Schafft die 40-Stunden-Woche ab!

Ich verstehe den Wunsch nach mehr freier Zeit um die Qualität der Zeit in Familie zu verbessern. Ich bin aber auch der Meinung das wir in einem Konstrukt leben was uns bereits viel ermöglicht und im Gegensatz zu den meisten Ländern sehr gut absichert.

Ich lebe im sehr ländlichen Raum, bin alleinerziehend und auch alleinstehend, arbeite hauptberuflich 45 Stunden im Management und verdiene mir im Nebenberuf noch etwas dazu. Trotzdem schaffe ich es noch Musikschule, Training und Hobby zu organisieren und Quality-Time mit meinem Kind zu verbringen. Ach ja. Und mich um das nette Haus zu kümmern was ich nach der Trennung übernommen habe. Das ist knallhartes Zeitmanagement. Das ist knallhartes Kostenmanagement. Es erfordert Disziplin und Durchhaltevermögen. Aber es ist eine befriedigende Sache am Ende des Tages zu wissen das man das alles hinbekommt. Auch ohne die Großeltern die ständig einspringen können, weil sie eben nicht um die Ecke wohnen. Auch ohne großes Netzwerk was ständig abfedern muss. Freunde und Familie sind wichtig. Aber eben nicht der Hauptgrund warum es funktioniert.

Nicht jeder Job ermöglicht nunmal flexibles Arbeiten. Es ist in vielen Branchen und Berufsgruppen wichtig vor Ort zu sein. Und es ist wichtig sein Engagement einzubringen. Wir können nicht erwarten das uns alles gegeben wird ohne entsprechende Leistung dafür zu generieren. Mir scheint es unklar das ständig nach Verständnis geschrien aber nicht das globale System der Arbeitswelt beleuchtet wird. Ich frage mich immer wie meine Eltern es geschafft haben 6 Kinder neben Vollzeitarbeit im eigenen Unternehmen zu vernünftigen Menschen zu erziehen. Ohne viel Geld. Wohl bemerkt.

Ja. Ich gehe nicht 20:15 Uhr auf die Couch und schau mir 3 Stunden Serien an. Und ich tingel auch nicht Stundenlang rum. Aber ich koste dafür gerade mit dem Kind jede freie Minute aus. Bevor ich mich um Weiterbildung, Haushalt und andere organisatorische Dinge kümmere. Komischerweise bin ich trotzdem bei jeder Dorfveranstaltung dabei und nicht nur anwesend, geh auch mal feiern wenn der Vater seine 3 Tage mit dem Kind hat und lese am Wochenende mal ein gutes Buch. Daher stellt auch die gesellschaftliche Anteilnahme kein Problem dar.

Das Problem schaffen wir uns oft selbst. Weil unsere Gesellschaft uns irgendwelche Ideale vorgibt die vollkommen unnötig sind und uns sinnlos unter Stress setzen. Dadurch werden wir unbelastbar weil wir das wesentliche nicht mehr sehen können.

Das viele Elternteile sich aus dem Arbeitsleben zurücknehmen wollen hängt oft weniger mit dem Wunsch nach mehr Familienzeit als mit der eigenen Unzufriedenheit im Job zusammen. Ich hab genug Personalverantwortung um diese Gespräche oft genug geführt zu haben. Es gibt genug Möglichkeiten kürzer zu treten, nur wollen die meisten nicht akzeptieren das hierzu die Einbußen des Gehalts und der Anerkennung einhergehen. Mit Verlaub, so funktioniert Wertschöpfung, gerade in der wirtschaftlichen, nun mal. Und das immer auf den Schultern anderer auszubaden ist nicht korrekt.

Womit ich konform gehe ist das der Staat zu wenig unternimmt. Unser Bildungsangebot ist eine Katastrophe, der ländliche Raum ist komplett angeschnitten und die Lebensmodelle werden zu starr im Subventionsmanagement betrachtet. Es ist erbärmlich was hier vor sich geht.

Jeder muss das für sich entscheiden. Jede Forderung muss wohl bedacht sein. Ich würde mir wünschen das unsere Gesellschaft auf der einen Seite nicht immer mehr der Verweichlichung unterliegt und jeder nur an sich denkt. Auf der anderen Seite wäre weniger Verrohung wünschenswert wie sie durch die Spaltung der Gesellschaft immer mehr einhergeht. Das Leben ist kein Ponyhof.

Jeder kämpft seinen Kampf. Denn am Ende des Tages ist jeder seines eigenen Glückes Schmied. Auch wenn das eben einer gewissen Anstrengung und Selbstüberwindung bedarf. Aber für mich kann ich sagen: ich werde als Mama bestätigt, das tollste Gefühl auf Erden, denn ich wollte immer Mama sein, im Job und in meinem Umfeld.

Ich verurteile niemand. Aber über manche Diskussionsgrundlagen darf man doch auch mal philosophieren 😉

Auf das jeder einzelne seinen Weg findet und glücklich wird.