Uffz, was für ein Schulhalbjahr! Ganz knapp haben wir einen Schulplatz in der Nähe bekommen, diese Hürde war gemeistert. Doch das Phänomen Noten in der Schule und der entstehende Druck öffnete eine neue Büchse der Pandora: Wie sollten wir unserem Sohn verklickern, dass Noten wichtig sind? Bzw.: Müssen wir das überhaupt?
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Mein 8-jähriger Sohn lernt viel zu Hause. Er lernt, welche Pokémon gegenüber Wasser-Pokémon effektiv sind. Er weiß, wie man eine funktionierende Zuckerrohrfarm in Minecraft baut, schreibt freiwillig seitenweise Bücher mit dem Füller ab und übt sich in geduldigem Ausmalen.
Das alles brachte er sich selbst bei. Nun möchte ich keine Werbung für Homeschooling machen, wobei es sicher auch dafür passende Kandidaten gibt, sondern eher für das Lernen ohne Stress.
Wie sehr freute er sich darauf, in der Schule Flöte lernen zu können. Generell ist er musikalisch sehr interessiert. Und dann kamen die Noten. Das Instrument ist nichts für ihn, doch statt es beiseite legen zu dürfen, muss er da durch. Er hat damit ein so großes Problem, sodass er nicht selbst übt, obwohl Kontrollen anstehen.
Entsprechende Noten kassiert er dafür stoisch. Jedes Angebot für Hilfe wird abgelehnt. Selbst die Aussicht darauf, YouTube als Tutorial zu nutzen, zog nicht. Er hat mit dem Thema abgeschlossen. Doof nur, dass die Flöte ihn weiter begleiten wird.
Von einer guten Musiknoten kann er sich verabschieden. Warum soll er denn überhaupt noch Kraft in das Fach stecken, wenn die Note eh schon feststeht?
Wir reden hier von einem Drittklässler, nicht von einem, der schon jahrelang in diesem Konstrukt gefangen ist. Und da schrillen meine Alarmglocken. Wie kann ich ihn dazu bringen, wieder Freude an allen Fächern zu haben? Spätestens hier beginnt der Druck auf die Eltern, die sich eigentlich nicht in Hausaufgaben und das Lernen einmischen sollen. Haha, witzig. Nicht.
Das Einmaleins haben wir spielerisch mit den Kreisen und Apps geübt. Doch ein Instrument lernt man nicht nebenbei.
Das hat ihm hoffentlich niemand gesagt und doch ist das die Botschaft. Er kann die Tonleiter auf der Flöte nicht spielen, bekommt eine entsprechende Note und dann ist das erledigt - bis zur nächsten Kontrolle, die dasselbe Ergebnis erzielt.
Das muss ungemein frustrierend sein. Ich stelle mir das so vor: Ich gebe mir wirklich Mühe, lege meinen Chefs ein Reporting vor und die geben mir dann nur eine Drei, obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben habe? Dann mache ich das beim nächsten Mal eben nicht mehr.
Ich vermute, genau deswegen sind Belohnungen und Bestrafungen nicht überall gerne gesehen. (Ich nenne nun keine Gruppen, weil ich alles durcheinander bringe.)
Kinder lernen, wenn sie interessiert an einem Thema sind. Das begann in der alten Kita mit tollen Projekten: Wie aus Larven Marienkäfer werden. Oder aus Raupen Schmetterlinge. Wie Teig zu Kuchen wird, usw. In der Kita gab es keine Noten, es gab Ergebnisse. Die Kinder waren stolz, Teil sein zu dürfen.
Mein damals Dreijähriger erklärte mir detailliert, wie sich Marienkäfer entwickeln. Ich lerne selbst dazu!
Ich frage mich, warum in der Schule damit Schluss ist. Warum wird Lernen plötzlich zur Qual, wobei es doch etwas Schönes sein sollte? Warum kann man das Schulsystem nicht so anpassen, dass Kinder nicht untergehen?
Leider habe ich keine Lösung dafür, wünsche mir aber eine Änderung. Es gibt sicher viele gute Vorschläge von Pädagogen, die sich damit schon beschäftigten.
Mir fallen spontan Freie Schulen ein, deren Konzept in diese Richtung geht: Kinder entscheiden nach Interessen, wie sie lernen. Nun ist mein Sohn jedoch nicht auf einer Freien Schule, nicht mal einen Montessori-Ansatz gibt es.
Und dennoch fällt mir ein Stein von Herzen, dass mein Sohn ein gutes Zeugnis hat. Mit dem Blick auf das Gymnasium gerichtet, bin ich darüber sehr froh.
Doch der Druck kommt nicht nur von der Schule, auch von uns Eltern. Natürlich wollen wir, dass er gute Zensuren bekommt. Und wieder sind wir in der Stressspirale.
Klar könnte man argumentieren, dass mein Sohn alles allein verantworten muss. Soll er auch, aber die Kontrolle mache ich dennoch. Für vergessene Hausaufgaben, die benotet werden sollen, gibt es immerhin eine Sechs. Und da hört der Spaß bei mir auf, und bei ihm. Bei Noten generell.
Merkt ihr, auch ich habe ein bisschen Euphorie verloren. So freue ich mich zu Beginn so sehr über seine eigenen Fortschrittsfreude. Mittlerweile ist bei ihm auch ein bisschen die Luft raus. Und das ist so schade!
Ich hoffe, es gibt noch Inhalte, die begeisterungsfähig sind. Trotz der Noten, die wohl demnächst nicht abgeschafft werden. Druck und lernen vertragen sich nicht.
Wer hat Tipps, wie man Drittklässler zum Üben bringen kann?
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Wir haben großes Glück, dass unserem Sohn im Moment alles noch so zufliegt. Wenn er mal fehlt, so sagt die Lehrerin, macht sie sich keine Sorgen, dass er den Stoff ganz schnell wieder aufholt. Daher hat sie uns auch nie bei Fehlzeiten Hausaufgaben nach Hause gegeben oder so. Er hat einfach eine enorme Auffassungsgabe und kommt super mit. Problem dabei: Er muss nicht groß lernen und irgendwann wird er an den Punkt kommen, an dem er lernen muss, weil er auf erste Schwierigkeiten stossen wird. Daher habe ich immer etwas Angst, dass er irgendwann nicht weiß, wie dieses "Lernen" funktioniert. Aber wie mit einem Kind lernen, dass im Grunde noch nicht lernen braucht. Also wiederholen wir viel gemeinsam, damit er eine Ahnung davon bekommt *seufz*. Ist für ihn auch manchmal frustrierend, weil er die Zeit lieber anders verbringen möchte. Dafür setzt er sich selber aber auch extrem unter Druck. Sobald er mal einen Fehler macht hat er daran ganz schön zu knabbern. Das finde ich schade, denn Fehler dürfen sein, gehören dazu und das versuchen wir ihm auch immer klar zu machen. So lange er gelernt hat und sein Bestes gegeben hat, ist ihm niemals jemand böse. Das versuchen wir ihm immer und immer wieder zu spiegeln.
Aber auch er hat Fächer, die ihm gar nicht liegen oder gefallen. Leider sind das Kunst und Musik, was ja voll meine Welt ist *lach*. Es macht ihm einfach keinen Spaß und man sieht auch, dass er sich da nicht groß weiter entwickelt. Außer beim Keyboard, das er ja zu Hause gerne freiwillig übt. Aber eben freiwillig. Daher waren diese Fächer auch das einzige, was es zum Halbjahr zu bemängeln gab und ganz ehrlich: Das war mir ziemlich egal, da ich ja wusste, dass ihm die Fächer keinen Spaß bereiten. Er kann ja nicht überall super gut sein und ich hoffe, das kann er auch akzeptieren. Hier ist also eher das Problem, dass wir nicht diejenigen sind, die auf ihn Druck ausüben, sondern er selber. Schon immer...
Es ist schade, dass bei euch die Luft so raus ist. Aber wo liegt da der Fehler? Ein Lehrer sollte doch n der Lage sein das alles zumindest in der dritten Klasse noch mit einem Maß an Freude zu vermitteln, oder? Aber Flöte als Pflicht? Habt ihr einen musikalischen Schwerpunkt an der Schule? Ich weiß noch, bei uns war es damals das Glockenspiel. Die Flöte musste meine Schwester glaub an ihrer Grundschule lernen und die war mit Schwerpunkt.
Huch, das war jetzt viel Text. Sorry *lach*
Huhu Sari,
das war genau auch das Problem des Sohnes. Lernen musste er bisher nie, nun schon.
Das fällt ihm auf die Füße.
Gedicht lernen ist auch so eine Sache. Seufz.
Ich hoffe, dass es bei euch do bleibt.
Das ist sehr nervenschonend. 😀
Danke für die Worte <3
Huhu,
auch hier ist die Flöte fester Bestandteil des Musikunterrichts, allerdings bereits in Klasse 2 ohne Note und wir haben nach einem halben Jahr, wöchentlicher Flöteneinheit erst vier Töne. Bis zu den Herbstferien war die Flöte immer in der Schule, seitdem geht sie mehr oder weniger regelmäßig am WE nach Hause. Das Ünen war am Anfang schwer, weil ein Kind eben erstmal lernen muss wie lernen bzw üben geht. Da ich eine absolute Niete bin was Noten angeht, habe ich mir eine alte Blockflöte organisiert und mit dem Kind gemeinsam das wöchentliche Programm wiederholt und viel gelernt. Wir machten gemeinsam Fehler und hatten gemeinsam Erfolge. Seit ein paar Wochen wird nun auch nach Erinnerung zuhause geübt/wiederholt/gelernt. Wir versuchen die Übungsphasen gerade in Stressphasen kurz zu lassen: 10min , Note Tonlänge wiederholen, 1-2 Beispiellieder, fertig, LOB, morgen die nächste. Wir haben das Üben und vor allem Wiederholen zu Hause ritualisiert für Tage an denen sonst kaum Programm ist. Der Blick nach vorne sagt Ja das es eher mehr Aufgaben und Druck geben wird, da braucht man sich nichts schönreden. Und wenn die kurze Einheit erledigt ist bleibt Zeit für die Hobbys
Viel Erfolg euch mit den ungeliebten Fächern. Grundsätzlich finde ich deine Einstellung aber sehr gut, ihn seine eigenen Erfahrungen machen zu lassen mit den Noten, doof ist nur wenn eine riesige Lücke entsteht...
Hi Alex,
Danke für den Text!
Das gemeinsame Üben würde ihm sicher auch mehr helfen, jedoch habe ich den Fokus auf Mathe gelegt, weil er hier viel aufzuholen hatte (nach Schulwechsel). Dazu noch Hausaufgaben in Deutsch und Sachkunde: das ist einfach zu viel. Mathe muss er jeden Tag machen.
Irgendwann hört das auch auf mit dem Lernen. Er kann logischerweise nach so einem Tag auch nicht mehr. Kann ich absolut verstehen.
Ich warte mal ab, wie sich das entwickelt.
Notfalls machen wir ein youtube-Flöte-Bootcamp. :‘)
Liebe Sarah ,
Auch bei uns wird es immer schwieriger mit der Motivation. Unsere Große macht Abitur in 2020 und der kleine ist in klasse 5 auf einem Gymnasium. Besonders der Kleine braucht immer mehr Zuspruch um zu lernen. Während ich früher Noten gut und wichtig fand, würde ich mir auch im Gymnasium weniger Druck wünschen. Zum Glück ist die Rückkehr zum G9 Gymnasium hier in NRW geglückt. Die große hat noch den Stress im G8. Wir haben für den kleinen viele Arbeitshefte , passend zu den Schulbüchern, und Übungshefte gekauft. In den Übungsheften sind vor allem 10 Minuten Übungen drin, die können wir prima an die Hausaufgaben dranhängen. Oder auch mal zwischendurch machen.
Ansonsten funktionieren Lernen und Hausaufgaben nur mit strikten Vorgaben. Und immer mit dem gleichen Ablauf.
Nach Schulschluss machen sich die beiden das Essen warm und essen dann gemeinsam, dann ist Freizeit bis ich um 15.00 Uhr von der Arbeit komme. Dann werden Hausaufgaben gemacht. Danach eine kleine Lerneinheiten, dann Freizeit. Diese gestaltet sich dann mit Fußball und Handball Training und natürlich zocken. Die große macht das alles selbstständig. Sie braucht nur noch wenig Hilfe von den Eltern, nur Mathe Nachhilfe. Das bekomme ich selbst nicht hin.
Außerdem schau ich immer, das am Freitag alles fertig ist, und das Wochenende dann frei vom lernen ist.
Ich wünsche euch das ihr die Motivation nicht verliert und das du viel Kraft beim begleiten hast.
Viele liebe Grüße
Michaela
Hi Michaela,
stimmt, das wird ja eher noch schlimmer auf dem Gymnasium.
Meine eigene Zeit dort war sehr krass. Wie soll man als 1er und 2er Kandidatin auch mit den ganzen 5en in Mathe und Physik umgehen?
Ich bin gespannt, ob das Schulsystem irgendwann richtig reformiert wird.
In der Ausbildung in der Firma bekam ich auch keine Noten, oder bei der Einarbeitung in einen neuen Job. Trotzdem lernt man das.
Schwierig finde ich das, weil es für mich keine Sicht auf Besserung gibt!
Euer Lernpensum klingt auch krass. Vor allem, dass Eltern auch auf dem Gym noch weiter begleiten müssen.
Ich finde, das sollte gar nicht Pflicht sein (ich weiß, dass es nicht aktiv gefordert wird). Aber viele Kinder haben eben nicht die Möglichkeit.
Ich wünsche euch weiter viel Erfolg! 🙂
Es ist schade wenn Kindern die Lust am lernen vergeht. Das stimmt. Konzepte mit freiem lernen und Montessori sind durchwegs gut aber eben nicht kompatibel mit den Ruf der Eltern, dass das Kind unbedingt aufs Gymnasium muss. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Selbst du hast vor ein paar Wochen geschrieben, dass dein Sohn unbedingt geradlinig aufs Gymnasium soll. Jetzt beschwerst du dich über Druck und Noten. Finde ich etwas wiedersprüchlich. Gerade am Gymnasium nimmt der Druck noch zu und von daher ist es nur logisch, dass die Kinder leider schon in der Grundschule daran gewöhnt werden.
Natürlich wäre es anders besser aber in unseren verkorkstem deutschen System wo schon früh eine Trennung stattfindet. Wohl nicht möglich.
Ukrike
Hallo Ulrike,
dem widerspreche ich laut:
Montessori ist kein Widerspruch zum Gymnasium! Das weiß ich so gut, weil mein mein auf einer Montessori-Schule war und dann auf‘s Gymnasium ging.
Und natürlich darf ich mich über den Druck beschweren. Klar möchte ich, dass mein Sohn die beste Bildung bekommt, nur die Umsetzung mit dem notenbasierten System finde ich mangelhaft.
Ohne Hochschulreife sieht es später dürftig aus - selbst für den Start einer Ausbildunh im kaufmännischen oder IT-Bereich.
Daher ja: du hast recht, ich meckere viel diesbezüglich. Doch ich bin sicher, dass es zum Lernen bessere Methoden gibt es Druck.
Ich hätte zu Beginn nicht gedacht, dass Noten solch einen Einfluss auf uns alle haben.
Selbst das Zeugnisgeld kann man deshalb sehr kritisch sehen.
Schwierig, ja.
Danke dir für deine Kritik. Ich hoffe, wir finden noch das Mojo. 🙂
Liebe Grüße
Sarah
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