Martin
31. Juli 2017
(Aktualisiert: 24. Juni 2022)

Meine alten Kinder - die schöne Zeit nach der Kleinkindphase

Ich bin neulich gefragt worden, wie es sich denn mit so “alten” Kindern lebt. Nun ist meine Tochter gerade mal sieben, mein Sohn elf Jahre alt. Trotzdem haben wir in den letzten elf Jahren so viel erlebt, hat sich so viel verändert, dass ich mich immer sehr alt fühle, wenn ich das Alter meiner Kinder nenne. Ich kann mich noch sehr gut an die ersten Minuten meines Vaterlebens erinnern. Aber niemals hätte ich für möglich gehalten, was Kinder so mit einem anstellen.

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Inhaltsverzeichnis

Klebrige Kleinkinder

Die erste Zeit war echt hart, soweit ich mich daran noch erinnere. Es ist alles ein wenig verschwommen, vermutlich durch den Schlafmangel. Ihr kennt das. So ein Baby ist harte Arbeit, aber auch soo süß. Ich bin der festen Überzeugung diverse schwere psychische Krankheiten sind heilbar, wenn man die Patienten in ein Zimmer voller friedlich schlummernder Babys steckt - unter Aufsicht natürlich.

Dann kam die Kleinkindzeit. Ich nenne sie gern “die feuchte Phase”, weil die Mäuse in dem Alter immer irgendwie matschig sind oder mit diversen Flüssigkeiten - auch den eigenen - matschige Dinge anstellen. Kleinkinder sind fast noch süßer als Babies, weil sie mit ihren großen runden Kulleraugen die Welt entdecken und dir davon erzählen können.

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Alte Kinder - neue Features

Und nun zählen meine Kinder schon zu den “Großen”. Beide gehen zur Schule, einer sogar aufs Gymnasium. Es gibt viele Dinge, die mir an diesem Alter gut gefallen. Da wäre zum Beispiel ihre Selbständigkeit. Seit geraumer Zeit ist bei beiden Kindern die halbautomatische Selbstreinigungsfunktion freigeschaltet worden. Man stößt den Prozess einfach an (“Ab ins Bad, Kinder!”) und irgendwann hat man halbwegs saubere Kinder. Okay, das System hat noch ein paar Bugs. Manchmal braucht es mehrere Startversuche, bis das gewünschte Ergebnis vorliegt. Wir sind da noch am feintunen.

Beide Kinder beschäftigen sich mittlerweile prima allein. Ganze Vor- oder Nachmittage stehen mir plötzlich frei zur Verfügung, weil sich die Kinder in ihre Zimmer verzogen haben. Das Problem ist jetzt, die freigewordene Zeit wieder mit sinnvollen Dingen zu füllen. Der Haushalt ist schon lange perfekt durchorganisiert (will heißen: wir machen das Nötigste und räumen nur auf, wenn Gäste kommen), Steuererklärung ist gerade nicht, watt nu? Da muss man sich dann erstmal wieder an die Zeit vor den Kindern erinnern. Was hat man damals eigentlich gemacht? Aber das fällt einem dann auch irgendwann wieder ein.

Überhaupt gestaltet sich unser Leben durch die Selbständigkeit der Kinder jetzt erheblich einfacher. Beispielsweise können wir die Kinder ohne Probleme mal eine Stunde allein zu Hause lassen, ohne dass sie die Einrichtung zerlegen oder meine DVD-Sammlung auf eBay verscheuern. Ganz besonders ausgezahlt hat sich in diesem Zusammenhang unser Sonntag-Morgen-Training.

Beide Kinder stehen mucksmäuschenstill auf und begeben sich vor einen Bildschirm ihrer Wahl. Für uns heißt das: Ausschlafen!!! Ok, ist vielleicht nicht die beste aller Erziehungsstrategien, aber außer der Fähigkeit, zu jedem Produkt den passenden Werbejingle singen zu können, habe ich bisher keine negativen Auswirkungen festgestellt.

Abenteuer mit der Tochter

Ich habe zu beiden Kindern jeweils eine ganz eigene, besondere Beziehung. Mit meiner Tochter beispielsweise kann man prima spielen. Wir basteln stundenlang an gigantischen Legosets oder setzen 1000-Teile Puzzles zusammen, auf denen die Prinzessinnen aus den Filmen eines amerikanischen Unterhaltungsgiganten zu sehen sind. Apropos: durch meine Tochter hab ich meine Liebe zu Disney-Filmen (wieder) entdeckt. Ich gestehe: Rapunzel und “Eis-Elsa” gehören zu meinen Lieblingsfilmen.

Meine Tochter ist auch sehr wissbegierig. Man kann sich mit ihr und einem anatomischen Atlas problemlos eine Stunde lang hinsetzen und alles erklären, was so zu sehen ist. Ja, alles! Das gehört dazu! Es macht mir großen Spaß, alles so zu erklären, dass es meine Kinder auch verstehen. Das zwingt einen zu kurzen knappen Aussagen mit genau den richtigen Worten - eine für Meetings mit ungeduldigen Chefs extrem wertvolle Eigenschaft. Und die Kinder scheinen das Wissen regelrecht aufzusaugen. Ich bin immer wieder beeindruckt, wieviel sie sich merken und was sie alles verstehen.

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Ich habe das große Glück, eine Tochter geschenkt bekommen zu haben, die kein feines Prinzesschen, sondern eine richtige Abenteurerin ist. Wir klettern auf Berge, fahren Riesenrad und machen Fahrradtouren. Sie ist nie auf den Mund gefallen und hat schon an so mancher Kaffeetafel mit einer wohlplatzierten trockenen Bemerkung für Lachanfälle aller Anwesenden gesorgt. Von wem sie das wohl hat?

Sohnemann - Geek in Ausbildung

Mit meinem Sohn teile ich viele Vorlieben. Wir hören beide gern gute Musik - kein Mainstream-Pop-Gedudel, sondern guten Metal, knallharten Dubstep und natürlich 8-Bit-Konsolenmusik. Es gibt kaum besseres, als auf dem Weg zum Wochenendeinkauf mit Sohnemann an der Kreuzung zu stehen und zur Tetrismelodie im Dubstep-Remix auf voller Lautstärke abzurocken.

Apropos Wochenendeinkauf: das ist eine Sache, die mit Hilfe meiner Kinder viel einfacher geworden ist. Vor allem mein Sohn erleichtert die Sache enorm. Er schiebt den Wagen und ich laufe vorneweg und schmeiße einfach alles hinter mich. Ist viel einfacher so, kostet aber auch mehr, denn eine kleine Aufwandsentschädigung ist dann schon angebracht.

Weiter mit den gemeinsamen Vorlieben: Wir lieben die alten 80er-Jahre-Komödien, z.B. mit Mel Brooks. Ok, er durfte erst ein paar schauen (v.a. Space Balls und Robin Hood - Helden in Strumpfhosen), aber die waren der Knaller. Ich habe auch versucht meine Kinder an andere Filme meiner Kindheit heranzuführen, leider mit mittelmäßigem Erfolg. Sowohl bei Bud Spencer-Filmen als auch bei den Werner-Klamotten waren meine Kinder mehr als skeptisch - und mir ist aufgefallen, wieviel in diesen Filmen geprügelt, geraucht und gesoffen wird. Naja, geschadet hat es nicht.

So oft es geht, ziehen Sohnemann und ich in die heimischen Wälder hinaus und erkunden die Gegend. Falls eure Kinder stark technikaffin sind und ihr sie aus dem Zimmer bekommen wollt: es gibt kaum ein besseres Mittel als Geocaching. Das Suchen der gut versteckten Caches macht enorm viel Spaß. Wir jedenfalls haben so schon viele Kilometer an der frischen Luft zurückgelegt. Das ist auch immer eine Gelegenheit für tiefschürfende Gespräche. Thematisch springen wir zwischen Technik, Geschichte, Philosophie und der geheimnisvollsten Sache der Welt - Mädchen und wie man aus ihnen schlau wird. Zugegeben, viel helfen kann ich da auch nicht, aber im gemeinsamen Gespräch kommt man immerhin ein bisschen weiter. Und endlich, endlich habe ich auch jemanden, der meine über viele Jahre gepflegte Sammlung an Furzwitzen und dummen Schüttelreimen zu schätzen weiß.

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Tja, und da mein Sohn einiges von meinen Genen geerbt hat, ist es gekommen, wie es kommen musste: er ist auf dem Wege, ein absoluter Technik-Guru zu werden. Mit Smartphone und Computer kennt er sich perfekt aus, bewegt sich sicher im Internet und hat seinen eigenen Youtube-Kanal, wo er - erstaunlich professionell - Videos hochlädt, in denen er Computerspiele erklärt. Oft verbringen wir trübe Nachmittage vor dem Computer. Jeder in seinem Zimmer (wie es sich für echte Nerds gehört), mit Skype verbunden, buddeln wir uns in Minecraft und Terraria durch finstere Gewölbe. Wir bauen in Transport Tycoon Deluxe Handelsimperien auf. Wir knobeln über Verfahren, wie wir in Kerbal Space Program am besten eine Mondbasis bauen könnten und lenken Bernard, Hoagie und Laverne in Day of the Tentacle durch ihre haarsträubenden Abenteuer.

Es kann aber nicht immer alles Spiel sein. Die Schule nimmt mittlerweile einen großen Stellenwert im Leben meines Sohnes ein. Klar, dass ich als Papa da auch mal mit Helfen ran muss. Ob nun in letzter Minute eine Waage aus Pappe gebaut werden muss, oder Primfaktorzerlegung, ggT und kgV noch nicht perfekt sitzen, mir macht das Helfen an dieser Stelle so viel Spaß, dass ich mich oft zügeln muss, um nicht übers Ziel hinauszuschießen. Langsam kommen wir da auch in Bereiche, wo auch ich noch einmal kurz im Mathebuch nachschauen muss. Eine gute Gelegenheit, den Stoff mal wieder aufzufrischen. Wir arbeiten gemeinsam Methoden aus, wie man Hausaufgaben nicht mehr vergisst, wie man sicherstellt, dass die Mappe pünktlich gepackt und das Hausaufgabenheft vorgetragen ist.

Meine Kinder - und das Kind in mir

Das ist das Leben mit meinen “großen” Kindern. Immer ein Abenteuer, oft Spaß, nur selten Tränen. Ich habe die Baby- und Kleinkindzeit genossen, aber sie war eben auch sehr anstrengend. Aber jetzt gerade machen mir meine Kinder fast noch mehr Freunde. Man hat mich schon vor der Pubertät gewarnt und vielleicht sind wir gerade in einem ruhigen Erziehungstal, aber sei's drum. Und das Beste von allem: meine Kinder wecken das Kind in mir wieder aus seinem Tiefschlaf. Scheiß auf das zögerliche, ängstliche, bedächtige erwachsene Ich - jetzt fahren wir Riesenrad und dann gibts ein Eis! Woohoo!

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3 comments on “Meine alten Kinder - die schöne Zeit nach der Kleinkindphase”

  1. Ich musste jetzt grad etwas hirnen bis ich erkannte, dass Ihr eine Patchwork-Familie seid - toll, aber sicher auch herausfordernd. Was ich jetzt nicht aus dem Beitrag heraus lese: wohnt der Elfjährige auch bei Euch?
    Und von wegen "was mit der Zeit jetzt anfangen", ich schätze das wurde mit der Geburt Eures Babys ja wieder hinfällig 😉 Zumindest hier ist das so.
    Ansonsten: schön, mal den Papa zu lesen, der schreibt recht witzig (Stichwort "Features" und "Bugs" :D), den lese ich gerne wieder 😉 Und schön auch, dass die Erkenntnis sich mit der meines Mannes teilt. Baby- und Kleinkindalter waren irgendwie nicht so seins, aber mit wachsendem Alter entstehen plötzlich schöne Beschäftigungsmöglichkeiten 🙂

    1. Neiiin, Martin ist mein Kumpel, Trauzeuge und Gastautor auf dem Blog.
      Nix Patchwork. 🙂
      Wir wissen noch nicht, wie wir das besser auf dem Blog klarstellen. 😀

  2. Ich fand die Zeit mit den "alten Kindern" auch schön. in dieser Zeit sind sie noch so "richtig" Kind, aber schon sehr verständig. Man kann gut mit ihnen reden und sie verstehen viel.
    Irgendwie ist jede Zeit mit Kindern schön. Gut. Und er Babyzeit schläft man nicht viel. Wenn sie in die Pubertät kommen, ist das manchmal auch wieder so. Wenn auch aus anderen Gründen. 😉
    LG
    Sabienes

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