Sarah Depold
10. April 2017
(Aktualisiert: 25. Juni 2022)

Was wäre, wenn ich keine Hebamme für die Geburt hätte?

Der Hebammenmangel ist da. Man kann bereits jetzt Probleme beim Finden einer Hebamme bekommen, nicht nur in kleinen Ortschaften, auch in Berlin wird es eng. Wer "Sonderwünsche" wie eine Beleggeburt oder Hausgeburt hat, wird noch mehr Schwierigkeiten haben. Jana schrieb im Hebammenblog über die kritische Situation angestellter Hebammen in Kliniken. Die Perlenmama startete dazu eine Blogparade: Wie wäre meine Geburt ohne Hebamme verlaufen?

Meine erste Geburt - ohne Hebamme kein gutes Ende

Ich verglich bereits meine ersten beiden Geburten der Söhne miteinander. Die erste Geburt war sehr lang. Nach einem Blasensprung kamen die Wehen nur langsam in Fahrt. Unter der Geburt waren die Herztöne meines Sohnes plötzlich weg, ich wurde hektisch von den Hebammen auf das Bett verfrachtet, bekam einen Zugang verlegt und Medikamente gespritzt.

Eine Geburt ohne Hebamme? Bitte nicht!
Eine Geburt ohne Hebamme? Bitte nicht!

Hebamme ist die Expertin bei der Geburt

Wie wäre das gelaufen, wenn keine erfahrene Hebamme dabei gewesen wäre? Vielleicht hätte ich meinen Sohn nicht natürlich auf die Welt gebracht. Ich sollte viele Wehen weghecheln, in denen ich hätte pressen wollen. Welche Verletzungen hätte es gegeben? Unter der Geburt brauchte ich Unterstützung. Ich konnte nicht einschätzen, wann der richtige Moment zum Pressen ist. Ich kann nicht beurteilen, wie mir eine Ärztin hätte helfen können. Die Ärzte werden erst zum Schluss dazu gerufen. Unterstützung erhielt ich durch die Hebamme und meinen Mann. Doch er allein wäre mit der Situation überfordert gewesen. Ihn brauchte ich als mentale Stütze und Rückenkrauler, doch ein Kind kann er nicht auf die Welt bringen.

Die zweite Geburt ohne Hebamme

Bei Sohn 2.0 waren wir nach einem nächtlichen Fehlalarm am folgenden Nachmittag nur eine Stunde im Kreißsaal. Ich wurde aufgenommen, bekam einen Zugang und dann wuselten die Hebammen in den anderen Räumen umher. In der Endphase war die Hebamme jedoch an meiner Seite und gab mir Anweisungen. Trotzdem ich bereits eine Geburt hinter mir hatte: ich fühlte mich viel sicherer mit ihr an meiner Seite. Sie überwachte die Herztöne, untersuchte mich zu Beginn und kontrollierte den Fortschritt der Geburt. Das könnte sicherlich auch eine Ärztin, doch wenn wir schon zu wenige Hebammen haben, woher sollen die vielen Ärzte kommen, die nebenbei noch im OP, bei der Visite und in Arztpraxen gebraucht werden? Selbst bei meiner zweiten Geburt hätte ich nicht allein sein wollen.

Eine Geburt ohne Hebamme? Bitte nicht!

In wenigen Wochen kommt unser drittes Kind auf die Welt. Es soll eine ambulante Geburt im Krankenhaus werden. Ich kann mir nicht vorstellen, mein Kind ohne die Hilfe einer erfahrenen Hebamme durchzustehen. Denn selbst nach zwei natürlichen Geburten, an denen mein Mann die ganze Zeit an meiner Seite war, fühle ich mich nicht bereit für eine Alleingeburt. Hebammen geben Tipps zum Atmen, bestenfalls alternative Gebärpositionen und haben auch Zugriff auf die Schmerzmittel. Sie erkennen Notfälle und können eingreifen oder Ärzte benachrichtigen. Als Laie - das bin ich durchaus trotz absolvierter Geburten - kann ich nicht erkennen, ob ich Hilfe brauche oder die (überaus starken) Schmerzen normal sind.

Wir brauchen Hebammen für eine optimale Begleitung während der Geburt!

Nachbetreuung durch die Hebamme

Genau so wichtig finde ich die Betreuung im Wochenbett durch die Hebamme. Ich brauche Hilfe beim Stillen sowie bei der Nabelpflege. Wie pflegt man eigentlich ein Baby-Mädchen? Das ist für mich unbekanntes Terrain. Definitiv werde ich auch beim dritten Kind Fragen an meine Hebamme haben.

Verläuft die Rückbildung gut? Was hilft bei möglichen Geburtsverletzungen? Wie kann ich meine Schmerzen lindern? Ist die Neugeborenengelbsucht noch im normalen Rahmen? Dazu kommen sicher einige Fragen, die erst im Wochenbett aufkommen. Ich bin froh über die kompetente Beratung und Unterstützung, die ich bereits jetzt durch meine Hebamme erfahre. Der Gynäkologe ist für diese Art von Fragen nicht der richtige Ansprechpartner. Und auch mein Freundeskreis könnte vieles bestimmt nicht verbindlich beantworten.

Es gibt keinen Ersatz für unsere Hebammen!

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3 comments on “Was wäre, wenn ich keine Hebamme für die Geburt hätte?”

  1. Meine Geburt ohne Hebamme wäre wohl wie folgt verlaufen: nach der Aufnahme hätte mir eine Pflegekraft den Schmerzmitteltropf gegeben um den ich bat, statt mich abzuwimmeln und das CTG angehängt. Ich hätte mich mit meinem Mann entspannt, ausgeruht. Irgendwann hätte der Anästhesist dann die PDA gelegt, ohne dass ich unter Tränen und halb ohnmächtig darum betteln muss. Zeit zu pressen. Wann ich das machen muss, verrät mir das CTG. Es ist einfach, dank PDA entspannt und schmerzlos. Mein Mann hält mein Bein. Die Hebamme? Nutzlos. Sie lässt mich machen. Danach kommt auch schon der Gynäkologe. Um das Kind hätte sich ein Krankenpfleger kümmern können. Ich lege sie auch gleich an und sie nuckelt. Hilfe brauchen wir nicht. Das elende Rechtfertigen, warum wir nicht möchten, dass Fotos und Fußabdrücke für eine kitschige Babykarte gemacht werden (was ein Müll) entfällt.
    Geburt ohne Hebamme? JA BITTE! Es hätte so eine schöne Erfahrung sein können. Aber leider sind Hebammen bei der Geburt - noch - pflicht. Zum Glück aber nicht für's Wochenbettt und die Vorsorge.

    1. Liebe Emily,
      danke für deinen Kommentar.
      Ich habe es mir anders gewünscht, weil ich nicht so entspannt in die Geburt ging.
      Denn das wurde tatsächlich Realität bei mir.
      Die Frage ist dann besonders akut, wenn WIRKLICH diese Frage Realität wird.
      Wenn nicht Zeit für Fragen ist, für Kontrollen, ob alles glatt läuft, ohne zu reißen.
      Usw.
      Das läuft schief.
      Also zum Glück sind Hebammen Pflicht.
      Wenn auch nicht verfügbar.
      Das ist das Dilemma.
      Theoretisch gibt es auch einen Geburtsplan.
      Das kann sicher im Vorfeld besprochen werden, was im Krankenhaus möglich ist.
      Liebe Grüße
      Sarah

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