Sarah Depold
19. August 2021
(Aktualisiert: 25. Juni 2022)

Gehts noch? Eltern, die öffentlich Alkoholkonsum verherrlichen?

Kurz vorab: Ich trinke ab und zu Wein und ich bin Mama. Das ist eine Kombination, die anderen schlichtweg egal ist. Es sei denn, man sieht sie in den Social Networks. Ich frage mich, warum es auf einmal hip geworden ist, Wein zu trinken und das mit "Stressbewältigung" zu begründen. Gehts noch? Es geht weiter mit Zigaretten und Zucker.

Verherrlichung von Zigaretten auf Social Networks und in Filmen

Weißt du noch früher, als man in jedem Film Zigaretten sah? Das ist heute äußerst selten geworden. Ich muss immer an Mad Men denken, wenn es um Zigaretten in Filmen geht. Darin waren Zigaretten noch salonfähig. Das ist eine Serie, die in der 60er Jahren in New York spielt. Schlichtweg alle Mitarbeitenden der Marketing-Agentur rauchen: immer, überall, auf der Arbeit. Das war früher eben normal, bevor es Arbeitsschutzgesetze gab.

Persönlich habe ich das Gefühl, dass immer wenige (junge) Menschen rauchen. In der Öffentlichkeit ist es seltener geworden. Zum Glück ist das Rauchen seit einiger Zeit auch an Stationen von Bahnen untersagt. Ich mag den Trend sehr.

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Rauchverbot vor Kindern

"Hier hat sich seit fünfzehn Jahren der Anteil der rauchenden 12- bis 17-Jährigen erheblich reduziert. Er ist von 27,5 Prozent im Jahr 2001 auf 6,6 Prozent im Jahr 2018 gesunken. Auch bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren geht das Rauchen zurück. 2001 rauchten 44,5 Prozent. Im Jahr 2018 taten dies noch 24,8 Prozent."

Quelle: Bundesgesundheitsministerium

Mit Menschen, die in Kindernähe rauchen habe ich eh ein Problem. So sehr, dass ich auch schon Familienfeste verließ, weil es kein Entgegenkommen gab. (Rate, wer dann die Spaßbremse war? Richtig). 🤷🏼‍♀️

Gut, der Rauch-Trend geht zurück, ist es heute nicht mehr cool, zu rauchen. In meiner Kindheit war das noch anders. Nur was ist mit dem Alkohol?

Alkohol auf Social Media: Bei Eltern & Influencern - Muss das sein? Mamaskind.de
Alkohol auf Social Media: Bei Eltern & Influencern

Alkohol-Konsum auf Instagram

Zigaretten sehe ich nie in meiner Instagram-Bubble, wenn ich durch den Feed scrolle. Oder wenn ich auf neuen Profilen surfe. Niemals.

Anders sieht es mit Alkohol aus. In einer Zeit, in der quasi jede:r jemanden mit einer Krebs-Erkrankung oder Diabetes kennt, muss ich sicher nicht auf die Folgen regelmäßiges Alkoholkonsum aufmerksam machen.

Oder doch:

  • "Lebererkrankungen, Herz- und Kreislauferkrankungen, Nervenschäden,
  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse, Entzündungen im gesamten Verdauungstrakt,
  • Krampfadern der Speiseröhre, Muskelschwund, Krebserkrankungen" (Netdoktor)

Klar, man könnte mich erneut als Party Pooper bezeichnen, doch es geht nicht um vereinzelte Partys.

"Doch auch schon geringe Mengen Alkohol können gesundheitliche Probleme verursachen. Eine unschädliche Dosis gibt es nicht."

Quelle: Netdoktor
Alkoholfreier Sekt mit Cocktailkirschen
Alkoholfreier Sekt mit Cocktailkirschen

Eltern, die zur Entspannung Wein trinken

Ich finde es Wahnsinn, dass Alkohol - eine legale Droge - so offen Einzug in die Social Media Welt bekommt. Alkohol war nie weg, begleitete er doch die Erwachsenen auf jedem Geburtstag, jedem Kindergeburtstag, sonstigen Anlässen, ach, und zwischendurch.

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Das Feierabendbier, oder zwei, drei, vier, durfte auch nicht fehlen. "Ein tägliches Glas Rotwein ist gesund!". Sicher, es findet sich für jedes Verhalten irgendeine {seltsame} Studie, die das bejaht.

Aber ernsthaft: Eltern, die sich an einem Tag über Erziehungsthemen austauschen, sich öffnen, wie hart der Alltag mit Kindern sein kann und dann abends ihr tägliches Glas Wein in die Instagram-Kamera halten? Weil es ohne Wein nicht mehr geht? Weil es entstresst? Meditation ist gesünder.

Eltern haben eine Vorbildfunktion, Influencer auch

Nein, ich möchte keine Werbung für Wein machen, danke liebe Unternehmen. Auch nicht für alkoholfreie "Gin-Ersatzprodukte". Ich bin eh kein Fan von Ersatzprodukten, das fällt mir als Vegetarierin immer wieder auf. Doch wie kann es sein, dass eine legale Droge plötzlich in so vielen Storys auf Instagram ist?

Stress und Alkohol dürften sicher eine sehr schlechte Kombination sein. Alkohol im Haushalt mit Kindern finde ich ebenso problematisch, insofern dies regelmäßig stattfindet.

Zuckerfrei für Kinder - der Ratgeber zeigt die Gefahr von Zucker und bietet viele wertvolle Informationen - Mamaskind.de
Zuckerfrei für Kinder - der Ratgeber zeigt die Gefahr von Zucker und bietet viele wertvolle Informationen

Schädigende Sucht- & Konsummittel verbieten?

Drogen haben meiner Ansicht nach nichts im Internet und in Werbung zu tun, egal, ob sie legal oder illegal sind. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und das auf andere Dinge ausweiten, die schädigend sein können.

Dazu zähle ich "Kinder-Produkte", wie Süßigkeiten, Cornflakes oder auch spezielle Wurst für Kinder. Wir machten mit unseren Kindern ein Zucker-Projekt, ich interessiere mich für zuckerfreie Ernährung: ganz ohne Süßstoffe oder Quatsch-Ersatzprodukten, in den genauso viel "natürlicher Zucker" steckt.

Doch ganz ehrlich? Ich fühle mich immer unsicher, weil ich der Werbung nicht mehr vertrauen kann. Werbung für stark gesüßte Milchriegel oder mit Fußballern, die Schokocreme aufs Brot schmieren: Was soll denn das?

Man sagt, dass die Dosis das Gift macht, doch wie soll ich diese Dosis reduzieren, wenn hinter jedem Regal die nächste Verlockung wartet? Wenn ich als Verbraucherin eine Ernährungsberatung brauche, um nun festzustellen, ob zu viel Zucker, Fett, Salz oder sonstige Stoffe im Essen sind, die auf Dauer krank machen können?

"Kinder-Produkte" im Supermarkt - sprechen leider auch Erwachsene an - Mamaskind.de
"Kinder-Produkte" im Supermarkt - sprechen leider auch Erwachsene an

Weg mit der Werbung

Ich wünsche mir ein komplettes Verbot für alle legalen Drogen, für Alkohol, Zigaretten (weg damit von den Kassen & Automaten). Ich möchte keine Werbung mehr sehen für Nahrungsmittel, die so stark verarbeitet sind oder Zucker & Fett enthalten, dass man davon erkranken kann.

Weg mit der Werbung für Fast Food Ketten, deren Essen eigentlich nicht schmeckt, ungesund ist, aber das die Kinder lieben, weil das Marketing einfach unglaublich gut ist und hängen bleibt. Ich liebe es nicht.

"Dann schau doch nicht hin, du Glucke!"

Wie soll ich das tun? Überall gibt es Werbung für Ungesundes. Immer, wenn mich ein Kind nach Produkt XY fragt, weiß ich: "Aha, hat es irgendwo in der Werbung gesehen oder bei einem Kind in der Schule". Schulen und Kitas sind trotz (geringer) Bemühungen nämlich leider auch nicht frei von Zucker.

Was ist also die Lösung? Was Wie siehst du das?

Patricia schrieb auf Moms Blog auch über das Thema: Jugendliche & Alkohol und erklärt zudem, was Alkohol im Körper anstellen kann.

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5 comments on “Gehts noch? Eltern, die öffentlich Alkoholkonsum verherrlichen?”

  1. Hallo Sarah,

    ich bin über deinen Beitrag sehr erschrocken. Er liest sich sehr drastisch und radikal.

    Ich stimme dir zu, dass Werbung in bestimmten Bereichen stärker reguliert sein sollte, vor allem wenn Sie sich auf Kinder als Zielgruppe bezieht.

    Aber generell Werbung für potentielle Suchtgefahr verbieten? Dann müsste auch fast jede Handyspiel Werbung entfallen. Ich denke wir sind als Eltern in der Situation unseren Kindern den sicheren Umgang mit allen zu erklären.

    Ich finde nicht, dass Werbung von legalen Drogen auf Social-Media kein Anrecht hat. Es bleibt einfach ein Vertriebskanal. Ich sehe hier eher die Kanäle bzw. Influencer in der Pflicht. Diese sind aber Unternehmer. Und wenn der Vertrag ansprechend genug ist why not? Es deren persönliche Entscheidung was Sie mit Ihren Kanal machen.

    Warum konsumiert man als Nutzer diesen Kanal? Ich habe zum Beispiel in meiner Insta Bubble, fast keine einzige Alkohol Werbung. Und wenn ich mir überlege mit wie viel Werbung wir in unserer Jugend bombardiert wurden und wie viele Menschen im Umfeld geraucht und getrunken haben, dann bin ich sehr froh, dass wir nicht alle rauchende Alkoholiker sind, sondern immer mehr auf eine gesündere Lebensart achten. Und das fällt mir auch immer mehr bei den 20 Jährigen auf.

    Daher würde ich es nicht so drastisch sehen wie du es jetzt darstellst. Ich glaube in einigen Bereichen sind wir auf guten Weg. Und wenn wir unseren Kindern auch noch einen gesunden Umgang mit Ihrer Umwelt beibringen, wird das schon was werden.

    1. Hallo,
      du bist darüber erschrocken, dass ich gegen legale Drogen in der Werbung und Social Media Welt bin? Oha!
      Meine Botschaft ist ganz klar:
      Alkohol ist keine Lösung, niemals.
      Alkohol wird aber leider verherrlicht oder einfach als normal hingestellt.
      Es ist einfach nicht in Ordnung - aus meiner Sicht.
      Kein Grund zum Erschrecken.

      Und Computerspiele machen in der Regel nicht körperlich krank.
      Die Suchtquote ist sehr gering.

      Alkohol und Zigaretten sind gefährlich(er). Das kann man gar nicht miteinander vergleichen.

      Und ich finde es passt auch nicht zu sagen: „uns hat das auch nicht geschadet!“ Das ist niemals eine Begründung für irgendetwas.

      Legitim finde ich zu sagen: „Meine Kinder sollen es besser haben.“
      Und das versuche ich damit.

      Hände weg von den (legalen) Drogen, raus aus den Kinderaugen.

      Und gegen Stress lieber meditieren, Spazierengehen, Boxsack boxen oder was auch immer hilft.

      Aber kein Wein zum Entstressen. Punkt.

      Viele Grüße
      Sarah

    2. Hallo Sarah,

      ich glaube du hast mich etwas missverstanden. Ich war erschrocken über die Schreibweise des Artikels nicht über dessen Inhalt.

      Ich habe nicht behauptet, dass Alkohol eine Lösung für irgendwelche Probleme sei. Da gehe ich definitiv mit dir ein her.

      Ich unterstelle aber gerade, dass die Alkoholwerbung, die du wahrnimmst, nicht von deinen Kindern wahrgenommen wird. Ich würde dich auch unterstützten, wenn es ein Gesetzesvorhaben gibt, dass konsequent die Bewerbung legaler Drogen verbietet.

      Die Verharmlosung von Spielsucht sehe ich jedoch anders. Auch diese macht körperlich und seelisch krank. Das sollte in meinen Augen auch mehr in den Fokus gerückt werden.

      Ich habe ja auch nicht gesagt "uns hat das auch nicht geschadet!" Ich sagte unsere Eltern haben uns damit einen entsprechenden Umgang gelehrt und auch ich denke wir sollten unseren Kindern auch einen entsprechenden Umgang lehren. Dabei beziehe ich mich speziell darauf Ihnen den Sinn und Zweck von Werbung zu erläutern. Und ich habe im Kinderbereich noch nie Werbung für legale Drogen außer Zucker gesehen.

    3. Danke für die Klarstellung!
      Worauf ich mich aber am meisten beziehe, sind Eltern.
      Eltern, die Alkohol als normal dazugehörig leben.
      Und damit habe ich ein Problem.
      Es sollte kein alltägliches Ding sein.

      Ich finde, Kinder sollte man davor schützen. Und das am besten durch Aufklärung.
      Die kommt in der Schule für Ernährung viel zu kurz, für legale Drogen gibt es diese meines Wissens nach gar nicht.

      Aber auch zu Hause sollte das thematisiert werden.

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