeinsam auf ihren dritten Geburtstag mit der Grüffelo-Party hin. Und gleichzeitig setzten wir den Geburtstag als ersten Tag zum Abstillen fest.

Ich überlegte noch, ob das clever ist, zumal es ihr Geburtstag ist. Doch erwies sich das in unserem Fall als gute Entscheidung. Wir sprachen ausführlich vorab - täglich im Alltag - über diesen einen Tag. Der Tag, an dem es keine Milch mehr geben wird.

Wir sprachen über Tag X: Stattdessen wird sie sich über ihre Geschenke und ihre Party freuen. Gemeinsam werden wir Kuchen essen und spielen. Sie war sehr aufgeregt, sprach viel über den anstehenden 3. Geburtstag. In diesem Zug erwähnte ich auch immer, dass wir dann nicht mehr stillen werden.

Stattdessen erzählte ich meinem Noch-Kleinkind, was wir ersatzweise tun können. Nämlich kuscheln, vorlesen und in Mamas und Papas Bett einschlafen. Schlafen ist das Stichwort, denn Muttermilch war sonst eine verlässliche Einschlafhilfe. Die sollte dann wegfallen.

Der Tag des Abstillens

Zugegeben, ein Geburtstag ist eine sehr nette Ablenkung vom Stillen. Es gab eine fette Party, viel zu essen und Freude. Doch der magische Moment war erst abends.

Verrückterweise gab es kein Probleme. Gar keine. Sie fragte nicht abends danach, sondern versicherte selbst: "Nicht stillen, aber vorlesen!". Ich war sehr überrascht. Das kannte ich von den anderen beiden Kindern nicht, die jedoch auch ein ganzes Stück jünger waren. Vielleicht merkte meine Tochter, dass ich keine Lust mehr hatte und ließ sich auf die Neuerung ein.

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Abruptes Abstillen

Ein paar Gedanken machte ich mir, ob abruptes Abstillen ggf. einen Milchstau verursachen könnte. Aber da wir nur noch abends stillten, nachts eher selten, ging hier alles gut.

Bei jüngeren Kindern oder denjenigen, die noch viel öfter stillen, kann man sicher noch Hilfe in Anspruch nehmen. Falls man das Glück hat, Kontakt zu einer Hebamme oder Stillberaterin zu haben.

Als Anlaufstelle für Stillhelferinnen fällt mir auch immer die La Leche Liga ein. Dort kann man sortiert nach Postleitzahl nach Stillberaterinnen suchen. Das kann ich jeder empfehlen, die Unterstützung braucht. Gerne hätte ich das auch vor dem ersten Kind gewusst.

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Schlechte Erfahrungen vermeiden

Meine Erfahrungen mit einer ersten Hebamme waren grausam (Stillhütchen, Druck machen: Wenn mein Sohn nicht x-Gramm trinkt muss ich zufüttern und blablabla). Oder wie 2010 im Krankenhaus meine Brüste von den Pflegerinnen auf der Wöchnerinnenstation gepackt wurden und in den mini-Babymund gedrückt wurden. Das wünsche ich keiner. Also holt euch lieber Hilfe - auch beim Abstillen, wenn nötig.

Also: La Leche Liga oder auch beim Hebammenverband erkundigen. Z. B. für Berlin: Berliner Hebammenverband. Dort sieht man auch, wer international zertifiziert ist:

"IBCLC bedeutet examinierte Still- und Laktationsberaterin"

Einschlafen ging nicht mehr ohne Stillen

Dabei gab es nur ein erwartetes Problem: Das Einschlafen fiel oft flach. Keine Muttermilch = kein Einschlafen. Total gemein, oder? Da das Abstillen zudem genau in die Corona-Zeit fiel, gab es auch keine aufregende Kita, die sie auspowern könnte.

Doch kurz darauf machte sie keinen Mittagsschlaf mehr, sodass die Abende, an denen mein Kind bis 22 Uhr wach ist, seltener werden. Allerdings hält sie mitunter auch ohne Mittagsschlaf bis 22 Uhr durch...

Hätte ich das mit meinem zweiten Sohn nicht erlebt, hätte ich nicht geglaubt, dass ein Kind einfach nicht einschläft. Akzeptanz ist inzwischen ein ganz großer Teil von uns geworden.

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Die Abendroutine ohne Stillen

So viel hat sich gar nicht geändert. Obwohl, dass mein Mann theoretisch das dritte Kind allein ins Bett bringen kann, ist schon eine große Änderung. Sie sieht das aber anders und möchte lieber mich zum Waschen, Zähneputzen und ewigem Vorlesen haben. Da war das mit dem Stillen schon ein bisschen bequemer. Zack, fertig machen, rein ins Bett und an die Brust: schnarch. 😉

Inzwischen haben wir eine Lösung gefunden, die manchmal funktioniert. Routine gehört natürlich dazu: Änderungen führen zu spontaner Wachheit. Man kennt ja diesen Kinderblick, den sie haben, wenn sie in der nächsten halben Stunde nicht einschlafen... Dieser Blick, wenn man sich auf eine einsame Insel wünscht, mit einem Buch in der Hand. Wenigstens ganz kurz.

Musik zum Einschlafen

Ganz ok hilft bei uns Musik. Lange habe ich sie verteufelt, doch seitdem wir eine Toniebox (Werbelink, selbstgekauft!) kann ich ab und an zuschauen, wie sie einschläft. Meine Tochter darf sich dann einen Tonie aussuchen und schlummert nach wenigen Takten ein - wenn sie nicht über den Punkt ist.

Alternativ ist sie bis 22 Uhr wach. Leben mit Kindern eben. Leben mit nicht mehr gestillten Kindern.

Ersatzmilch anbieten

Als Alternative zur Muttermilch boten wir Kuhmilch an (Pflanzenmilch mag hier leider niemand). Und am Anfang saß meine Tochter jeden Abend auf der Küchentheke und schlürfte glücklich ihre Milch aus dem Becher. Irgendwann hat sie diese nicht mehr eingefordert.

Drei Wochen später wollte sie wieder stillen

Tatsächlich war sie die ganze Zeit über zufrieden. Bis sie eines Tages unvermittelt nach ihrer Milch fragte. Einfach so.

Das konnte ich ganz einfach abwimmeln, indem ich sagte: Die Brust ist leer, nach so langer Zeit kommt nichts mehr und ich mag nicht mehr stillen. Der erste Teil ist vermutlich Quatsch, klang für mich aber als plausible Notlüge.

"Die Milchdrüsen bilden sich langsam zurück, bleiben aber für mindestens einen Monat teilweise funktionsfähig. Die Brust kann sogar noch einige Monate oder Jahre nach dem Abstillen Milch enthalten."

Still-Lexikon.de

Der zweite Grund ist der ehrlichere und auch der, der wirklich zählt. Stillen mochte ich nicht mehr. Der Abschnitt meines Lebens ist abgeschlossen. Für immer.

Hier stillt nur noch eine:

Eine Puppen-Mama die tandem stillt und Fläschchen gibt. ;) - Mamaskind.de
Eine Puppen-Mama die tandem stillt und Fläschchen gibt. 😉

Meine Stillzeiten mit drei Kindern

Wenn man es überschlägt, habe ich knapp sechs Jahre meines Lebens mit dem Stillen von Kindern verbracht. Sechs Jahre! An manchen Tagen stillte ich alle 15 Minuten, in manchen Nächten wusste ich nicht mehr, wo hinten und vorne ist und zum Schluss pegelte sich doch immer alles ein.

1 Jahr stillen beim ersten Kind

So viele Kinder gestillt: Schon ab 2010 mit gruseliger "Stillberatung". Weder im Krankenhaus noch zu Hause von meiner Hebamme wurde ich gut beraten.

Ich mit Neugeborenem im Krankenhaus - 2010
Ich mit Neugeborenem im Krankenhaus - 2010

2 Jahre stillen beim zweiten Kind

Das war nicht nur eine tolle Geburt, sondern auch von Beginn an ein toller Stillstart. Ich hatte eine tolle Hebamme in Berlin, die sehr zugewandt war und mich super beraten hat. Kein Wort von wegen zu wenig Gewicht etc. Es war toll!

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Sanftes Abstillen mit 22 Monaten

3 Jahre stillen beim dritten Kind

Auch hier hatte ich eine tolle Hebamme: Jana vom Hebammenblog. Bei ihr machte ich zum ersten Mal überhaupt auch Vorsorge zu Hause und fühlte mich rundum wohl und stets gut betreut.

Auch hier klappte alles, kein Milchstau, keine Probleme. Ich erinnerte mich noch an Janas Urlaubsvertretung (Babys kommen immer im Urlaub!) - wie sehr sie sich freute. Über die viele Milch! Und wie eifrig der kleine Babymund saugte. Immerhin kam ich mit einem 2600 g Baby nach Hause. Doch schnell holte Püppiline alles auf.

Langzeitstillen, hachz! Meine Familie sprach mich oft drauf an: Wie lange willst du denn noch stillen? Allerdings hörte ich auch nach der zweiten Geburt: "Aber zwei Kinder reichen, ne?" Auf Geschwätz kann man also nicht immer etwas geben.

Ich finde es toll, dass wie so "lange" gestillt haben und empfinde es gleichzeitig nicht als lang. Bei Sohn 2.0 hätte ich es mir nicht vorstellen können. Und schon hier zeigt sich: Stillen ist eine persönliche Geschichte. Ungefragte Kommentare von außen sind nicht hilfreich. Es sei denn, sie machen Mut. <3

Kleinkind von 14 Monaten stillen: mit Liebe. | Mehr Infos auf Mamaskind.de
Kleinkind von 14 Monaten stillen: mit Liebe.

4 Jahre stillen beim vierten Kind?

War nur ein Spaß. Wir sind sehr glücklich und haben schon mit drei Kindern alle Hände voll. Wie sagt man so schön? Das nächste Kind hat Fell. 😉

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8 comments on “Abstillen mit 3 Jahren”

  1. Schön, dass Du so lange gestillt hast! 🙂 Bei meiner 3. war es umgekehrt. Sie stillte sich für mich recht überraschend mit 2,5 Jahren selber ab. Dabei hätte ich sehr gerne noch etwas länger gestillt, war ich es doch von der Grossen gewohnt, die 4,5 Jahre gestillt hatte... Aber es war natürlich perfekt, so wie ich es mir gewünscht hatte: dass sie entscheidet, wie lange sie stillen möchte und so schlich es sich langsam und sanft aus...

    1. Oh, schön zu hören, dass es wirklich Kinder gibt, die sich selbst abstillen. 🙂
      Aber ich kann mir schon vorstellen, dass es sehr komisch ist, plötzlich nicht mehr auf diese Art gebraucht zu werden. Wenn es anders geplant war.
      Es klingt dennoch sehr schön.
      Danke für's Teilen deiner Erfahrungen. 🙂
      Liebe Grüße
      Sarah

  2. Oh, liebe Sarah. Ich hatte zunächst das Gefühl von mir selbst zu lesen. Mein erster Sohn ist auch 2010 geboren, der zweite 2013 und der dritte 2018. 1.0. hat sich mit 10 Monaten von alleine abgestillt, bei 2.0. habe ich nach 2 1/4 Jahren den Cut gemacht, was auch nicht ganz einfach war. 3.0 stille ich immer noch und er stillt sich (ebenfalls wie 2.0) nicht von alleine ab. Er schläft mittags, abends und nachts nur mit seinem "Bu" ein. Auf der einen Seite genieße ich sehr diese Nähe, aber durch das ganze Schlafdefizit und nachts immer einen "Nuckler" an der Brust bin ich teils auch sehr genervt. Durch 2.0 weiß ich, dass der Mittagsschlaf dann vermutlich ausfallen wird ohne das Stillen und die Nachmittage dadurch auch deutlich anstrengender werden können. Daher fällt es mir so schwer einen klaren Cut zu ziehen. Im Februar wird er 3. Ich denke spätestens dann werde ich es so wie du machen. Ich erzähle ihm auch jetzt schon, dass der "Bu" bald leer sein wird... Vielen Dank für deine Worte, die Mut machen bezüglich des Stillens und es auch andere Kinder als meinen Sohn gibt, die so lange diese Nähe brauchen und auch ohne Stillen nicht die besten Schläfer sein müssen (was einem ja immer alle Welt einzureden versucht).
    Viele Grüße,
    Kerstin

    1. Liebe Kerstin,
      vorab: vielen Dank für deine Worte und das Teilen deiner Gedanken!
      Es ist manchmal nicht leicht, dem allen gerecht zu werden. Jeden Tag auf's Neue.
      Ich kann nur so viel sagen:
      1. Für uns (ganz persönlich) war das eine hervorragende Entscheidung.
      Die Brust findet ab und an noch Beachtung, aber sie möchte nicht mehr trinken.
      Sie erinnert sich quasi an die schöne Zeit.
      2. Meine jüngeren Kinder schlafen immer noch nicht gut.
      Das kommt einfach auf's Kind an.
      Der Große schlief immer toll ein und durch, die Kleinen eher schwieriger.
      Deshalb haben wir fast jeden Abend geteilte Couch-Feierabende.
      Aber es sind ja nur noch ein paar Jahre - an die man sich später vielleicht seufzend zurückerinnert. <3
      Halte durch. <3
      Liebe Grüße
      Sarah

  3. Dein Text ist so leicht und wunderbar zu lesen. Ich musste ein paar Mal laut lachen.
    Vielen Dank dafür.
    Anett mit Sohn Joe (fast 3 Jahre)

    1. Ach Anett, wie lieb von dir!
      Wie schön, dass du über meinen Abstill-Text so toll lachen konntest.
      P.S. Den Werbelink habe ich entfernt. 😉

  4. Liebe Sarah,
    vielen Dank für deinen wundervollen und empathischen Text. Mein Sohn wir auch bald 3 und ich werde mir deine Idee als Denkanstoß nehmen und durchsetzen. ich bin so langsam auch an dem Punkt angekommen, dass ich nicht mehr stillen mag.
    Hast du einen Tipp für nachts? Leider wird er häufig in der Nacht wach und verlangt die Brust. Ich würde mich über einen Vorschlag sehr freuen.

    LG Laura

    1. Hallo Laura,
      ich danke dir. 🙂
      Schau mal, beim zweiten Sohn habe ich zuerst nur nachts abgestillt: https://bitte.kaufen/magazin/familie/naechtliches-abstillen/
      Bei meiner Tochter gleich komplett. Bei ihr lief es viel besser, weil sie schon älter war.

      Mein kleiner Sohn war erst 22 Monate alt.
      Mein Mann schlief mit ihm im Zimmer, damit er nicht im Familienbett automatisch mit andockt.
      War ja schön bequem für uns beide.

      Wir hatten die Abmachung, dass er frühs wieder stillen darf.

      Er hat sich in den kommenden Nächten (wieder mit seinem Papa an der Seite) in den Schlaf gekuschelt.

      Ohne Papa würde ich es ähnlich machen, dann aber "mit Schutz", also so, dass das Kind nicht heimlich stillt.
      Ich hätte das nicht mitbekommen. 🙂

      Hilft dir das?
      Viel Erfolg dabei. <3

      Liebe Grüße
      Sarah

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