Sarah Depold
16. Februar 2018
(Aktualisiert: 16. Dezember 2025)

Erfahrungsbericht: Familienkonferenz von Gordon

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Etwas muss sich ändern, dachte ich oft an Tagen, an denen ich meine Kinder scheinbar grundlos anmotzte, wo sie mir nichts rechtmachen konnten, weil ich unfassbar genervt von Kleinigkeiten war. Nicht mehr meckern ist mein hohes Ziel in der Kindererziehung bzw. der Beziehung zu meinen Kindern. Meine Freundin empfahl mir nicht nur den Erziehungsratgeber Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn, sondern auch Familienkonferenz von Thomas Gordon.

Gemeinsam setzen wir die Familienkonferenz nach Thomas Gordon um. Ein Erfahrungsbericht für gute Kommunikation mit Kindern. Was schon gut klappt und woran wir mit drei Kindern noch arbeiten, erzähle ich dir hier.

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Familienkonferenz: Neue Wege lernen

Meine Ziele vor dem Lesen waren: weniger meckern, den Kindern mehr zuhören, lieb miteinander sprechen und vor allem: die Bestrafung abschaffen.

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Das oberste Ziel: eine gute Bindung zu meinen Kindern haben und behalten. Sie sollen mir vertrauen und immer zu mir kommen können, wenn sie etwas plagt oder weil sie einfach so von ihrem Tag erzählen wollen.

Da ich meine genervte Sprechweise bereits in den Kindern wiedererkenne, muss sich schnell etwas ändern. So möchte ich nicht mit meinen Kindern reden! Leider ist eine komplette Verhaltensänderung nicht so zackig möglich. Meine Haltung steckt tief in mir drin und ich muss selbst lernen, aus dieser herauszukommen und mich den Kindern zuzuwenden, statt anzumeckern, wenn ich gestresst bin.

Ich bin noch lange nicht am Ziel und auch mein Mann nicht, der sich das Audiobook im Auto anhörte. Viel zu oft geraten wir wieder in die alten Handlungsweisen, meckern, befehlen und geben Ratschläge, obwohl die Kinder diese nicht brauchen. Dennoch denke ich, dass ein erster Schritt getan ist: Wir durchdenken unser Handeln gegenüber den Kindern.

Update 2025: Es klappt immer besser. Natürlich, wir sind auch nur Menschen. Doch mit drei Kindern von inzwischen 8 bis 15 Jahren haben wir eins geschafft: eine tolle Bindung zu unseren Kindern aufgebaut.

Das Gordon-Modell

Thomas Gordon entwickelte bereits 1970 das Gordon-Modell, ein Kommunikations-Modell, welches Konflikte lösen soll. Dabei geht es vor allem um effektive Ich-Botschaften, aktives Zuhören sowie niederlagelose Konfliktlösungen.

Annahme und Nichtannahme

Tatsächlich hatte ich bereits zu Beginn einige Aha-Effekte. Ich lernte darüber, dass jeder Mensch einen anderen Annahmebereich hat, logisch. So akzeptieren manche, dass die Wohnung mit Schuhen betreten werden darf, bei mir müssen die Schuhe im Flur ausgezogen werden. Das zieht sich über alle Lebensbereiche.

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In den Bereich der Nichtannahme fallen viele Dinge, die per se negativ sind, u. a.:

  • Kritisieren
  • predigen
  • ermahnen
  • moralisieren
  • kommandieren
  • einmischen
  • kontrollieren
  • mitmachen
  • befehlen
  • interpretieren

Als Ergebnis gibt es oft Kinder, die sich dagegen wehren. Kein Wunder, denn man übermittelt ihnen, dass die eigenen Bedürfnisse wichtige sind als die der Kinder.

Ich habe Gordons Familienkonferenz als detaillierte Mindmap aufgemalt. Per Klick kommt man zum größeren Bild.:

Mindmap: Familienkonferenz von Thomas Gordon | Mehr Infos zur erfolgreichen Kommunikation mit Kindern auf Mamaskind.de
Mindmap: Familienkonferenz von Thomas Gordon

Familienkonferenz in der Praxis

Früher:

Es ist schwer, sich von Macht und Autorität zu lösen. Denn nichts anderes taten wir. Wir sagten (und sagen noch immer zum Teil: "Räum deine Tasche sofort weg!", "Nein, du musst dies und jenes jetzt erledigen.", "Das hast du mit Absicht gemacht."

Letzter Satz klang schon immer falsch. Doch interpretieren ist keine gute Lösung nach Gordon. Tatsächlich bringt dieser auch nichts, weder für das Kind, das sich verurteilt fühlt, noch für die Eltern, die sich noch schlimmer fühlen.

 

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Heute:

Statt diesen Befehlston anzuschlagen erinnere ich mit Ich-Botschaften an unsere Vereinbarungen. So ähnlich klingt das jetzt bei mir. Manchmal muss noch eine zweite Ich-Botschaft folgen.:

"Ich würde mich freuen, wenn du dich an unsere gemeinsame Absprache hältst und die Tasche wegräumst. Das fühlt sich sonst wie Chaos für mich an und das finde ich nicht fair mir gegenüber."

Familienkonferenz von Thomas Gordon - Ratgeber für Familien - Mamaskind.de
Familienkonferenz von Thomas Gordon - Ratgeber für Familien

Warum reden wir nicht auf Augenhöhe mit den Kindern?

Weil es schwer ist, aus (guten wie schlechten) Gewohnheiten auszubrechen. Was wir jahrelang als richtige und gute Erziehung ansahen, wandelte sich ins Gegenteil. Doch wie wird man Gewohnheiten los? Wie verhindert man, dass man gleich losmeckert, wenn ein Glas umfällt? Wie löst man Konflikte, ohne ebenfalls loszuschreien? Fragen, die nicht einfach sind, wenn man zu wenig schläft und ein Leben mit mehreren Kindern hat.

Wir haben drei Kinder mit unterschiedlichen Bedürfnissen.

Ich kann nicht bestimmen, was das Beste ist. Es steht mir nicht zu. Sie müssen, wollen und sollen eigene Lösungen für ihre Probleme finden. Zu oft mache ich ihre Probleme zu meinen.

Probleme in der Kommunikation

Wir hatten teilweise Kommunikationsprobleme, vorwiegend morgens und abends, wenn es ans Fertigmachen der Kinder geht. Man erkennt als Außenstehender sofort, was hier falsch läuft:

"Nein, du nimmst nicht deinen Rucksack mit. Du hast dein Auto!" (Kommandieren) - Antwort: Bääääh!
"Steck jetzt deinen Arm da rein!" (Befehl) - rabääääh
"Wenn du so morgens bist, holen wir keine Katze!" (Sohn 1.0 zu 2.0, moralisieren) - Antwort: "Ich will auch keine Katze, ich will eine Babykatze!"

Wir sind zu sehr im Befehlston, wenn es ans Anziehen geht. Zähneputzen ist auch ein sehr heikles Thema. Da weichen die Vorstellungen der Kinder von unseren stark ab. Und das zu Zeiten, in denen wir Stress haben, weil die Arbeit ruft, oder wir erschöpft dem Feierabend entgegensehen.

Der Familienratgeber Familienkonferenz von Thomas Gordon - Mamaskind.de
Der Familienratgeber Familienkonferenz von Thomas Gordon

Wer hat das Problem?

Nachdem Annahme und Nichtannahme definiert sind, geht Gordon in Familienkonferenz auf die Probleme ein. Bei wem liegt das Problem?

Ist es tatsächlich mein Problem, wenn das Schulkind seine Hausaufgaben nicht macht? - Nein, das Kind muss dann der Lehrerin erklären, warum es keine gemacht hat. Bisher kam das noch nie vor.

Ist es das Problem der Kinder, wenn sie Gartenspielzeug draußen liegen lassen, oder meins, weil ich die Unordnung nicht mag? Die Kinder stören sich nicht daran, also ist es mein Problem, für dessen Lösung ich verantwortlich bin.

Es ist wichtig, herauszufinden, wer das tatsächliche Problem hat. Liegt es nicht bei den Kindern, sind sie auch an keiner Lösung interessiert.

Hängt neben dem Schreibtisch: Poster zur Familienkonferenz nach Gordon | Mehr Infos auf Mamaskind.de
Hängt neben dem Schreibtisch: Poster zur Familienkonferenz nach Gordon

Familienkonferenz am Esstisch

Nachdem ich das Buch ausgelesen hatte, setzten wir uns zusammen an den Tisch und sprachen über Medienzeiten der Kinder, Süßigkeiten und Haushalt.

Mich störte, dass der Große zu viel spielte, danach schlechte Laune hatte und die Jungs ständig nach Süßkram fragten. Auch fand ich es doof, dass es jeden Abend Stress gab, weil das Schulkind sich kein Brot für die Schule schmieren wollte.

Lösung:

Wir hatten die Probleme auf unserer Seite. So fanden wir Lösungen nach Gordons Schema für niederlagelose Konflikte.

Niederlagelose Konflikte

  1. Konflikt identifizieren & definieren
  2. Mögliche Alternativlösungen entwickeln
  3. Diese kritisch bewerten
  4. Sich für die beste annehmbare Lösung entscheiden
  5. Entscheidung ausführen
  6. Nachfolgende kritische Bewertung

Lösung: Computerzeit der Kinder

Wir suchten zuerst eine Lösung für das Problem Computerzeit. Ich formulierte als Ich-Botschaft, dass es mir nicht gefällt, dass er so lange zockt, weil ich mich nicht wohlfühle, wenn seine Laune anschließend sinkt.

Da mein Sohn nicht auf seine Computerzeit (Netflix / Konsolenspiele) unter der Woche verzichten will, schlug er selbst mehrere Dinge vor. Die anderen Vorschläge wie „kein Computer unter der Woche“ fand er nicht gut und wurden abgeschmettert. Mein Sohn war es, der eine Zeit von 30 Minuten unter der Woche und eine Stunde am Wochenende als Idee präsentierte. Wir waren alle einverstanden.

Dadurch ist er ermuntert, seinen Vorschlag auch zu befolgen. Er achtet selbst auf die Zeit. Allerdings startet die Zeit erst, nachdem er Hausaufgaben gemacht hatte und seine Schultasche ausgeräumt hatte.

Eine weitere Bedingung - mit der alle zufrieden sind - er spielt nicht nach 17 Uhr, damit noch Zeit für den Cooldown ist, bevor es Abendbrot gibt.

Es klappt hervorragend. Hätten wir ihm plump gesagt, dass er nur noch 30 Minuten am Tag spielen darf, hätte er das nicht so umgesetzt. Das versuchten wir alles bereits. Die niederlagelose Konfliktlösung hat hingegen super geholfen! Keiner fühlt sich benachteiligt, weil wir gemeinsam eine Lösung erarbeitet haben.

Leitfaden für gute Kommunikation mit Kindern nach Thomas Gordon. | Mehr Infos auf Mamaskind.de
Leitfaden für gute Kommunikation mit Kindern nach Thomas Gordon.

Erfolge dank Familienkonferenz

Wir sind noch weit davon entfernt, das Gelernte gut und nachhaltig umzusetzen. Dennoch gibt es einige Erfolge.:

  • Schulkind kommt (oft) freiwillig zum Zähne nachputzen
  • bringt nachmittags Müll raus, ohne Murren, obwohl müde
  • Das Miteinander klappt besser
  • Der Morgen ist nicht laut, wie sonst, das Kleinkind schreit nicht wild herum.
  • Die Kinder gehen ohne Murren Zähne putzen und mit Papa außer Haus
  • Kleinkind will morgens mit Papa duschen und lässt sich danach gerne anziehen

Mein Mann kann die Moderation eines Konflikts super:

  • Er löste zwei Konflikte am Esstisch, bzw. ließ die Kinder lösen
  • Ein Kind wollte eine Kiwi teilen, das andere wollte sie selbst schneiden
  • Mein Mann vermittelte: Dein Bruder möchte… Was sagst du dazu?
  • Wir waren erstaunt, wie einfach es sein kann
  • Nächster Schritt: Kinder regeln das allein, ohne Moderation

Probleme mit der Umsetzung

Ob wir so ganz alles richtig machen? Wir verfallen oft in Du-Botschaften und senden Lösungen mit. Mein Mann ist ein wenig genervt, weil SEIN Wecker nicht klingelte und ER in Zeitnot ist und eine Stunde länger arbeiten muss.

Das Problem liegt also auf seiner Seite. Das Kleinkind muss nicht modifiziert werden, wie Gordon so oder so ähnlich sagt. Es fällt dennoch schwer, alles umzusetzen, da der Ansatz nach Gordon Zeit braucht. Zeit, die wir vermeintlich nicht haben, obwohl es tatsächlich schneller gehen kann, wenn man auf die Bedürfnisse achtet, statt den eigenen Willen durchzusetzen.

Lösungen - Minischritte zum Ziel

  • Mini-Pausen einlegen, um herunterzukommen
  • Aufschreiben, wie man tagsüber handelte - durchdenken

Letzte Aktualisierung am 16.12.2025 / *Werbelinks / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Wer Familienkonferenz von Gordon (Teil 1 der Serie) mag, kann mit dem nächsten Band Familienkonferenz in der Praxis sein Wissen noch erweitern.

Hier geht es um Anwendungsfälle und vor allem Beispiele von Familien mit Erfolgen und Schwierigkeiten samt Kommentaren des Autors. Der Ratgeber stellt eine hilfreiche Erweiterung rund um die Kommunikation mit Kindern dar.

Familienkonferenz in der Praxis

Wenn man einen Familienratgeber liest, denkt man oft: Wie einleuchtend! Und dann hat man die erste größere Krise und fragt sich, wie das in der Realität klappen soll. Was nämlich in der Theorie leicht klingt, kann ganz schön herausfordernd sein, wenn es um die Umsetzung geht.

Thomas Gordon widmet sich mit dem zweiten Band der Familienkonferenz in der Praxis um genau die Probleme von Eltern.

Familienkonferenz in der Praxis - Ratgeber auf Mamaskind.de
Familienkonferenz in der Praxis - Ratgeber auf Mamaskind.de

Ist der zweite Band von Familienkonferenz wichtig?

Wer bisher keine Probleme in der Umsetzung der Familienkonferenz nach Gordon hatte, wird dieses Buch vermutlich nicht brauchen. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass Leser des ersten Bandes über eine weitere Vertiefung, eben Praxisfälle, sehr dankbar sind.

Der zweite Band kann sicher auch dann eine sinnvolle Ergänzung sein, wenn man keinen eigenständigen Kurs besucht hat, der vielerorts angeboten wird. Dort wird das Wissen vertieft und vor allem durch viele Fallbeispiele verdeutlicht. Denn nicht alles ist in der Familienkonferenz sofort verständlich, wie die Erfahrungsberichte von Gordons Familienkonferenz in der Praxis zeigen.

Kursabsolventen berichten aus der Praxis

Nun könnte man meinen, wenn Kursabsolventen befragt werden, wird nur das Gute abgedruckt. Das ist hier nicht der Fall. Stattdessen werden genau die Probleme gezeigt, die Eltern mit der Umsetzung der Techniken wie dem aktiven Zuhören und dem Senden von Ich-Botschaften haben.

Aber auch Skepsis von Eltern wird gezeigt - und die Erfolge, die schließlich die korrekte Umsetzung zeigen. Thomas Gordon geht auf die Berichte ein und erörtert aus seiner Sicht die Fälle. Schließlich kommt es zum Erfolg in der Kommunikation mit Kindern.

Ich finde in einigen Fällen Beispiele, die auch zu unserer Familie passen. Weiterhin wird auch über Eltern von pubertierenden oder erwachsenen Kindern berichtet.

Familienkonferenz in der Praxis ist eine Ergänzung

Der erste Band wird durch diesen Ratgeber noch ergänzt. Es wird nur das Wichtigste wiederholt, die Grundlagen sollten somit vorab im ersten Teil nachgelesen werden.

Zudem geht Gordon darauf ein, welche Neuerungen er sieht. Dazu gehören auch Neuheiten, die sich im Gespräch mit Eltern und anderen Mentoren der Familienkonferenz in der Praxis ergaben. Ausschnitte daraus sind:

  1. Gordon revidiert, dass Kommunikationssperren in jedem Fall vermieden werden sollten. Stattdessen erwähnt er, dass es in bestimmten Situationen nicht zwingend ist, darauf zu verzichten. Das gilt für Momente, in denen die Bindung zum Kind nicht gefährdet ist.
  2. Familienkonferenz funktioniert auch bei Kindern und Säuglingen (S. 14)
  3. Es werden Richtlinien für Eltern entwickelt, die ihre Kinder mit ihrer Art des Zuhörens nerven.

Falschannahmen von Eltern

Der Autor geht außerdem auf viele Falschannahmen von Eltern ein. Dazu gehören jene Dinge, von denen Eltern fälschlicherweise als korrekt ausgehen.

Kompromissloses Durchziehen ist Unsinn

So sind manche Eltern der Meinung, man muss die Familienkonferenz immer - und ohne Kompromiss - durchziehen. Da dies nicht geht, könnte man das gleich hinschmeißen. Das ist nicht realistisch, schreibt Gordon.

Toleranzniveau ändert sich

Es gibt ein bestimmtes Toleranzniveau, das bei jedem unterschiedlich hoch ist. (S. 25). Gordon erwähnt eindringlich, dass dieses selbst von Tag zu Tag verschieden sein kann. Daher muss man dem Kind nicht mit derselben Haltung gegenübertreten, nur weil es sonst immer so war. Somit kommt es erst gar nicht zur Konsequenz, immer gleich agieren zu müssen.

Beispiel Lärmpegel: Was man an einem Morgen gut aushält, kann nach einem langen Arbeitstag schon anders sein.

Eltern müssen nicht gleich handeln

Gorden schreibt weiter, dass Eltern eben nicht immer gleich handeln müssen. Das ist sicher eine große Erleichterung für Eltern, denn die Ansichten sind oft unterschiedlich. Das beginnt beim Lärmpegel und endet bei großen Themen - die man dann in der Familienkonferenz in der Praxis bespricht. (S. 30)

Allein machen: Auch das wollen Kinder irgendwann. Zuhören und sie machen lassen. | Mehr Infos auf Mamaskind.de
Allein machen: Auch das wollen Kinder irgendwann. Zuhören und sie machen lassen.

Aktives Zuhören

Definition aktives Zuhören: „Aktives Zuhören ist ein Instrument, durch das man einem Kind mitteilt, man akzeptiere seine Probleme, sodass es ermutigt wird, darüber zu sprechen, und unter Umständen eine eigene Lösung findet.“

Familienkonferenz in der Praxis, Thomas Gordon, S. 87

Wie bringt man Eltern das Zuhören besser bei?

Gordon erörtert die vier grundlegenden Techniken des Zuhörens. Dazu zählen z. B. das aktive Zuhören und das Vermeiden der zwölf Kommunikationssperren (Befehle geben, Lob aussprechen, Vorträge halten, Lösungen mitgeben usw.). (S. 60)

Es wird sehr detailliert darauf eingegangen, wie man aktiv zuhören kann. Das fällt laut Ratgeber einigen Eltern schwer. Mit Familienkonferenz in der Praxis gibt Gordon viele Beispiele aus dem Familienalltag mit und begleitet diese mit seiner fachkundigen Meinung.

Weiterhin gibt es Richtlinien zur Verbesserung des Zuhörens für Eltern. Darunter fällt die Frage: Will das Kind überhaupt, dass man zuhört? Bietet sich die Situation an, dass man aktives Zuhören verwendet? (S. 98)

Hat man vielleicht selbst das Problem (die gewählte Frisur des Kindes gefällt nicht), dann bringt auch aktives Zuhören nichts. Hier hat nämlich das Kind gar kein Problem: Das liegt beim Elternteil!

Die drei Kinder spielen mit dem Baukasten im Technikmuseum Berlin. - Mamaskind.de
Die drei Kinder spielen ohne Streit.

Wenn Kinder nicht reden wollen

Es ist wie bei uns: Es kommt auf die Stimmung an. Gordon mahnt auch hier zur Besonnenheit. Das aktive Zuhören darf man nicht übertreiben. Vielmehr darf man nicht alles damit zu lösen versuchen. Eher soll man diese Kommunikationstechnik für erstere Probleme verwenden.

Nicht jedes Kind will reden, daher sollte man natürlich schauen, was das Kind möchte. Passives Zuhören (= schweigen) oder Türöffner wie "Willst du darüber reden?" könnten helfen. (S. 83)

Was man Kindern nicht sagen sollte: Die 12 Kommunikationssperren werden mit Beispielen erläutert und helfen Eltern dabei zu verstehen, was man bestenfalls vermeiden sollte. (s. 134)

  • „So hält man das Messer nicht“ (belehren, unterweisen)
  • „Du darfst Leuten nicht ins Wort fallen!“ (Moralisieren, predigen)
  • „Du gehst in dein Zimmer!“ (Befehlen, anordnen, auffordern)
  • usw.

Ich-Botschaften und positive Erfahrungen damit

Ich-Botschaften sind vermeintlich einfach, fordern aber heraus, dass man seine wahren Gefühle kennt. In der Familienkonferenz in der Praxis gibt es auch dazu Erlebnisberichte von Eltern. Es wird gezeigt, wie Ich-Botschaften helfen und wie Du-Botschaften wirken können.

Denn Ich-Botschaften helfen anderen dabei zu verstehen, was man fühlt und was man sich wünscht. Sie sollten keinesfalls Lösungen für Kinder enthalten.

Als Ergänzung dazu stellt Gordon die anerkennende Ich-Botschaft sowie präventive Ich-Botschaft vor, die manchen Situation schon vorab den Wind aus den Segeln nimmt. (S. 182)

Eltern und Ärger

Super interessant ist das Thema Ärger, den Gordon für ein sekundäres Gefühl hält. (S. 175) Normalerweise entsteht Ärger aus einem primären Gefühl wie Schmerz, Verlegenheit oder Angst. Nun muss man herausfinden, weshalb man verärgert ist.

Und dieser Auszug ist sehr, sehr schlau:

„Vielleicht finden Sie dann heraus, dass Sie eigentlich nicht ärgerlich auf das sind, was die Kinder tun, sondern auf das, was Sie nicht tun können“

Familienkonferenz in der Praxis, Thomas Gordon, S. 177
Familienkonferenz / In der Praxis / Die neue Familienkonferenz - Thomas Gordon Familienratgeber auf Mamaskind.de
Familienkonferenz / In der Praxis / Die neue Familienkonferenz

Niederlagelose Konflikte

Bei dem Thema niederlagelose Konflikte gibt es teils Überlegungen, ob es diese überhaupt geben kann. Doch dass es diese gibt, zeigen viele positive Beispiele.

Und auch hier macht Übung den Meister bzw. die Meisterin: Gordon rät allen, dass man erst mit weniger wichtigen Konflikten beginnt. So könnte man besprechen, wo man Urlaub macht (= präventive Problemlösung). - S. 221

Damit man wirklich dafür sorgen kann, dass die Kinder mitreden wollen, also aktiv an der Familienkonferenz teilnehmen wollen, könnte man ein Problem wählen, bei dem sich das Kind bisher nicht gehört fühlte. Wenn es z. B. um seine Bettgehzeit geht, die vorher bei Eltern nicht diskutiert wurde.

Weitere Aspekte von Familienkonferenz in der Praxis

Was ist, wenn sich Kinder nicht an die gemeinsamen Absprachen halten? Hier sollte man laut Autor starke Ich-Botschaften senden. (S. 225)

  • Darf man generell Macht und Strafe anwenden? (Hier geht auch Die neue Familienkonferenz sehr ausführlich darauf ein)
  • Ist Schlagen erlaubt (Nein!) - S. 236
  • Regelmäßige Problemlösungstreffen - fest und für alle sichtbar z. B. und das Festgelegte aufschreiben S. 267
  • Wie viele Personen sollten an der Familienkonferenz teilnehmen? - Nur die beiden Personen, die im Konflikt beteiligt sind.
Familienkonferenz von Thomas Gordon - Ratgeber für Familien - Mamaskind.de
Familienkonferenz von Thomas Gordon - Ratgeber für Familien

Abschluss: Vier Familien berichten aus der Praxis

Vier Familien berichten ausführlich über ihre eigenen Erfahrungen mit der Familienkonferenz im Alltag mit Kindern. Hier kommen ganze 56 Seiten zusammen.

In jedem Bericht findet Herausforderungen und Erfolge und man kann eindeutig Fortschritte dank der angewendeten Techniken der Familienkonferenz sehen.

Fazit: Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis eignet sich für alle Eltern (Großeltern, Lehrer …), die noch weiter in die Familienkonferenz eintauchen und sie verstehen wollen.

Obwohl es eine Erweiterung zur bestehenden Familienkonferenz mit Verbesserungen ist, ist es keine Kopie. Das heißt, wer sich für die Techniken interessiert, sollte auf jeden Fall auch den ersten Band Familienkonferenz lesen.

Familienkonferenz in der Praxis zeigt, wie Eltern die Techniken anwenden, womit es Probleme gibt und wie sie diese lösen können. Es geht um ein friedliches Miteinander ohne Lob, Strafen und mit niederlagelosen Konflikten.

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32 comments on “Erfahrungsbericht: Familienkonferenz von Gordon”

  1. Hallo Sarah,

    Vielen Dank für diesen ausführlichen Erfahrungsbericht.
    Er macht neugierig auf Gordons Modell, weil es bei euch so gut im Alltag klappt. Das ist ja oft das Problem, dass sich Ratgeber gut anhören, sich aber nur schwer umsetzen lassen.

    Viele Grüße
    Mama Maus

    1. Huhu,
      jetzt muss nur noch meine schnelle Meckerstimme stillgelegt werden. 😉
      Der Umdenkprozess dauert, aber das ist ok, wenn man das Ergebnis sieht!
      Liebe Grüße
      Sarah

  2. Was für ein toller und ehrlicher Bericht. Ich finde es richtig gut, wie ihr eure Vorsätze umsetzt und es tut ganz gut zu lesen, dass es bei anderen auch nicht auf Anhieb alles so reibungslos klappt mit so einer großen Veränderung. Mir ging meine Meckerstimme auch irgendwann so richtig auf den Zeiger und ich kann mittlerweile auch immer genau sagen, warum sie immer wieder auftaucht: nämlich dann, wenn ICH ein Problem hab (Keine Zeit, genervt, Auszeit mal wieder überfällig). Ich glaub, dass wir uns dem bewusst sind ist schon ein ganz wichtiger Schritt!

  3. […] hat mich in diesem Blogpost mit einem Buchtipp ziemlich neugierig gemacht. Ich habe das Buch schon im Warenkorb liegen, gucke aber heute […]

  4. Liebe Sarah,

    wir haben gerade deinen Artikel gelesen und diskutieren über die Auswirkungen des Computerspielens. Wie lange dauerte die schlechte Laune deines Sohnes an und wie äüßerte sich diese?

    Gordons Buch möchte ich unbedingt lesen.

    Liebe Grüße,
    Adi

    1. Hi Adi,
      das äußert sich so, dass er eben nicht aufhören will zu spielen, wenn wir z.B. Abendbrot essen wollen. Er hilft dann nicht mit beim Tisch decken, ist nölig usw. Das wäre auch bei jeden anderen intensiven Hobby so, denke ich. Ich möchte also nicht das Computerspielen an sich verteufeln.
      Jedes Hobby sollte aber mit dem normalen Familienleben vereinbar sein.
      🙂
      Viele Grüße
      Sarah

  5. Liebe Sarah,
    vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht. Welches Buch von Gordon hast du gelesen? Bei Amazon gibt es noch weitere zur Auswahl!?
    Liebe Grüße
    Anja

    1. Ha!
      Da hab ich mich gerade selbst wiedererkannt. Wir haben auch 3 Kinder. 2 große Jungs und 1 kleines Mädel. 1 Schulkind, 1 Kleinkind, 1 Baby.
      Der Große zockt zu viel, die Jungs wollen ständig Süßkram futtern und morgens und abends gibt's Diskussionen beim fertig werden.
      Und ich ertapp mich ständig beim Rummeckern was mich furchtbar nervt...
      Ich werde mir das Buch mal anschauen 😉
      Grüße Andrea

    2. Hi Andrea,
      ach ja, der trubelige Alltag.
      Mir fällt das echt schwer, auch dran zu bleiben. Daher ist dein Kommentar eine gute Erinnerung, am Ball zu bleiben. <3
      Viel Erfolg. 🙂
      Liebe Grüße
      Sarah

  6. […] Ein letzter Punkt, der mir persönlich sehr wichtig ist: Ihr wollt von den Kindern respektiert werden. Dann behandelt die Kinder mit Respekt. Würdigt sie nicht herab, macht sie nicht lächerlich. Wenn falsche Antworten kommen, ist das kein Grund, darüber Witze zu machen. Wenn ihr mit einem Kind ein Problem klären müsst, dann schnappt euch das Kind nach dem Unterricht, setzt euch zusammen und redet unter vier Augen. Und dann nicht einfach ausschimpfen. Das kennen die Kinder zur Genüge, da hören die gar nicht zu. Besser ist es, auf die Kinder einzugehen. Fragen, wo das Problem liegt. Zuhören. Angebote machen. Gemeinsam das Problem lösen. Wie bei der Familienkonferenz. […]

  7. Die Familienkonferenz ist mein Wegbegleiter seit 30 Jahren.
    Darauf baut sich meine effektive Kommunikation auf. Mit enthalten sind die 4 Aspekte (Sache, Selbstdarstellung, Beziehung und Appell) und die Stimmigkeit von Schulz von Thun und das Familienteam von Dr. Johanna Graf. Davon einfühlsames Zuhören.
    Dieses Familienteam wird nicht mehr aufgelegt. Achtung: Wucherpreise möglich.
    Es war 2005 ihre Doktorarbeit.

    Bei mir enthalten sind auch Eindrücke von der Fernsehsendung "Die geheimnisvolle Welt der Kinder".

    Ich habe den Newsletter bereits.

    1. Hallo Gunter,
      danke dir für den Kommentar und die Tipps!
      Wir haben mitunter noch sehr zu kämpfen, da wir in alte Verhaltensmuster fallen.
      Viele Grüße
      Sarah

    2. Ja, ich kämpfe gelegentlich noch mit den eigenen alten Verhaltensmustern.
      Noch schlimmer ist es, wenn ich solche eher autoritäre Kritik bekomme, ohne erkennen zu können, dass meine Ausführungen gelesen wurden.
      Z. B. in einem Forum.
      Ich hätte auch gern eine Korrekturlesung.
      Dann muss ich eine Entspannungsübung durchführen um klar denken zu können.
      Manche Männer sind auch feinfühlig.

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