Bei dieser Geschichte fiebert man mit. Leider ist sie nicht ausgedacht, sondern genau so passiert. Eine zweifache Mama wurde in der Elternzeit gekündigt, obwohl zuvor ein tolles Arbeitsverhältnis herrschte. Der Gerichtstermin folgt und wird hoffentlich gut für sie ausgehen.
Hätte mir jemals jemand erzählt, dass ich in diese Situation komme, in der ich gerade bin, hätte ich gelacht. Mein Chef war immer ein toller Arbeitgeber und die Atmosphäre im Büro mehr als entspannt. Und heute stehe ich mit diesem Arbeitgeber vor Gericht, denn obwohl ich noch mehr als ein Jahr in Elternzeit bin hat er mir gekündigt!
Ja, mein Chef war der beste Arbeitgeber der Welt. Bis zu jenem Tag. Seit knapp fünf Jahren arbeite ich im sozialen Bereich in der Verwaltung. Angefangen habe ich mit einer 50%-Stelle, damals, als meine große Tochter in die Krippe kam. Und diese Stelle war ein absoluter Glücksgriff. Flexible Arbeitszeiten, ein eigenes Büro und interessante, abwechslungsreiche Aufgaben. Der Job hat mir richtig Spaß gemacht und das Verhältnis zwischen Chef und Angestellten war einfach klasse.
Mein Chef hatte Verständnis für Kita-Streiks, Schließtage und die Hand-Mund-Fuß-Krankheit. An manchen Tagen konnte ich meine Tochter sogar mitnehmen ins Büro - und auch das war kein Problem. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis. Haben uns Karten zu Weihnachten geschrieben und uns bedankt. Für das tolle Miteinander und die gute Arbeit, die wir alle gemeinsam geleistet haben. Zuletzt habe ich ihn nach seiner Operation sogar zuhause besucht, zusammen mit einer Kollegin.
Dann kam Tag X. Ich war in Elternzeit mit meiner zweiten Tochter, arbeitete mit reduziertem Stundenumfang. Es war mein letzter Tag vor dem Urlaub, in dem ich meine Kleine in der Krippe eingewöhnen wollte. Alles war wie immer und mein Chef verabschiedete mich an diesem Tag mit dem Worten: "Schönen Urlaub!"
Eine Woche später hatten wir Teambesprechung. Nicht ungewöhnlich, denn wir setzten uns regelmäßig zusammen. Unter anderem ging es um meine Arbeitszeit nach dem Urlaub, also wenn beide Kinder in der Betreuung sind. Und da fiel mir zum ersten Mal dieser andere Ton auf, den mein Chef anschlug. Bisher war immer klar, dass ich meine 50%-Stelle wieder antrete. Doch plötzlich wollte er mehr. Ich müsse auf 75% aufstocken. Als ich ihm sagte, dass das wegen der Betreuungssituation der Kinder nicht geht, wurde er komisch. Ich bot ihm an, einen Teil der Arbeit im Home Office zu erledigen - was durchaus machbar ist. Darauf reagierte er nicht.
Einige Tage später fuhr ich in meinem Urlaub wieder zur Sitzung - und diesen Tag werde ich wohl nie vergessen: ich komme ins Büro und lege meine Unterlagen am großen Tisch ab. In diesem Moment stürmt mein Chef aus seinem Zimmer und faucht mich an:
"Sie sind hier? Kann man da nicht mal was sagen? Wissen Sie was, mir reicht´s! Ich kündige Ihnen, sie können gehen!"
Ich war völlig fassungslos und wollte eine Entschuldigung stammeln (obwohl ich bis heute noch nicht weiß, für was ich mich hätte entschuldigen sollen), aber er unterbrach mich nach dem ersten Wort:
"Das interessiert mich nicht! Gehen Sie!"
Ich stand in diesem großen Raum, an diesem großen Tisch, umgeben von allen Kollegen und habe mich noch nie so gedemütigt gefühlt. Ich spürte, wie die Tränen in mir aufstiegen, weil ich so schrecklich wütend war. Ich stieg in mein Auto, drehte die Musik auf Anschlag und fuhr viel zu schnell davon.
Dieser Tag ist jetzt exakt vier Monate her. Mittlerweile weiß ich, dass mein Chef mich an diesem Tag rausschmeißen wollte. Ich hätte alles tun können, mit Blumen und Pralinen in der Tür stehen, er hätte es trotzdem getan. Einen offiziellen Grund habe ich auch in der schriftlichen Kündigung nicht bekommen, aber ich weiß natürlich warum: ich bin Mutter. Ich habe zwei Kinder. Ich bin nicht flexibel.
Einen Tag nach meiner Kündigung habe ich meine Stelle in der Jobbörse der Arbeitsagentur gefunden, nachdem mich eine Freundin darauf angesprochen hatte. Der zweite Schlag ins Gesicht. Heute weiß ich, dass meine Stelle mit einer Dame besetzt ist, deren Kinder schon erwachsen sind.
Für mich war natürlich klar, dass ich gegen diese Kündigung vorgehe. In der Elternzeit hat jede/r einen Sonderkündigungsschutz und eine Kündigung in der Elternzeit ist unwirksam!
In wenigen Tagen ist der Termin der Gerichtsverhandlung, auf den ich mich sehr freue. Ich will endlich mit diesem Thema abschließen können, vor allem emotional. Noch nie zuvor wurde ich menschlich so enttäuscht…
Aber ich bin ein positiver Mensch und weiß, dass alles im Leben seinen Sinn hat. Oder wie Mark Forster es sagt: "
"Egal was kommt, es wird gut, sowieso. Immer geht 'ne neue Tür auf, irgendwo..."
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Diese Geschichte ist natürlich sehr krass! Mich würde interessieren, wie es dann weiterging und welches Ende der Gerichtsfall nahm. Kommt da vielleicht noch etwas dazu?
Liebe Maria,
darüber habe ich leider auch keine Info.
Ich hoffe, dass sich das zum Positiven änderte!
Viele Grüße
Sarah
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