Mit einem Kind hatten wir viel exklusive Zeit: Wir waren beim Kindersport, Eis essen, hatten Zeit, ganze Bücher vorzulesen, Puzzle zu machen, Lego-Ordnung zu halten und ein Set zu bauen - bis es fertig war. Kurzum: wir hatten Zeit. Dann kam das Baby, Sohn 2.0. Alles änderte sich. Die exklusive Zeit pro Kind wurde weniger. Und dann kam nicht Polly, sondern Püppiline. Exklusive Zeit mit drei Kindern - geht das überhaupt? Ja, aber anders als früher.
Mit meinem großen Sohn gewöhnte ich mir an, ab und an allein ins Café zu gehen. Monatlich treffen wir uns nach der Schule, bestellen uns Leckereien und reden, wenn wir nicht gerade kauen. Wie anders das ist, wenn wir beide aus dem Alltag losgelöst sind! Wir reden freier, ich meckere nicht in jedem zweiten Satz (das ist schlimm!), manchmal kommen Dinge heraus, die er mir sonst nicht erzählen will. Diese Zeit ist so wichtig!
Man müsste die Kleinen Kinder zum Spiel dazuholen...
Im Alltag ist die Zeit knapper. Vorlesen findet er mit 9 Jahren längst nicht mehr cool und die Brett- und Kartenspiele können wir nie allein spielen. Man müsste ja die Kleinen mit dazu nehmen, denke ich dann und tue das. Ein falsches Zeichen für den Großen, der meine Nähe meist noch mehr genießen kann, wenn wir allein sind. Doch auch von seiner Seite wird das weniger. Seltener "Mama, schau mal!" hin zu: "Lasst mich in Ruhe, ich will lesen!". Ein Lernprozess für mich, der auch einschließt, ihn in den kostbaren Momenten in denen er will mit einzubeziehen.
Seine Lösung: Er begleitet mich oft auf dem Kita-Weg, auf dem wir zumindest auf der Hintour lässig reden können. Kino-Besuche mit Papa.
Meine Lösung: Gemeinsam essen, auch zu Hause, wenn noch nicht alle da sind, zusammen Hausaufgaben machen, ihm bei seinen neuen Spielerfolgen zuhören, Badminton spielen, wirklich zuhören und das Chaos um uns herum ausblenden (das mich manchmal wahnsinnig macht!).
Es zählen die kleinen Momente, wenn man drei Kinder hat.
Erschreckend stellte ich fest, dass mein zweiter Sohn und ich nur wenig Exklusivzeit haben. Immer ist die kleine Schwester dabei! Gefühlt nimmt er es gelassen, die Liebe zu ihr scheint riesig zu sein. Wenn auch er ein sehr gefühlsstarkes Kind ist, was Externe oft zur Verzweiflung oder zumindest zu dämlichen Kommentaren bringt.
Zum Glück liebt er Kinderbücher. Ausflüge zur Bibliothek (mit der Schwester), zum Eisladen (mit allen) finden daher regelmäßig statt. Die Exklusivzeit ist weniger geworden, hat sich gar gewandelt, seit unser drittes Kind auf der Welt ist. Es zählen die kleinen Momente, wenn man drei Kinder hat. Ich spiele Familienmanagerin und versuche alle Bedürfnisse, die manchmal gegensätzlicher nicht sein könnten, aufzunehmen und darauf einzugehen.
Das klappt mal gut, mal weniger gut. Und an den Abenden fühle ich mich schlecht. Am nächsten Tag geht's wieder: wir bleiben im Gespräch, geben alle unser Bestes. Und das Wichtigste: wir lernen gemeinsam mit der Familiensituation umzugehen. Die Familienkonferenz von Gordon ist eine meiner wichtigsten Erkenntnisse: es klappt! Man muss nur die Zeit finden, die exklusive Zeit mit den Kindern.
Man merkt meinem Sohn an, wie er um Aufmerksamkeit kämpft, wenn seine Geschwister da sind. Manchmal wird ihm das zu wenig und er äußert das laut, zeigt das in seinen Handlungen. Das Kind, das wir am meisten pflegen, anziehen und bekuscheln ist nicht unser jüngstes Kind, sondern das mittlere. Das Sandwichkind.
Wenn von Externen diesbezüglich negative Kommentare kommen, versuche ich immer zu beschwichtigen. Doch wieso eigentlich? Sie sehen nur das Störende, das Laute. Ich weiß genau, was gegen diese "unerwünschte" Verhalten hilft: Zuwendung und Liebe. Doch auch hier gilt: ich kann das nicht immer so geben, wie er es möchte. Denn auch ich habe Bedürfnisse: abends brauche ich Zeit für mich. Wir haben da mittlerweile eine okaye Lösung gefunden, die meist funktioniert.
Seine Lösung: Bücher vorlesen, jeden Abend, beim Anziehen helfen, Zähne putzen, überhaupt bei allen Sachen helfen, sich laut äußern und manchmal auch beißen. Bei uns sein, Tag und Nacht: Er schläft in unserer Nähe, auf der Couch, ein und wandert dann ins Babybett, das Püppiline noch nie benutzte. Er hilft beim Backen - am liebsten, mit mir allein.
Meine Lösung: Maumau (Werbelink) spielen, ihm genau zuhören und nicht schon wieder mit dem halben Ohr beim anderen Kind sein, Bücher ausleihen und auch tagsüber lesen, seine Interessen fördern, die auch ich spannend finde (Dinosaurier!), gemeinsam basteln und seine Experimente in die Tat umsetzen.
Die Herausforderung wird sein, auf ihre wachsenden Bedürfnisse einzugehen.
Da auch dieses Kind mit 2 Jahren sehr spät einschläft, hat sie die meiste Zeit mit uns. Sie kann mittlerweile zeigen und sagen, was sie möchte: "Buch an", also Bücher anschauen, ihr gekochtes Holz-Essen essen oder stillen. Stillen ist sowieso die beste Möglichkeit, Exklusivzeit zu verbringen: ich bin direkt bei ihr, Körper an Körper, schaue in ihre Augen, und genieße den Moment (und blicke erst dann auf's Smartphone ;)).
Ihr ist es noch nicht so wichtig, dass wir mit ihr allein etwas unternehmen, sondern dass wir da sind. Wenn sie uns sucht, sie zu uns kommt, sollen wir bereit sein. Eben das Buch anschauen, sie oben von der Treppe abholen, alles noch im kleinen Rahmen.
Die Herausforderung wird sein, auf ihre wachsenden Bedürfnisse einzugehen, wenn da noch zwei andere Geschwister sind, die exklusive Zeit einfordern. Immer alles mit drei Kindern machen ist für mich manchmal einfacher, oft aber auch nicht. Nur können wir uns als Eltern auch nicht ständig aufteilen. Gemeinsame Familienzeit ist mir wichtig. Ich bin gespannt, in welcher Form wir unsere exklusive Mama-Tochter-Zeit verbringen werden.
Ihre Lösung: Stillen, stillen, stillen, Bücher anschauen, basteln - Hauptsache, Mama ist irgendwo in der Nähe. Lange wachbleiben.
Meine Lösung: Ihre Bücherliebe ausnutzen, gemeinsam Bilder anschauen, Fotos betrachten und mit ihr reden. Bis sie größer wird und andere Dinge fordert.
Alles wandelt sich. Familie ist im Fluss.
Ich gehe derzeit dazu über, mehr mit allen Kindern zu machen, statt hysterisch von einem zum anderen zu hüpfen und nur halb da zu sein. So haben wir feste Rituale, wie der Kino-Tag am Wochenende, an dem wir gemeinsam einen Film schauen und dabei naschen. Die Bibliotheksbesuche machen wir auch meist zu viert: alle drei Kinder lieben das! Wie toll, dass der Eisladen gleich daneben ist. Falls das so klingt: wir ertränken nicht jede Freizeit in Süßkram. 😉 Es sind die besonderen Ausnahmen im Alltag.
Beim Backen, das beide Söhne lieben, wird das schwieriger, weil ständige Kompromisse für die Kinder auch Stress bedeuten (und für mich). Geschwister streiten sich immer (Buch Geschwister als Team kaufen: Werbelink), doch ich habe den Eindruck, dass es besser wird. Dass es gut ist, weil die Kinder doch gehört werden, immer öfter. Weil ich nicht mehr sagen muss: "Ich kann jetzt nicht, weil ich stille, warte kurz." Alles wandelt sich, Familie ist im Fluss. Wir suchen unseren Weg.
Und ich behaupte: wir können das auch gar nicht. Irgendeiner fühlt sich immer (kurzzeitig) zurückgesetzt. Wenn einer den Schwimmkurs hat, kann ich mit dem anderen nicht Eis essen gehen. Viele organisatorische Dinge fressen die Nachmittage auf, weshalb wir aktuell auch Tablets, Spielekonsolen und Netflix aus dem Alltag verbannt haben. Das gibt es nur noch am Wochenende. Das war keine Familienkonferenz-Entscheidung - sondern von uns Eltern. Der Große versteht es, der mittlere Sohn nicht.
Ich hoffe, meine Kinder werden sich irgendwann an die Nachmittage erinnern, an den wir endlos Karten spielten, im Pool planschten, Tuschebilder malten, zusammen Kuchen backten oder aufräumten. Das kann alles Exklusivzeit mit Kindern sein - wenn man sie dazu macht.
Wie gestaltet ihr die exklusive Zeit mit den Kindern? Ist diese bei allen Kindern gleich verteilt?
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Schön das du über das Thema schreibst. Ich habe zwei Kinder (4 J & 10 Monate) und im Moment muss die Große noch oft zurück stecken. Früher haben wir viel gepuzzelt, gemalt, kleine Spiele gespielt... das kommt gerade viel zu kurz, weil der Kleine da natürlich nicht geduldig zuschaut. Ich hoffe wir finden das bald einen guten Mittelweg. Und Exklusivzeit als Paar oder für mich selbst ist quasi nicht vorhanden. Aber es wird besser werden umso älter die Kinder werden und auch wir als Eltern werden besser in unsere Rolle wachsen 🙂
Hi Sarah,
mir hilft es jetzt - rückblickend - zu akzeptieren, dass alles nicht mehr so geht, wie mit einem Kind. Das muss nicht bedeuten, dass das erste Kind leidet. Klar will jeder auch mal die Eltern für sich haben, doch es findet sich.
Genau wie mit der Eltern-Paarzeit.
Wir haben da nun ein kleines Ritual gefunden, doch das ist nur monatlich. Im Alltag bedeutet das nur "Netflix", weil wir für alles andere zu müde sind. Kommt Zeit, kommt wieder Power. Und bis dahin hören wir eben den kichernden und erzählenden Kindern zu. <3
viel Erfolg euch dabei. <3
Liebe Sarah,
du schreibst, als würdest du über mein Leben schreiben, bei fast jedem deiner Blogs! Ich habe auch drei Kinder (alles Jungen) und ich bin unendlich glücklich darüber, aber auch ständig am "mich aufteilen" beim Aufmerksamkeit geben. Das schlimmste an der ganzen Sache ist mein ständiges schlechtes Gewissen. Ich denke so gerne an die Zeit zurück, als ich nur Mama von einem Kind war und wie wundervoll da alles war, denn man konnte seinem Kind 100% von sich geben. Ich war eine liebevolle, niemals gereizte, immer sich voll auf mein Kind konzentrierende Mutter. Heute bin ich das nicht mehr. Trotzdem ist mein Leben mit 3 Kindern genau das, was ich immer wollte. Ich versuche einfach, mich jeden Tag in der wenigen Zeit, die ich am Tag mit ihnen habe, mich auf sie alle zu konzentrieren und mich mit ihnen zu beschäftigen, so gut es eben geht. Denn, wie meine Freundin immer sagt: Es ist nur eine ganz kurze Zeit, wo sie so klein sind und das alles brauchen. Sind sie erst größer, ist die Zeit vorbei und du kannst ihnen das nicht mehr geben, denn dann wollen sie es nicht (immer). Ich freue mich schon sehr auf deinen nächsten Beitrag!
Hach Susi,
(( ))
was soll ich sagen: uffz. Das denke ich oft, mein Mann ebenfalls.
Erst vorhin schwelgten wir in Erinnerung an die Zeit mit einem Kind: wie einfach das im Nachhinein war (in der Situation natürlich nicht!). Wie er manchmal auf Ein-Kind-Eltern blickt, die so scheinbar easy und lächelnd alles gewuppt bekommen.
Wir haben keine Zeit mehr zum Lächeln - das ist natürlich nur eine Seite und vor allem abends ein Problem.
Ich liebe unsere Kinder, doch wir brauchen dringend weitere Entschleunigung.
Daher suche ich mir kleine Inseln, lese weiterhin Erziehungsratgeber (einen weiteren stelle ich bald vor).
Ich glaube sehr, dass es bessere Zeiten gibt und dass man mit ein wenig Hilfe auch das gewuppt bekommt - ohne zu meckern (oder seltener).
Das ist mein Wunsch und mein nächstes Ziel.
Denn SO mag ich es nicht.
Eine wichtige Erkenntnis, die nicht leicht ist, zuzugeben.
Nicht alles läuft rund - ohne Großeltern und Babysitter und mit drei Kindern: uffz.
Und ja: es ist eine kurze Zeit!
Da habe ich auch ein Gedicht zu neben meinen Schreibtisch geklebt: "My hands were busy".
Das holt mich immer in die Realität zurück.
Ganz wichtig auch: meinen Mann einbeziehen und gemeinsam überlegen, was wir ändern können.
Ich drücke euch die Daumen.
P. S. Ganz lieben Dank für das Kompliment! <3
Liebe Grüße
Sarah
Liebe Sarah,
vielen Dank für das Gedicht. Ich habe es gelesen und musste gleich erstmal weinen. Es ist wunderschön und macht einen traurig, aber andererseits kann man auch daraus Kraft schöpfen. Ich habe es gleich ausgedruckt und an unser Memoboard (übrigens das gleiche, das ihr auch habt 😊) gehangen. So kann ich mich jeden Tag daran erinnern, wie wichtig und kurz die Zeit mit meinen Kindern ist, wenn sie so klein sind (so klein sind sie auch nicht mehr: 2, 4 und 6) und dass ich jeden Tag zumindest einmal eine winzig kleine Zeit mit jedem einzelnen Kind verbringe. Ich mache das z. B. so, dass sich jedes Kind eine Geschichte aussuchen darf, die ich dann vorlese. Ich lese sie nicht zu Ende, aber darum geht es meinen Kindern auch gar nicht. Und dann dürfen die beiden größeren noch eine kleine Runde puzzlen, Karten spielen o. a., wenn ich den kleinsten ins Bett bringe. Dafür kuschel ich mit ihm, bis er einschläft. Es ist nicht immer umsetzbar, aber ich versuche es. Und mein schlechtes Gewissen versuche ich dabei auszuschalten 😊. Wie immer freue ich mich schon sehr auf deinen nächsten Beitrag. Beim letzten musste ich auch sehr lachen. Das mit dem Lego kenne ich zu gut. Meine Kinder machen auch zu gerne die Köpfe ab und setzen diese munter anderen Figuren auf. Kann ich so gar nicht nachvollziehen 😜
Liebe Grüße
Das machen wir ähnlich mit dem Spielen und Vorlesen. <3
Ich glaube manchmal, wir machen uns zu viele Gedanken. Die vielen schlechten Überlegungen müssten gar nicht sein. Wir sind IN Beziehung mit den Kindern und kümmern uns und lieben sie.
Nur wollen wir das natürlich perfekt machen.
Schwierig!
Vielleicht reichen ja 80%?
Das denke ich auch. Und allein die Tatsache, dass wir uns ständig Gedanken machen, wie wir es für unsere Kinder besser machen können, macht uns doch schon zu guten Eltern.
[…] Autorinnen schauen hinter das Verhalten. So erfährt man einiges über Aufmerksamkeit, wichtige Exklusivzeit, wie diese bestenfalls aussehen sollte und über alltägliche und unbewusste […]
[…] während das andere allein spielte. Als Dreifachmama ist das für mich der beste Trick, ein wenig Exklusivzeit mit drei Kindern zu verbringen. […]