Über Ostern waren wir als Touristen in unserer Heimat in Brandenburg. Das Herz schreit: zieht zurück in die "Provinz", der Verstand sagt etwas anderes. Denn das Pendeln haben wir nicht grundlos aufgegeben. Wir entdeckten einige schöne Ecken in der 70000 Einwohner-Stadt und kamen ins Grübeln: wieder zurück zur Familie in die Stadt, die mehr Wasser als jede andere zu haben scheint? Über deren Geschichte ich dank unserer Geschichtskurse in der Schule mehr weiß, als über jede andere? Hm.
Wir schliefen nur mit dem Baby im Hotel, die Jungs nächtigten bei den Omas, von denen es in der Stadt immerhin drei gibt (samt drei Opas dazu). Dazu noch zwei Tanten. Man könne sagen, die ganze Familie wohnt in Brandenburg. Ein Babysitter-System für die Kleinen wäre also schnell eingerichtet.
Mit Blick auf das Altstädtische Rathaus, in dem wir vor sieben Jahren heirateten lauschten wir den leisen Tönen, welche die wenigen Autos auf dem Kopfsteinpflaster verursachen. Darüber beschwerten sich schon Hotelkunden. Als Neu-Berlinerin mitten in Wilmersdorf kann ich darüber nur lachen. In Berlin ist immer Action.
Wir schlenderten durch die ruhige Innenstadt Brandenburgs, vorbei an den vielen Läden, die es vor sechs Jahren schon gab. Wir siedelten damals um, damit wir mehr Familienzeit haben. Das Pendeln nervte, bei Zugausfällen wartete ich bis abends auf meinen Mann, der schlimmstensfalls nach Hause kam, wenn Sohn 1.0 schon schlief.
Die Innenstadt ist dabei so gemütlich. Kein Gedränge, das in Berlin an der Tagesordnung ist. Hier ist nichts überfüllt. Selbst die Straßen sind so leer, dass ich mich als Fahrerin darauf traue. Es gibt alles, was man braucht, bis auf die riesige Auswahl an Lieferservices. Aber darauf verzichten wir ja eh größtenteils.
Denn die Arbeit für ITler, zu denen ich mich auch zähle, ist in Berlin und Umgebung. Aber nicht in einer Stadt wie Brandenburg, in denen Firmen sagen, sie können nicht so viel zahlen, wie in der Hauptstadt. Dementsprechend ziehen Fachkräfte eben weg. Die Stadt altert. Das sehe ich auch an Freunden und Bekannten, die entweder mit lausiger Bezahlung, nerviger Arbeit oder weiten Wegen zur Arbeit konfrontiert werden.
Nur kann man leider nicht alles haben. Das einzige, das dagegen spricht ist wirklich das Pendeln. Ok, und die etwaigen Kitaplätze, die fehlen würden. Das Pendeln würde einen Großteil des Tages ausmachen. Vormittags und nachmittags ist immer Stau auf der Autobahn, mit den Öffentlichen ist man auch nicht viel schneller.
Demgegenüber stehen tolle Wasserstraßen, die zum Kajak fahren einladen (Hobby meines Mannes), viele Strände, Wälder, neue Spielplätze, ein reines Erholungsgebiet, in dem die Stadt nicht stinkt. In der Innenstadt ist es herrlich.
Unsere Jobs wollen wir behalten, die Mietwohnung in Berlin nicht. Und das ist auch der ausschlaggebende Faktor. Mieten in Berlin sind zu teuer, Eigentumswohnungen sowieso. In den umliegenden Gebieten Berlins wird Wohnen wieder bezahlbarer. In den nächsten Jahren wird sich die Lage wohl eher verschlechtern.
Ein älteres Haus könnte man in Brandenburg vielleicht schon für 200000 € erwerben, wo eine Wohnung in unserem Berliner Bezirk schon 400000 € kostet. Geld, das wir nicht rumliegen haben, nicht mal in Ansätzen. Unsere No Spend Zeit soll wieder in den Vordergrund rücken.
Doch so richtig wurde Berlin keine neue Heimat für mich. Brandenburg hat Charakter, den sicherlich auch Berlin hat. Doch Berlin ist eine Großstadt, zu groß für mich. Zu hektisch, zu laut, zu stinkend.
Wenn ich allerdings an die Möglichkeiten für die Kinder denke, bietet Berlin einiges. Sie können Sportkurse machen, in verschiedene Kinos gehen, es gibt ein großes kulturelles Angebot für Familien und Ausbildungsplätze und Hochschulen.
Diese Angebote gibt es in kleinerem Umfang auch in unserer Heimat, sogar mit Technischer Hochschule, doch das Pendeln würde bleiben. Und das nervt.
Und nun? Tja.
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Schwierig, oder? Für uns wäre langes Pendeln zur Arbeit auch ein Ausschlusskriterium. Wir leben auch städtisch, extrem städtisch sogar: mitten im Ruhrgebiet. Gleichzeitig gibt es hier viele grüne Ecken, vor allem der Süden unserer Stadt ist ruhig und grün (allerdings auch teuer). Mit zwei kleinen Kindern sehne ich mich oft nach mehr Grün, Ruhe, Möglichkeiten, die Kinder raus zu lassen. Aber wir haben auch immer im Hinterkopf, dass die Kinder älter werden. Und als Teenager ist eine größere Stadt dann wieder das Beste, was man haben kann (so habe ich es zumindest erlebt). Und uns würde das Angebot der Stadt auch fehlen. Und die Freunde, die wir in direkter Nähe haben.
Ich bin gespannt, was euer Weg wird!
Hi Sophie,
genau: wie lange sind die Kinder klein?
Ich sehe uns ja irgendwann auch wieder ins Kino gehen. Da gibt es vier in Laufnähe. Das würde ich wohl auch vermissen.
Ach ja.
Huhu,
Ja die Frage nach dem Wo ist man zu Hause...
Wir lieben unsere kleine Studentenstadt, die so vieles von dem bietet was du dort oben von eurer Heimat schreibst. Alle paar Jahre besuchen wir sie und stehen vor dem Rathaus in dem wir geheiratet haben, laufen an den Cafés vorbei die wir mit vielen glücklichen Jahren verbinden.
Und trotzdem, ein zurück wird es nicht geben, am Stadtrand von Berlin haben wir unser Haus gefunden, gerade noch rechtzeitig bevor die Preise ins unendliche gingen und leben heute sehr grün, zwischen Seen und Wasser, zwischen Feld und Wiese...nur der Bus verbindet uns mit der Hauptstadt in der wir laut Postleitzahl wohnen. Glauben tut es kaum einer der uns besucht.
Viel Erfolg auf eurem Weg
Hach, das klingt schön! Unsere Freunde hier kauften alle vor acht Jahren für die Hälfte der Preise. Damals hätte das wohl niemand geglaubt.
Freut mich sehr, dass ihr eine neue, wohnliche Heimat trotz Großstadt gefunden habt. Das ist so viel wert! <3