Manchmal bietet das Leben Zufälle, die man sich nicht einmal im Traum vorgestellt hätte. Ich kam 2014/2015 zu meinem bisher liebsten Job als Suchmaschinenoptimiererin (SEO) durch einen solchen Zufall.
Eine Begebenheit, die mich glücklich machte und mich aus einem nicht ganz so glücklichen Arbeitsverhältnis holte.
So habe ich mir das immer gewünscht: man sucht sich ein Unternehmen aus, das man toll findet und fängt dort an. In der Realität sah das zuvor bei mir oft anders aus. Man durchforstet unzählige Jobangebote und bewirbt sich bei allen Unternehmen, die halbwegs passen. Die Resonanz war oft mau.
Gefunden habe ich meinen neuen Arbeitgeber, als ich gerade in Elternzeit war und die Babywelt-Messe besuchte. Dorthin wurde ich als Bloggerin eingeladen von einem anderen Unternehmen eingeladen. Mein Blog hat mir schon einige Türen geöffnet und schöne Erlebnisse beschert. Was für ein Zufall!
Ich war so beeindruckt von den Produkten und den Verkäufern, dass ich nach meiner Bestellung dort spontan eine E-Mail schrieb: "Hey, braucht ihr noch einen Mitarbeiter?" Und so begann es: Zufällig wurde gerade der neue Online-Shop geplant und einen SEO kann man dafür immer gebrauchen!
Tatsächlich war ich meinem Job vor der Elternzeit nicht mehr so glücklich. Teilweise waren sogar Arbeitgeber from Hell dabei. Strenge Vorgaben zur Linksetzung mit Zielen (das ist so 2000!), Pflicht zum Ausfüllen der Meta Keywords (seriously?) und viele Entlassungen sorgten bei mir für mehr und mehr Unmut in dem Startup.
Das kennen sicher einige: wenn nicht-Fachkräfte einem erzählen wollen, wie man die Job machen soll, macht das keinen Spaß. Ich sage meinem Mechaniker ja auch nicht, wie er das Auto reparieren soll - weil ich es eben nicht weiß. Aha, aha!
Ein Neuanfang musste her und schon war ich unsicher, wahrscheinlich so ein Mütterding: würde ich mit zwei Kindern einen Job finden? Diese Zweifel kenne ich aus dem Freundeskreis.
Und mittlerweile bin ich sicher: ob zwei oder vier Kinder: wenn man gut im Job ist, findet man auch einen neuen Job. Vorausgesetzt, der Arbeitgeber fetzt. Bei uncoolen Chefs möchte ich eh nicht arbeiten.
Ich organisiere alles rund um die Betreuung meiner Kinder, mache Homeoffice mit Kind und bekomme dafür auch Freiheiten. Arbeiten, wann ich es einrichten kann, kurze Wege zur Arbeit, Rücksichtnahme auf Ferien der Kinder und meine Wehwehchen: Gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme.
Die Zweifel verflogen schnell. Ich wusste, was ich kann und auch, wo meine Schwächen lagen. Daran kann man arbeiten. Kinder sind definitiv keine Schwäche.
Kinder sind keine Schwäche im Job - wenn man tolle Chefs hat!
Das setzt einen guten Arbeitgeber voraus und eine Organisation und Kollegen, die nicht aus der Antike stammen.
Heutige Arbeitsmodelle sind anders als noch vor einigen Jahren. Kinder gehören dazu, arbeitende Frauen sowieso.
Die Frage dreht sich nur noch um die Vereinbarkeit von Kindern und Job. Gerade in Computer-Jobs ist Anwesenheitspflicht keine Pflicht, wie sie gerne in einigen Startups, die vor Beratern nur so strotzen, vorgelebt wird. Es ist kein Qualitätsmerkmal.
Texte schreibe ich besser, wenn ich allein bin, wenn um mich herum nichts wuselt. Doch einige sehen das anders. Berater, die in vorherigen Jobs große Unternehmen unterstützten und dann behaupten, mit einem 35 h Job könnte man keine Teamleitung übernehmen. 35 h, jawohl.
Den Titel bekam ich nicht, weil man "mehr als Vollzeit arbeiten müsste, um Teamleiter zu werden", dennoch war ich für einige Mitarbeiter verantwortlich, verteilte Arbeit, stellte ein, entließ und führte Mitarbeitergespräche.
Das verstehe wer will, aber als Teilzeitmutti (ja, den Stempel gab es gratis) darf man anscheinend keinen Titel haben, nur den Workload.
Ich sehe freiwillige Überstunden immer noch nicht als Pflicht eines Arbeitnehmers an. Das mag einen Chef vielleicht freuen, doch die Frage ist, wie lange ein Mitarbeiter das durchziehen will. Das geht vielleicht gut, wenn man kinderlos ist und der Partner selbst gerne lange arbeitet. Doch mir war Zeit mit der Familie schon immer wichtig: oder auch Freizeit.
Außerdem: auch Überstunden sind kein Qualitätsmerkmal. Man kann auch in vielen Stunden nichts machen und das wurmt mich: Wieso wird in manchen Büros der Papa beklatscht, der trotz kleinem Kind bis abends im Büro hockt, Hauptsache Präsenzzeit, und die Teilzeitmutti landet auf dem Abstellgleis der nicht-Beförderungen?
P. S. In anderen Gebieten / Unternehmen sind 35 h übrigens Vollzeit. Mein Mann arbeitete zur selben Zeit 32 h und hatte einen ganz anderen Stand. Es ist ungerecht, wie die Behandlung von Männern und Müttern (weil Männer werden selten als Väter gesehen!) in einigen Unternehmen stattfindet.
Warum bekommen Väter keinen Vaterstempel aufgedrückt? Ich verstehe das bis heute nicht, denn ein Foto meiner Kinder fand man auf meinem Schreibtisch nicht. Kinder spielten in dem Job keine Rolle.
Ich bin gegen Stempel, weder für Frauen noch für Männer. Wer fachlich und sozial gut ist, sollte Aufstiegschancen haben. Das kann mit einem 20 h Job schwierig werden, doch Tandem-Modelle zeigen, dass auch das mittlerweile möglich ist.
Mittlerweile bin ich Head of SEO. In einem anderen Unternehmen, in Teilzeit und ich darf bestimmen, obwohl ich Mutti bin. Verrückt. Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Fragt mal manche Chefs.
Also liebe Unternehmen: Baut ein paar Hemmungen ab, gebt Eltern eine Chance und schaut lieber darauf, wie man voreinander profitieren kann statt Grenzen aufzuzeigen. Das ist mein persönliches Geheimnis für Glück im Job - sogar mit drei Kindern.
Nun bin ich glücklich. Ich habe einen Arbeitgeber gefunden, der meine Meinung als SEO wertschätzt, der meine Vorschläge zumindest anhört und im Rahmen der Möglichkeiten umsetzt.
Ich habe Kolleginnen und Kollegen, die hilfsbereit sind und stets ein nettes Wort übrig haben. Meine Kinder darf ich erwähnen, sogar in Kundengesprächen. In einem Babygeschäft ist Erfahrung mit Babyprodukten eben von Vorteil. 😉
Wie seid ihr zur euren Jobs gekommen? Seid ihr glücklich? Was tut ihr oder eure Chefs dafür?
Schreibt mir auch gerne anonym eure Arbeitgeber from Hell Geschichte, hoffentlich mit Happy End! <3
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