Wie freute ich mich damals, als mein erstes Kind zur Schule kam. Wir waren beide gemeinsam aufgeregt. Das hat sich mittlerweile gelegt, schlimmer noch: ich weiß, was auf meinen zweiten Sohn zukommt. Den habe ich nun ebenfalls zur Schule angemeldet. Er ist nun ein Vorschulkind. So richtig Freude kommt bei mir aber nicht auf.
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Zugegeben, wir hatten Glück in den ersten beiden Schuljahren von Sohn 1.0. Er hatte einen seichten Einstieg, kam gut an und fand schnell Freunde. Mathe war ihm schnell zu langweilig, doch die Lehrerin konnte seine Interessen wecken und ihm im Thema behalten. Das war möglich, weil dort neben der Lehrerin eine Erzieherin dabei war.
Doch der Schuldruck war da: die ersten Noten und der Schulstress folgten bald. In der vierten Klasse zog dieser sogar noch an, sodass mein Sohn selbst sagt: er hat Stress! Er ist neun Jahre alt, muss lernen, Hausaufgaben machen und hat Vereinssport. An vielen Tagen hat er dann eben keine Lust mehr auf Freunde treffen. Das ist das, was Stress mit dem Körper macht. Mein Kind ist gefangen im System Schule. Raus kommt er da nicht mehr.
Klar wollen wir die bestmögliche Bildung für unser Kind und sicherlich geht auch von uns Druck aus: Gymnasium ist das nächste Ziel. Wir wissen, mit einem guten Abschluss hat man die besten Berufschancen und kann das machen, was man selbst möchte. Nur dass der Druck so früh passieren muss und der Lernstoff nicht anders vermittelt werden kann ist mir ein Rätsel.
Schulaufgaben sollten Schulaufgaben bleiben und nicht nach Hause verlagert werden, wo die Bedingungen in den Familien unterschiedlicher nicht sein könnten. Man sieht es jetzt schon auf Elternabenden: manche bitten um eine Kürzung der Hausaufgaben, andere um eine Ausweitung weil sie gar nicht wissen, was ihr Kind lernen soll. Sie bitten gar um Zusatzaufgaben - auf demselben Elternabend.
Das geht für mich weit über das hinaus, was Eltern leisten können sollten. Denn wie gesagt: nicht jeder hat die Möglichkeit, dem Kind bzw. den Kindern uneingeschränkt jeden Tag bei Hausaufgaben zu helfen. Dabei wird meine Hilfe mitunter viel gefordert, wenn es ums Lernen geht oder ums Flöte spielen. Reiner Wahnsinn.
Die Kinder, deren Eltern das nicht leisten können, haben zum Teil schlechtere Karten, zeigen meine Beobachtungen und Gespräche auf dem Elternabend. Die Mütter, die noch mehr Aufgaben fordern sind nicht die Alleinerziehenden. Im Gegenteil. Der Druck, der da entsteht muss dringend aufgehalten werden. Unsere Kinder spüren das am eigenen Leib.
In der Kita ist alles noch kuschelig und spielerisch. In der ersten Klasse wird das in einen festeren Rahmen gepresst, auch wenn noch viel gespielt wird. Es gibt eine Anwesenheitspflicht. Vorbei mit dem Ausschlafen oder Steinchen am Wegesrand zählen. Zeit ist eh ein Problem: so wurden wir gebeten, dass die Kinder keine Schleifenschuhe mehr tragen, die sie nicht selbst binden können. Alles verständlich, doch fehlte mir die heile Kita-Blase mit den lieben Erzieherinnen, die noch näher beim Kind sind.
Wie gesagt: wir hatten bisher nur Glück mit den Klassenlehrerinnen, dennoch kommt der Stress bei unserem Kind und damit auch bei uns an. Streit wegen Hausaufgaben. Auch Tränen, wenn die Kraft nicht mehr da ist, aber sich das Kind selbst unter Druck setzt, weil es nicht ohne Lösungen da stehen will. Die eigenen Maßstäbe können selbst bei Kindern hoch sein.
Nächste Jahr ist es soweit: unser zweiter Sohn kommt zur Schule. Das kann ich mir noch nicht vorstellen, so verspielt ist er und doch weiß ich: in einem Jahr kann viel passieren. Allerdings sehe ich dem nicht mehr so aufgeregt-euphorisch entgegen, wie es noch beim ersten Kind der Fall war. Ich weiß, was Schule für mein Kind und auch für uns bedeuten kann.
Natürlich freue ich mich, dass mein Sohn dann endlich die Buchstaben und Zahlen richtig lernen kann. Darauf freut er sich schon. Ansonsten ist das Thema Schule noch nicht allzu präsent bei uns. Er geht gerne zur Kita, am liebsten in den Sandkasten.
In zehn Monaten wird das nur noch nachmittags möglich sein. Er wird dann mit 25 anderen Kindern zu festen Zeiten auf kleinen Stühlen sitzen und hoffentlich Spaß am Lernen haben. Andernfalls kann das schwierig werden. Dafür ist das System Schule nämlich nicht gedacht. Es kommt darauf an, was man daraus macht, welche LehrerInnen man hat und leider ja: wie viel Zeit die Eltern investieren können. Kind und Karriere muss man auch noch unter einen Hut bringen, wenn die Kinder längst zur Schule gehen.
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Bald ist Schulanfang! Oder auch das Kita-Ende. Bald hast du ein Schulkind zu Hause! Und da Abschiede immer etwas schwerfallen, habe ich für mein Kinder einen Countdown zum Schulanfang erstellt. Diesen kannst du dir in zwei Varianten kostenlos herunterladen: Als Kalender mit Türchen oder als Raupe zum Ausmalen.
Hallo liebe Sarah,
Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema Einschulung. Da ich selbst Lehrerin an einer weiterführenden Schule bin, möchte ich die Gelegenheit ergreifen, um etwas zum Thema Hausaufgaben "aus der anderen Perspektive" zu sagen.
Du schreibst, dass es vielen Eltern stellenweise an Zeit fehle, bei den Hausaufgaben zu helfen. Hierzu kann ich nur sagen, dass (zumindest bei weiterführenden Schulen) dies auch gar nicht erwünscht wird. Hausaufgaben dienen unter anderem auch dazu, zu überprüfen, inwiefern ein Schüler den Lernstoff verstanden hat. Wird hierbei zu viel von den Eltern geholfen, ergibt sich unter Umständen folgendes Bild für den Lehrer: Die Hausaufgaben wurden richtig gelöst, also ist alles verstanden und es kann im Stoff weitergemacht werden. Ist es jedoch eigentlich die Leistung der Eltern, die das Kind hier präsentiert, besteht die Gefahr, dass beim Kind vom Lehrer unentdeckte Wissens- und Könnenslücken zurückbleiben. Die "Hilfe" der Eltern sollte sich also darauf beschränken, in gewissem Maße zu kontrollieren, ob und wie die Hausaufgaben angefertigt werden (auch hierfür ist auch die Schule zuständig!) und allenfalls zu helfen, wenn die Arbeitsanweisung nicht verstanden wurde. Natürlich ist klar, dass dies bei jüngeren Kindern stärker geschehen sollte als bei älteren. Aber Hausaufgaben sind an sich nicht Sache der Eltern!
Ganz liebe Grüße
J.
Hallo 🙂
das ist leider in den ersten Grundschuljahren Utopie - wir haben das auch gehört - von vielen Grundschullehrerinnen.
Doch ohne Anstoß setzte sich mein Sohn nicht hin und machte Aufgaben. Das klappte noch in der euphorischen Zeit der ersten Klasse. Mittlerweile meistens auch, da er nicht ohne Hausaufgaben dastehen will.
Oft ist es aber noch so, dass ich bei schwierigeren Sachen zumindest in der Nähe sein soll.
Ja, das sehe ich auch so, dass Fehler nicht berichtigt werden sollen, aus den von dir genannten Gründen!
Gerade, wenn es ums Lernen geht (Vokabeln, Gedichte & Flöte) tut sich mein Sohn jedoch schwer.
Er lernt schnell, aber nicht allein.
Ich verstehe, was du meinst: Alleine machen lassen. Mir fällt das aber schwer (ja, hier ist mein Problem ersichtlich). Das Kind muss es allein lernen. Ich gebe dir absolut Recht!
Doch kann ich (noch) nicht aus meiner Haut.
Bei anderen Dingen wie lesen üben, rechnen im Alltag etc. sind Eltern m. E. dennoch gefordert. Ohne Unterstützung geht es nicht.
Und das sieht man leider auch in den Ergebnissen der Klasse.
Daher bin ich immer noch für das Streichen von Hausaufgaben. Da wäre es doch viel sinnvoller, wenn Grundschüler die Aufgaben in der Schule erledigen und z. B. betreute Zeit bekommen. Oder das Bestandteil im Hort wird.
(Ich weiß: Personalmangel und Co.)
Doch nach Hause gehören die Aufgaben auch nicht.
Zu Hause soll man sich ausruhen, nicht Flöte üben müssen.
Nach unserer Arbeit setzen wir uns (i.d.R.) doch auch nicht hin und bereiten den nächsten Tag vor. Das macht man während der Arbeitszeit.
Fazit: Beide Seiten haben Recht, es bleibt schwierig. Es ist aktuell für Schüler und Eltern belastend. Für LehrerInnen mit Sicherheit auch! Das sehe ich auch bei uns. 5 i-Kinder und keine zweite Betreuungsperson. Das schlaucht und die Lernzeit aller leidet.
Liebe Grüße und vielen, vielen Dank für deinen Kommentar!
Aus Lehrersicht hab ich das nicht betrachtet. 🙂
- Sarah
Hallo, in der Grundschule empfand ich die Hausaufgaben auch oft als Stress für uns alle. Es war täglich einfach zu viel.
Mittlerweile ist unser Großer auf dem Gymnasium und die Hausaufgabensituation hat sich stark gebessert.
Insgesamt hat er auf dem Gymnasium viel besser die Möglichkeit sich seine Zeit selber einzuteilen und zu entscheiden wann er lernt, Hausaufgaben macht oder seine Freizeit genießt. Das nimmt sehr den Stress.
Aber mir graut es auch schon ein wenig vor dem nächsten Jahr wenn unser zweiter Sohn eingeschult werden soll. Und uns dann wieder viele Nachmittage mit Stress und Tränen erwarten.
Liebe Grüße
Sandra
Hi Sandra,
genau das meinte ich!
Ich bin ja froh, dass es bei euch auf dem Gymnasium weniger wurde.
Ich drücke euch die Daumen, dass Stress und Tränen mehrheitlich wegbleiben. ❤️
Ach Sarah... ich bin über deinen Satz gestolpert, dass du die beste Bildung für dein Kind willst und Gymnasium das Ziel ist. Warum ist ein Gymnasium so wichtig?
Verstehe mich nicht falsch, ich selbst habe auch Abitur. Aber auch bewusst über den zweiten Bildungsweg. Und wenn ich das mit anderen Vergleiche, habe ich dadurch viele Vorteile gehabt: ich musste früher Praktika machen und wurde im Vorfeld mehr aufmerksam auf meine Stärken. Habe mich bewusster mit dem Thema Ausbildung, Möglichkeiten und „was will ich eigentlich?“ beschäftigt. Im Endeffekt bin ich auf ein berufliches Gymnasium gegangen und habe Abitur mit Leistungsfach Programmierung gemacht. Diese Möglichkeit hätte ich bei uns an einem „normalen“ Gymnasium niemals gehabt.
Aber um es vorweg zu nehmen: wenn ich eins gemerkt habe, dann dass die Schulen allein von den Bundesländern schon so unterschiedlich sind, dass ich von Berlin überhaupt keine Ahnung habe 🙈
Ich bin gespannt, wie es bei uns nächstes Jahr in der Schule wird 😝
Hi Hanna,
ich kenne das ja nur von früher, habe mich noch nicht mit den neuen Schulen hier beschäftigt.
Damals blieb nur Gymnasium. Gesamtschule war für mich keine Option trotz meines nur guten Notendurchschnitts. Keine Ahnung, wie ich das besser beschreiben kann, ohne jemandem auf den Schlips zu treten. 😉
Ich denke, dass die Chancen dort besser sind (wenn Kind lernwillig und gut in der Schule), da man die Schüler dort besser fördern kann.
Es gibt mehr Unterricht, mehr Vertiefungen und mehr Auswahl und Möglichkeiten.
Man kann Kinder heutzutage auf Gymnasien mit Altgriechisch als Pflichtfach schicken. Haha.
Wir müssen sehen, was passt.
Bis dahin will ich, dass er alles gut lernen kann und achte sehr auf Lernergebnisse.
Ich kann mich auch über eine Drei freuen.
Also nicht falsch verstehen. 😉
Für mich war Gymnasium die beste Wahl, welches für meine Kinder ist, wissen wir noch nicht.
Abwarten, Tee trinken und zu viele Hausaufgaben machen. 😉
Immerhin macht meinem Sohn es Spaß, Mathe und Deutsch zu lernen. 🙂
Selbst der 5-Jährige macht freiwillig Deutschaufgaben aus der 1. Klasse.
So macht Lernen eben Spaß, Hausaufgaben oft nicht.
Hallo liebe Sarah,
Vielen Dank für deinen Artikel und Danke für das wenige "rosa" darin. Bei uns gibt's zwei Kinder und damit zwei vollkommen unterschiedliche Perspektiven.
Kind 1 hatte in der Grundschule unglaublich viele Schwierigkeiten. Bis Klasse 4 war alles schrecklich. Seit der weiterführenden Schule, Realschule übrigens, hat es sich um 180 Grad gedreht. Wir haben Glück mit Lehrer und Umfeld und auch das Lernen geht ganz gut.
Kind 2 hatte keine Schwierigkeiten mit dem Lernstoff, aktuell 4. Klasse, dafür aber mit den Ansprüchen der Lehrerin und ihres repekteinflössenden Auftretens. Auch hier hoffe ich, dass die weiterführende Schule es besser macht. Nur haben wir hier dann die Qual der Wahl. Gymnasium oder Realschule? Das macht mir aktuell noch Bauchschmerzen, weil ich das Kind lieber auf dem zweiten Weg Abitur machen sehen möchte. Einfach, weil es weniger Stress und Druck bereitet und das Kind dann selbst entscheiden kann, ob es die drei Jahre noch an die mittlere Reife dran hängt.
Stress ist Schule allemal und viel aufwändiger als ich jemals gedacht hätte.
Liebe Grüße Carola
Hi Carola,
danke für deine Worte!
Es ist so doof, dass man vorher nicht 100%ig weiß, welche Schulform am besten geeignet ist.
Genauso wie nicht jedes Grundschulkind für Montessori geeignet ist.
Bei uns wird es zukünftig darum gehen, überhaupt einen Platz an einer nachfolgenden Schule zu bekommen.
Sind ja alle voll und zum Teil werden Kinder in Berlin dazu gebracht, eine Stunde zu pendeln.
Das ist alles unglaublich.
Also wird man vielleicht auch dazu übergehen, Schulen zu suchen, die nicht so überlaufen sind und diese als Wunsch äußern.
Nur: will man das?
Es bleibt kompliziert.
[…] kündigte bereits einen neuen Aufgabenbatzen für Montag an. Kinderbeschäftigung könnte ich ohne Schulstress auch ganz gut. Das nervt alles, vor allem der Fakt, dass die Kitas wohl erst ab 1.8.2020 wieder […]