Das ist kein Thema, über das man mit allen anderen Eltern spricht: "Na, heute wieder geschimpft?" - das sagen wohl nur wenige. Wie Erziehen ohne Schimpfen funktionieren kann, erklärt die Journalistin und artgerecht-Gründerin Nicola Schmidt in ihrem Buch, das im GRÄFE UND UNZER Verlag erschien. Sie gibt viele praxisorientierte Tipps, Hintergründe, Aufgaben zum Mitmachen und eine 21 Tage-Challenge für Eltern, aber auch Großeltern, die ihre (Enkel-) Kinder nicht mehr anmeckern wollen. Sie gibt LeserInnen Strategien für eine artgerechte Erziehung auf den Weg.
Der GU Verlag stellte mir ein Rezensionsexemplar und die beiden Bücher für die Verlosung. Der Beitrag ist unbezahlte Werbung. Die Links mit * sind Werbelinks.
Super, endlich ein Buch, das sich nicht nur an Eltern, sondern auch an die Großeltern und andere Beziehungspersonen richtet! Die Autorin Nicola Schmidt beginnt mit einem Selbsttest zum Ankreuzen: wo stehe ich und was heißt das? Eltern können sich danach Gedanken machen, wie sie eigentlich gerne agieren würden.
"Stress blockiert eine gesunde Erziehung."
Erziehen ohne Schimpfen, S. 21
Warum wir Eltern ausrasten ist bereits Teil des zweiten Kapitels. Es folgt ein Sprung zum Gehirn: Erklärungen zum präfrontalen Cortex. Sehr bildhaft erklärt die Nicola, was Stress im Gehirn und mit uns macht: er sorgt mitunter dafür, dass wir Kinder anmeckern. (S. 19) Zügig lese ich durch die leicht verständlichen Kapitel, die stets mit einer Zusammenfassung abschließen.
Die Autorin warnt: Schimpfen kann gefährlich sein. Streit verschwindet dadurch nicht, mahnt sie an. Vielmehr hat lautes Schimpfen einen ähnlichen Effekt wie das Schlagen. Kinder beginnen eventuell, aus Angst vor Strafe zu lügen oder damit, dass sie kleinere Kinder maßregeln - der Stärkere gewinnt?! - S. 26
"Wir sind nicht dafür gemacht, mit ein oder mehreren Kindern allein zu sein."
Erziehen ohne Schimpfen, S. 48
Die artgerecht-Gründerin geht im Verlauf ihres Ratgebers auf die Familienzusammensetzung ein. Sehr interessant ist ihre Beschreibung anderer Völker, die in Gruppen zusammenleben und viel weniger arbeiten als wir in Europa. Sie geht sogar noch weiter:
"Ein Kind allein oder zu zweit großzuziehen, ist daher eine permanente Überforderung, man kann fast sagen eine Notsituation (...)."
Erziehen ohne Schimpfen, S. 58
Nicola Schmidt spricht genau den Kern unserer Zeit an: in der Rushhour des Lebens ist alles zu viel: Kinder, Karriere, Ehe. Sie gibt den Tipp, gemeinsam ein eigenes Dorf zu errichten: mit Freunden, Nachbarn & Co. (S.60).
Wo befinden wir uns? Sind wir noch entspannt und damit im grünen Bereich? Oder fühlen wir uns leicht genervt (orange) oder sind gar einschüchternd (rot), sodass die Kinder Angst bekommen? Die Buchautorin empfiehlt, sich regelmäßig selbst zu überprüfen. (S. 63).
Ein Meckern ist immer auch ein Kontaktverlust zum Kind (S. 65), d. h. es findet keine Kommunikation auf Augenhöhe statt. Nicola Schmidt hinterfragt: würde man SO auch mit dem eigenen Partner reden?
Sehr einleuchtend fand ich ihre Betrachtung zu Kindern, die unter Druck gesetzt werden. Dann passiert nämlich nichts mehr, schreibt sie, wenn der Druck entfernt wird. Was bringt es, wenn Kinder beschämt den Tisch decken, wenn es unter Druck passiert? Sie weist darauf hin, dass diese Kinder dann eben nicht mehr den Tisch decken, wenn der Druck weg ist, weil das Verhalten nur von außen motiviert (extrinsisch) ist. Wir wollen doch aber Kinder die kooperieren, mit einbezogen werden und freiwillig mitmachen. Ganz ohne Druck!
Sehr praxisorientiert, also wahrlich hilfreich, finde ich auch Nicolas Betrachtung über: Was passiert eigentlich, wenn wir ausrasten? (S. 68) Oder weiter: warum wir ausrasten. Das sind massive Stresssituationen! (S. 73). Sie gibt zudem Tipps, wie man Kinder im Frust begleiten kann und auch wie man Grenzen aufzeigt. (S. 71)
Nein sagen lernen: das ist ein wichtiger Punkt auf Nicolas Empfehlungsliste. Wie man das lernen kann, wie man sogar empathisch (zu Kindern) nein sagen kann, listet die Autorin lebensnah auf. (S. 80 ff)
In diesem Zug kommt auch eine der im Ratgeber verteilten Übungen zum Vorschein: Atmen. Diese finde ich hier sehr angebracht: denn Nicola bekennt: egal, wie man atmet, man kann nichts falsch machen! Sehr sympathisch!
Erwachsene treffen am Tag etwa 35000 Entscheidungen."
Erziehen ohne Schimpfen, S. 87
Das kann laut Nicola dazu führen, dass man genervt ist, wenn noch ein Wunsch aufkommt. Die "Entscheidungsmüdigkeit" trifft hier voll zu. Die Autorin empfiehlt daher, Routinen einzuführen. Einfache Merksätze, die man in einer Übung selbst zusammenstellen kann. (S. 89)
"Ich bin ja ein großer Freund davon, möglichst viel Quatsch zu machen."
Erziehen ohne Schimpfen, S. 111
Und was kann man nun machen, wenn man nicht schimpfen soll? Nicola zählt drei Alternativen dazu auf. Generell ist sie Fan kreativer Lösungen, erwähnt u. a. die vielseits gelobte Schaffung einer Ja-Umgebung, lachen und Spiele und gibt auch Ideen für kritische Phasen wie das Anschnallen im Auto, Zähneputzen, Schlafengehen, Anziehen usw.
Spielend Konflikte lösen, Machtumkehrspiele ("Heute gibt's nur Salat für die Erwachsenen!"), Regeln durchsetzen ohne Laissez faire - das sind noch weitere Punkte, die der Ratgeber Eltern mitgibt. Dazu gehört Entscheidungsfreiheit im großen Rahmen. Z. B. entscheiden Eltern, welches Essen sie kaufen und die Kinder, was sie davon essen. (S. 134)
Positive Kommunikation ist ein wichtiger Bestandteil im Alltag mit Kindern, wie auch Ich-Botschaften, findet die Autorin. Die Kommunikation muss auf Augenhöhe erfolgen und zudem auf der richtigen Ebene passieren. Dafür müssen Eltern jedoch erst einmal herausfinden, auf welcher Ebene ihr Kind die Botschaft annimmt. (S. 145)
Nach den vielen wertvollen Infos kommt noch mehr Praxis. Nicola ruft zur Challenge auf: 21 Tage ohne Schimpfen. Sie gibt Inspiration für Materialien (Notizbuch & Co.) und die Ziele. Diese erläutert sie im Detail, sodass Eltern ein guter Fahrplan zum Gelingen der Challenge mitgegeben wird: aktiv werden ist gefragt!
Gleichzeitig ist die 21 Tage Challenge eine gute Möglichkeit, das Gelesene zu wiederholen und in die Tat umzusetzen. Schummeln ist nicht: Wird an einem Tag geschimpft, wird wieder von Neuem angefangen zu zählen.
Ich bin ganz verliebt in das Buch! Es ist ein praxisnaher Ratgeber für Eltern, Großeltern und alle, die gerne mit dem Schimpfen aufhören wollen. Nicola Schmidt gibt Hintergrundwissen zu den Abläufen im Körper und, was ich viel wichtiger finde, einen Leitfaden mit Übungen und positiven Gedanken mit. Gerne möchte ich es allen ans Herz legen, die ein bisschen weniger meckern - oder ganz damit aufhören wollen. Z. B. mit ein bisschen Humor, viel lachen und den hilfreichen Tipps von Nicola.
Mehr zum Buch Erziehen ohne Schimpfen
Zusammen mit dem GRÄFE UND UNZER Verlag verlose ich zwei Exemplare von Erziehen ohne Schimpfen. Um teilzunehmen, verratet mir hier in den Kommentaren und / oder auf Facebook, in welchen Situationen ihr manchmal schimpft - oder wann nicht.
Das Gewinnspiel läuft bis zum 20.08.2019 und wird danach per Los aus allen Kommentaren insgesamt entschieden.
Gewonnen haben: Julia Widmann und Susann Pfalz. (Beide auf Facebook, auf dem Blog hat diesmal keiner gewonnen).
P. S. Gerne mit zwei Klicks auf Pinterest teilen:
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Ich versuche eigentlich wenig zu schimpfen. Wenn zum Beispiel ein Glas umfällt und das Wasser ausläuft, sage ich dass es nicht schlimm ist und man es aufwischen kann. Mein Sohn weint trotzdem immer erstmal aus Schreck. Aber natürlich gibt es auch Situationen, in denen man gerade gereizt ist oder eine andere Vorstellung hat, da ist es schon schwer nicht zu schimpfen. Über das Buch würde ich mich sehr freuen um hier ein paar gegenwirkende Ansätze zu finden.
Das Buch hört sich ja wahnsinnig interesant an. Ich probiere wenig zu schimpfen nur manchmal wenn beide auf mich einreden und kein Ende in Sicht ist bin ich schon gereizt und schimpfe . LG Maike
Bei uns ist ein ganz großer Knack- und Streitpunkt das abendliche ins Bett gehen, jedes Kind möchte etwas anderes, prinzipiell etwas anderes wie die Schwester, erst recht wie die Mama ... egal wie, ich mache es eigentlich immer falsch...
Das Buch lag schon bei amazon im Warenkorb, leider ist es diesen Monat finanziell nicht drin - gewinnen wäre also perfekt!
Wenn die Kinder sich streiten, irgendwas nicht nach (Zeit-) Plan verläuft oder auch wenn das Chaos überhand nimmt, dann schimpfe ich schon mal.
Manchmal schimpfe ich schnell und manchmal bin ich entspannter 🤷♀️
Das Nuch klingt richtig toll!!!
Ich würde gerne das Buch gewinnen da ich ab und zu wenn es einfach durch verschiedene Faktoren stressig laut werde. Das nervt mich im Nachhinein ungemein. Meinen Kindern würde es bestimmt zu gute kommen wenn ich ruhiger würde. Daher käme das Buch wie gerufen.
Ich schimpfe hauptsächlich, wenn die Kinder nicht das machen, was ich sage 😬
Hier wird manchmal geschimpft, wenn das Kind irgendeinen Unsinn macht. Allerdings fühle ich mich damit selbst nicht wohl, und oftmals schaffe ich es auch, in solchen Situationen anders zu reagieren. Aber gerade beim Anziehen kommt das Schimpfen noch viel zu oft. Ich würde mich über das Buch sehr freuen!
Ich schimpfe leider manchmal, wenn sich der Große schusselig verhält, was er aber natürlich nicht absichtlich macht. Ich habe das artgerecht Buch von Nicola Schmidt schon gelesen und fand es toll, über das neue Buch von ihr würde ich mich sehr freuen!
Nach nun ein paar Jahren Elternschaft, schimpfe ich - glaube ich zumindest - nicht mehr so viel. Viele Situationen nehme ich so an und dann dauert es mal 5 Minuten länger, aber das ist auch egal und alle sind zufriedener. Wenn der Große aber den Kleinen ärgert und ich ihm mehrmals sage, er soll aufhören, verlässt mich dann doch manchmal meine Ruhe. Im Nachhinein ärgert es mich aber, dass ich die Situationnicht anders lösen konnte. Über das Buch würde ich mich also sehr freuen!
Liebe Sarah,
wieder einmal ein sehr schöner Artikel. Ich verfalle leider viel zu oft ins Schimpfen. Gerade wenn die Tage voll sind und wir unter Zeitdruck sind. Sobald mir das bewusst wird, versuche ich immer einen Gang runter zu schalten und meinen Ärger für mich zu behalten. Die Kinder können ja in vielen Situationen eigentlich nicht dafür - Warum sind unsere Tage auch immer so durchgetaktet?! Das Buch wäre super und hiermit versuche ich mein Glück.
Viele Grüße
Hallo, ich möchte auch mein Glück versuchen. Besonders unter Zeitdruck fange ich an zu meckern. Gerade gestern als wir zur Uroma aufgebrochen sind, vorher alle Familienmitglieder das Bad blockieren, das Baby müde und maulig ist und der Mann die Ruhe weg hat... Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag. Liebe Grüße,
Franziska
Hallo Sarah, ich finde, dass ich immer noch zu viel schimpfe. Weniger in den Klassiker-Situationen wie Bettgehen, Zähneputzen etc. Da habe ich mich meist im Griff.
Am aller schlimmsten ist es für mich, wenn die Kinder alles soooo langsam machen, wenn man in die Arbeit muss... vielleicht gewinne ich ja das Buch und es gibt noch ein paar Tipps für mich.
Liebe Grüße
ch schimpfe dann, wenn sie unfreundlich anderen Leuten gegenüber sind oder die Katze ärgern! 😀
Ich versuche möglichst wenig zu schimpfen, aber wenn ich unter Zeitdruck stehe, Klappt es meistens nicht....
Auch wenn ich um etwas schon mehrfach gebeten habe, reißt mir in letzter Zeit oft der Geduldsfaden.... Ob das wohl daran liegt, dass ich Schwanger bin und die letzten Wochen einfach nur noch beschwerlich sind?!?!?!
Ich würde mich riesig über den Gewinn freuen. Da ich doch etwas Bedenken habe, dass ich wenn das Baby da ist öfters schimpfe?!?! Dabei will ich es nicht und fühle mich hinterher immer hundeelend.
Liebe Grüße, Bine
Bei uns gibt es Phasen, da schimpfen wir sehr oft. Und dann wieder Phasen, da läuft es "wie geschmiert".
Meist schimpfen wir wenn etwas aus Unachtsamkeit schief geht, was unser Großer (4) hätte wissen können. Wir müssen aber auch (oft) mit der Kleinen (1) schimpfen, weil sie bei Wut, wenn sie geärgert wird oder ihren Willen nicht durchsetzen kann, beißt.
Eigentlich will ich nicht so viel schimpfen, aber mir fehlen ehrlich gesagt die Alternativen. Vielleicht kann mir ja dieses Buch helfen!
grüße
nora
[…] doch ich fühlte mich einsam. Es fehlte mir, dieses Dorf, von dem auch Nicola in ihrem Buch: Erziehen ohne Schimpfen schreibt. Erneut war da dieses Gefühl: wie soll ich das schaffen wenn mein Mann wieder […]
[…] teste mich durch viele Dinge, Medienzeiten für Kinder, die Ernährung und das Erziehen ohne Schimpfen (ongoing). Keiner hat versprochen, dass Mama sein einfach ist. Und doch gibt es immer wieder […]