Gastautorin
21. September 2016
(Aktualisiert: 1. Februar 2023)

Gastbeitrag: Mobbing in der Schwangerschaft - Arbeitgeber from Hell

Meine Reihe #AGfromHell - Arbeitgeber aus der Hölle geht weiter mit einem erschreckenden Bericht einer arbeitenden Frau und Mama, die schlechte Erfahrungen mit ihren Chefinnen machte. Selbst das ist noch eine zu positive Beschreibung für die Situation, in der die Schreiberin stand und steht: Mobbing während der Schwangerschaft.

Zurück im Job nach Elternzeit: Horror im Büro

Nach 2,5 Jahren Elternzeit bin ich in meinen alten Job zurückgekehrt. Und ich bin an Grenzen, Mauern und vor allem meine Chefinnen gestoßen – beide um die 50, keine Kinder….kein Einfühlungsvermögen. Die x Jahre, die ich vorher den Job scheinbar gut gemacht hatte, waren vergessen, ich hatte schon während der Elternzeit, bei jedem Kontakt das Gefühl, nicht mehr willkommen zu sein, hörte gleich am ersten Arbeitstag Dinge, wie „dann haben wir mehrere (2!) Mütter im Team, da habe ich schon Angst davor, die sind ja immer krank“ oder den „Tipp“, es nicht wie eine Kollegin zu machen, die nur noch Mutter sei, die zufällig arbeitet – ich müsste da schon Prioritäten setzen...

Noch bevor ich die Chance hatte, wirklich Fehler zu machen, fand man immer irgendwas – und sei es nur, dass ich nach einer Veranstaltung eine Salatschüssel anscheinend falsch verräumt hatte oder einen Namen am Telefon falsch verstanden hatte und dementsprechend die Kandidatin mit falschen Namen verbunden hatte… nach diesen beiden „Fehlern“ wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass man mir keine verantwortungsvollen Aufgaben geben wolle oder könne, wenn ich nicht mal das schaffen würde. Egal, was ich tat, es war falsch und blieb es…ich könnte noch einige wunderliche Beispiele aufzählen, was mir alles vorgeworfen wurde.

Mobbing während der Schwangerschaft
Mobbing während der Schwangerschaft

Erneute Schwangerschaft: Mobbing

Als ich wieder schwanger wurde, meldete ich es sehr früh, um allen Zeit zu geben, Ersatz zu finden und von da an war es die Hölle. Die wenigen Arzttermine, die während der Arbeitszeit lagen, z.b. ein Zuckertest, der eben nur am Vormittag nüchtern geht, musste ich mir „erkämpfen“, selbst wenn ich angeboten habe die Zeit gleich am nächsten Tag nachzuholen fand man immer Gründe, warum ich gerade da nicht fehlen durfte. Zwischendurch schrieb mich die Betriebsärztin krank, sprach von Mobbing – das ich aber nicht bei der Personalabteilung anzeigen wollte, weil es so viele Gespräche und Folgen nach sich gezogen hätte.

Fast 3 Monate vor dem Mutterschutz wurden mir quasi alle Aufgaben entzogen, laut einer der beiden Chefinnen sollte ich nur noch meinen Schreibtisch aufräumen (den sie in meiner krankheitsbedingten Abwesenheit bereits durchsucht hatte und auch einiges mitgenommen hatte) und „Altlasten“ beseitigen – die ich nicht gefunden habe, aber gut. Ich wurde als unzuverlässig und unfähig hingestellt und zwischen den Zeilen hörte ich in all den pauschalen Vorwürfen, die nicht belegt wurden, dass man nicht weiß, ob ich nach der Elternzeit noch ins Team passen werde. Die beste Frage war die, wann ich denn die Übersicht verloren hätte.

Die rettende Krankschreibung

Ich war ab da nur noch am heulen, entweder hatte ich die Übersicht schon so verloren, dass ich es selbst nicht kapiert habe oder es waren doch alles nur Versuche, mich klein zu machen…und das haben sie leider geschafft. Ich habe dann noch eine Weile durchgehalten und mich dann mit Hilfe meines Frauenarztes 2 Wochen vor dem Mutterschutz krankschreiben lassen.

Ich denke noch viel zu viel über einzelne erlebte Situationen nach, mehr als ich gedacht hätte und trotz der Möglichkeit, nach der Elternzeit zurückzukehren: Ich will da nie wieder hin, lieber sortiere ich in einem Keller Akten oder mache andere stupide Dinge, als in meinen eigentlich tollen Job zurückzugehen.

Die Elternzeit mit meinem im Frühjahr geborenen Kleinen möchte ich jetzt auch dafür nutzen, erst mal wieder Selbstvertrauen zu bekommen, wie immer das gehen soll und mich dann umzuorientieren.

Was kann ich denn sonst noch? Was will ich (außer meine Ruhe und ein besseres Betriebsklima)? Und vor allem wer will mich? Noch bin ich zu verunsichert, habe Angst vor Neuem und den Folgen (kein Job, keine Rente, Altersarmut…..) aber es muss doch etwas anderes geben.

Liebe A., ich sende dir viele gute Gedanken - wichtig, um aus dem Mobbing-Loch zu entkommen. Hab Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten und schaue nach vorne. Bis die Wunden heilen...

Eure Meinung ist gefragt

Habt ihr Tipps für A.? Wie geht man mit Mobbing im Job aufgrund von Elternschaft um?

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8 comments on “Gastbeitrag: Mobbing in der Schwangerschaft - Arbeitgeber from Hell”

  1. Hallo Unbekannte, Ich kann dir nur sagen, es ging mir genauso! Ich hatte nach der Elternzeit der Großen eine unbefristete Stelle und bin dann Schwanger geworden. Der Mutterschutz lag nach dem Ende des Vertrages, also eigentlich kein Problem für die Chefin. Aber!!! Dann fing Sie an, rum zumeckern, mit Kollegen zu lästern wie unfähig ich doch sei und mich zu bitten, doch nicht mehr im Büro zu essen oder es wegzufegen, was an Krümeln liegen bleibt....Schade nur das es Weit und Breit keinen Feger gab???? Ich habe mich dann doch frühzeitig von meiner tollen Frauenärztin krank schreiben lassen und nun sitze ich in einer Weiterbildung mit der Hoffnung einen neuen Job zu finden. 😀

    1. Hallo Stephanie,

      danke für Deinen Kommentar zu meinem Bericht. Erstaunlich, welche Gründe sich die Chefinnen ausdenken, um Mitarbeiterinnen als unfähig hinzustellen. Wenn sie uns keine echten Fehler präsentieren können, müssen wir unsere Jobs ganz gut gemacht haben oder?
      Ich hatte mir auch schon überlegt, eine Weiterbildung zu machen, ich weiß nur nicht, was ich machen soll, oder will, eigentlich finde ich meinen alten Job ja toll ... wenn nur die Chefinnen nicht wären.
      Bisher konnte ich mir auch eine Selbstständigkeit nie vorstellen, aber inzwischen wäre mir ein Job ohne Chef am liebsten, dabei hatte ich schon so tolle Chefs.

      Mal sehen, wo es uns hinführt.
      Ich wünsche Dir alles Gute für die Jobsuche!

  2. Ich find sowas echt schlimm, als Mann kann ich mich nicht in so eine Situation hineinversetzen, aber meine Frau ist zur Zeit auch hoch schwanger. Und ich finde als Schwangere hat man auch so schon genug Belastung und Stress.
    Ich wünsch dir auf jedenfall alles gute für die Zukunft.

  3. Das klingt ja furchtbar. So eine Erfahrung wünscht man keiner Schwangeren. Man sollte doch diese Zeit genießen können und nicht so einen Ärger davon haben. Frauen neigen ja auch dazu, bei sowas die Zähne zusammenzubeißen und alles über sich ergehen zu lassen. Aber ich finde, wenn man so unfair behandelt wird, ist es wichtig, dass man den Mund aufmacht und auch seine Rechte kennt. Wenn es einen Betriebsrat in der Firma gibt, würde ich in solchen Fällen auch immer direkt dorthin gehen - das sind die ersten Ansprechpartner in Sachen Mobbing. Wenn man sich selbst helfen muss, ist vielleicht diese Seite auch hilfreich, da steht, welche Rechte man hat und was man bei Mobbing und Diskriminierung tun kann, um evtl. sogar gegen den AG vorzugehen, z.B. ein Mobbing-Tagebuch: https://www.betriebsrat.de/mobbing-konflikt

    Wäre ich an deiner Stelle, würde ich mir auch gut überlegen, ob ich nach der Elternzeit wirklich wieder in diese Firma zurück möchte. Denn mit einem Baby oder Kleinkind hören ja die Verpflichtungen nicht auf. Man muss öfter mal zuhause bleiben, um das Kind zu pflegen, hat feste Abhol-Zeiten etc. Es klingt nicht, als wäre in dieser Firma viel Verständnis dafür vorhanden.

    Vielleicht lohnt es sich, in der Elternzeit schon einmal Stellen zu recherchieren, die evtl. besser zur Mutterrolle passen - und vielleicht schon einmal die eine oder andere Bewerbung zu starten. Ein Blick in Arbeitgeber-Bewertungsportale kann da auch weiterhelfen, um abzuschätzen, wie die Unternehmen Mütter behandeln. Natürlich ist der alte Arbeitgeber eine "sichere Nummer", weil er einen zurücknehmen muss. Aber die Frage ist, wie viel diese Sicherheit bringt, wenn sie einen krank macht.

    Auf jeden Fall wünsche ich viel Kraft und Erfolg ... und alles Gute mit dem Nachwuchs und für die Zukunft.

  4. Hallo Stephanie, meiner Meinung nach müsste da eine Supervision ran um mal alle Seiten wirklich miteinander ins Gespräch zu bringen. Und wenn das nicht geht, wonach es ja aussieht, solltest Du Dir ernsthaft überlegen ein Arbeitsverhältnis, das Dir nur Verdruss bringt, zu beenden und Dir was Neues zu suchen... Auch wenn es zunächst wegen vermeintlicher Vorteile schwer fallen mag...!

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