Wir haben so viel gut zugeredet, ihn versucht zu überzeugen, dass Radfahren ohne Stützräder doch total super ist und dass er sich nur trauen muss - es hat nichts geholfen.
Während seine Kita-Freunde schon längere Zeit fleißig strampeln, lief er zur Kita. Denn auch das Verbannen des Laufrads in den Keller spornte ihn nicht weiter an, Radfahren zu lernen. Letztlich gab es nur eine Lösung für ihn: Stützräder und das Fahrradfahren üben.
Unsere anderen Kinder wählen andere Wege - und schafften es ebenfalls. Denn fest steht: Jedes Kind sucht sich seinen eigenen Weg zum Radfahren!
Seine sogenannten Kita-Freunde fingen schon an, ihn zu ärgern: "Also ich kann ja schon ohne Stützräder fahren." Dem Sohn war es äußerlich egal, ich antwortete: "Schön für dich.". Mir hat es gereicht - was zu der Frage führt, ob man andere Kinder auch unsympathisch finden darf. Ich glaube schon, auch wenn es infantiles Verhalten ist. hihi.
Wann lernt mein Kind radfahren?
Wir hätten es gar nicht erst anfangen sollen, mit den Stützrädern, sagten sie. Der Wechsel Vom Lauf- zum Fahrrad geht doch so einfach, sagten sie. Dass mein Sohn sich aber einfach nicht getraut hat, auf das wacklige Fahrrad ohne Stützen zu steigen, hat niemand geglaubt.
Der große Sohn ist nämlich bei neuen Dingen stets vorsichtig. Sei es eine Wasserrutsche, eine Seilbahn, der Sprung vom Turngerät etc. Während ich bei vielen Dingen zeitweise mit Unverständnis reagiere, würde ich mir mehr Vorsicht bei fremden Tieren wünschen. Da kuschelt er sich schon mal angstfrei in ein Katzenfell (und bekommt natürlich Kratzer ab...).
Nachdem die Versuche ohne Stützräder nicht fruchteten, blieb das Rad ungeliebt stehen (14"). Wir wollten eigentlich im Laden ein neues Rad (12") erstehen, entschieden uns nach der Beratung aber für Stützräder für sein 14-Zoll-Fahrrad.
Diese durfte der Papa auch gleich anbauen. Er setzte sich sogar für zehn Sekunden auf das Rad. Da die Räder aber nicht auf dem Boden ankamen (falsch eingestellt?), war auch das keine Hilfe für ihn und er stieg ängstlich ab.
Zusammen mit den Großeltern kaufte er dann ein kleines Fahrrad (12") - auch mit Stützrädern, die ich eigentlich nie haben wollte. Damit fuhr er immerhin mehrere Monate.
Die Versuche, diese abzumontieren stießen auf Unverständnis. Für den Sohn war es auch kein Problem. Warum sollten diese ab, wenn er doch super damit fahren kann? Sachte Hinweise "Die sind aber laut." wurden ignoriert.
Irgendwann war es mir auch egal, soll er halt mit Stützrädern fahren. Hinweise von anderen Kita-Eltern kamen dennoch weiterhin:
Ja, wir kennen das schon). Aber war es mir wirklich egal, dass auch die Kinder ihn weiter darauf ansprachen?
Vor einigen Wochen montierten wir die Hilfen wieder ab und hofften, dass er mutiger geworden war. Fehlanzeige. Erst letzte Woche ließ er sich überzeugen, ein wenig zu üben (mit festhalten natürlich). Das ging auch gut. Weiter wollte er nicht gehen und lieber zur Kita laufen, statt mehr zu üben.
Vor einigen Tagen holten wir das Laufrad aus dem Keller, ohne besonderen Grund, und ließen in damit zur zur Kita fahren. Irgendein Schalter muss umgekippt sein - er wollte danach Radfahren üben und konnte es - ohne Hilfe fahren! Am nächsten Tag konnte er lenken und bremsen (dank des Laufrads mit Bremse viel geübt). Gestern zeigte der Papa ihm auch das Losfahren, was nun auch gut klappt.
Mein Sohn kann dann mal Radfahren! Ein langer Weg, aber die Zeit hat er gebraucht. In diesem Fall darf man ihn also nicht mit anderen Kindern vergleichen. Einfach Mut geben und üben, mehr konnten wir nicht machen. Und natürlich zurück pöbeln, wenn einer doof kommt. 😉
Bei unserem zweiten Kind zog sich alles in die Länge. Mehrere Versuche, radfahren zu lernen scheiterten noch mit fünf Jahren. Ich sah unseren Sohn schon mit dem Laufrad zu Schule fahren. Oje!
Doch mit sechs Jahren klappte es - einfach so. Die Angst war weg, er fuhr einfach los.
Das Kind muss es wirklich wollen - Radfahren lernen - sonst klappt es nicht. Hat es zu viel Angst, lernt es nicht. Kein Wunder - wer lernt schon mit Angst gut?
Unsere Tochter überraschte uns, dass sie mit dem Rad fahren will! Das hatten wir natürlich noch von den Söhnen hier rumstehen.
Erst hielten wir sie noch fest und gaben Hilfe zum Anfahren und Bremsen. Treten kann sie schon ganz gut.
Eine Hand von uns soll sie festhalten, bestimmt unsere Tochter. Was wir tun ist unsere Hand an ihren Rücken halten. Dass sie längst selbst fährt, hat sie noch nicht wahrgenommen.
Nicht mehr lange, uns sie fährt vielleicht allein mit dem Rad los. Es muss nur noch Klick machen. Den Zeitpunkt bestimmt auch dieses Kind garantiert allein: Irgendwann wird jedes Kind radfahren lernen!
Martin beschreibt seinen Weg mit Stützrädern:
Wenn ein Kind eine neue Art der Fortbewegung erlernt, erwirbt es damit auch persönliche Freiheit. Kann es krabbeln, so sind auf einmal all die interessanten Dinge, die vorher nur aus der Ferne betrachtet werden konnten, direkt erreichbar.
Wer das Laufen gelernt hat, kann seinen Aktionsradius vergrößern und nach höherliegenden Dingen greifen. Rennen vermittelt ein Gefühl von Kraft und einer grenzenlosen Welt.
Doch schon bald hat das Kind auch diese Bewegungsabläufe verinnerlicht und strebt dem nächsten großen Abenteuer entgegen. Die Fähigkeiten des eigenen Körpers reichen nicht mehr, ein Hilfsmittel muss den unbändigen Wunsch nach Freiheit unterstützen: das Fahrrad.
Haben wir das Krabbeln, Laufen und Rennen noch automatisch gelernt - uralten genetischen Programmen sei Dank - ist das Fahrradfahren zunächst ein Mysterium. Wie kann sich der Fahrer oben halten? Wie balanciert er auf zwei Rädern ohne umzufallen?
Das Radfahren flößt so manchem Kind einigen Respekt ein. Glücklicherweise gibt es heute Hilfsmittel, um Kinder langsam an diese neue Fähigkeit heranzuführen. Einige Tricks können helfen, noch die letzten Ängste zu beseitigen.
Zwei Möglichkeiten gibt es zum Radfahrtraining: das Laufrad und Stützräder. Welche Wahl die Eltern hier treffen ist ganz Geschmackssache.
Laufräder trainieren den Gleichgewichtssinn, Stützräder fühlen sich schon richtig wie Radfahren an. Ich persönlich bin der Meinung, eines ist genauso gut wie das andere.
Wir haben unseren Kindern Fahrräder mit Stützrädern besorgt. Dadurch mussten wir nur ein Gerät kaufen. Die Stützräder habe ich so montiert, dass beide ca. 1-2 cm über dem Boden schweben, wenn das Fahrrad genau senkrecht steht.
Dadurch bleibt das Kind nicht in jeder kleinen Kuhle hängen. Nachdem die grundlegenden Fähigkeiten - treten, lenken und dabei nach vorn schauen - saßen, habe ich meinen Kindern die Aufgabe gegeben, doch mal so zu fahren, dass man das Rattern der Stützräder nicht hören kann.
So hatten die Kinder gleich eine akustische Rückmeldung und konnten gefahrlos das Balancieren üben. Das hat sich als ideale Methode herausgestellt. Innerhalb weniger Fahrten hatten beide den Dreh raus und fuhren "leise".
Dann kam der große Tag. Das Fahren ohne Stützräder stand an. Wir haben keinen Druck gemacht, warum auch? Das Kind durfte selbst bestimmen, wann es das "richtige" Radfahren ausprobieren will.
Irgendwann haben dann auch beide gewollt. Also haben wir das Fahrrad und jede Menge Polstermaterial eingepackt und ab ging es zur nächsten freien Fläche. Möglichst groß, ohne Autos andere Kinder, Bäume und Passanten - ein Supermarktparkplatz am Sonntag ist perfekt geeignet.
Dann wurde das Kind ausstaffiert. Wir haben eine Inlineskater-Schutzausrüstung* (Knie-, Ellenbogen- und Handschoner) und einen Fahrradhelm* benutzt.
Mehr zur mentalen Beruhigung denn als echten Schutz dienten noch zwei, mit einem Gürtel befestigte, dicke Stuhlkissen links und rechts am Körper.
Der Sattel sollte übrigens auf Höhe der Lenden eingestellt sein. Sitzt das Kind auf dem Sattel, muss es mit den Zehen gut den Boden erreichen. Das die Reifen gut aufgepumpt sind (3 Bar oder Angabe auf dem Reifen), versteht sich von selbst.
Und jetzt geht sie los, die wilde Fahrt. Das hilfestellende Elternteil packt das Kind am Kragen und rennt hinterher. Immer schön geradeaus, Kurven kommen später.
Nach ein paar Runden wird der Griff langsam gelockert, bis man auch schon mal loslassen kann. Wichtig ist die Kommunikation mit dem Kind, also sagen, was man tut und vor allem die Wünsche des Kindes respektieren.
Hier sollte jeder ganz nach Gefühl handeln - aber traut Euren Kindern auch etwas zu! Und wenn es doch mal zu einem Malheur kommt - kurz trösten und gleich wieder rauf aufs Rad. Bloß nicht mit dem Heile-heile-Gänschen übertreiben, das schürt nur Ängste.
Schon bald wird das Kind johlend mit dem Rad über den Parkplatz sausen. Bei uns hat das jeweils eine Viertelstunde gedauert, dann hatten es beide drauf. Mehr hätte Papas schreibtischverwöhnte Ausdauer auch nicht vertragen.
Wenn das Geradeausfahren klappt, können Kurvenfahrten, Auf- und Absteigen geübt werden. Kurven sind für Stützradnutzer ein Problem, denn sie haben sich dabei immer nach außen geneigt und müssen nun umlernen.
Aber das geht schnell. Das Aufsteigen und losfahren ist eine komplexe Angelegenheit, hier darf auch länger geholfen werden. Vor dem Absteigen ist Bremsen wichtig.
Dazu sollte die Handbremse für die kleinen Finger gut erreichbar und leichtgängig sein. Wenn das nächste Fahrrad absehbar ohne Rücktritt ist (z. B. ein Mountain Bike), dann sollte dessen Einsatz nur sparsam erfolgen, so ist weniger Umgewöhnung nötig.
Erinnert Ihr Euch noch an Eure ersten Fahrten mit dem Fahrrad? Wie Euch die Luft um die Nase geweht und die Landschaft link und rechts vorbeigeschossen ist?
Die Freude am schnellen Fahren, das Gefühl grenzenloser Freiheit im Herzen? Fahrradfahren ist auch - und gerade - in unserer motorisierten und technologiegefüllten Welt - eine unglaublich wichtige und schöne Fähigkeit, die jedes Kind erlernen sollte. In diesem Sinne, liebe Eltern, lasst euren Kindern den Fahrtwind um die Nase wehen!
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