Sarah Depold
5. Oktober 2023
(Aktualisiert: 26. Februar 2024)
Okay, ich habe es selbst verbockt. Vor ein paar Jahren schrieb ich den Blogpost, dass mein Sohn unglücklich im Hort ist und wir nach wenigen Wochen den Hortplatz kündigten. Obwohl ich weder den Hort, noch den Träger nannte, schickte der Hort mir eine schriftliche Nachfrage, von der Bewerbung meines drittes Kindes im Hort abzusehen, da das Vertrauensverhältnis gestört wäre. Bämm. So startet meine Tochter ohne Hortplatz in ihren Schulstart. Du erfährst, welche Alternative es für die Kinderbetreuung gibt, sodass Arbeit und Betreuung gesichert sind.
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Uff, das ist eine Herausforderung: kein Hortplatz für dein Kind! Zuerst wusste ich nicht, wie ich mit dem Ergebnis umgehen sollte. Dann dachte ich, sie haben bestimmt recht. Der Hort ist aus meiner Sicht ungenügend und eher eine Massenaufbewahrung für Kinder, weil leider zu viele Betreuungspersonen fehlen.
Ich habe hier Einblick, weil meine Tochter in die VhG (in Berlin die verlässliche Halbtagsgrundschule) geht. Sie geht mit einem Teil der 80 Hortkinder essen, darf danach aber nicht mit ihnen spielen. Sie sind räumlich getrennt. Für die ca. unter 20 VhG-Kinder ist das perfekt. Die Betreuungsplätze außerhalb der Schule (Hort) sind leider völlig überlaufen.
Die VhG ist ein Ort in der Schule, die schon ab 7.30 bis 13.30 Uhr die Betreuung für alle Kinder übernimmt, oder nach Antrag auch vor 7.30 Uhr. So kann ich meine Tochter zur Schule bringen, auch wenn sie erst zur zweiten Stunde hat. Gleichzeitig ist bei Unterrichtsausfall die Aufsicht sichergestellt, da sie bisher nicht allein von der Schule nach Hause gehen darf. In die VhG dürfen auch die Hortkinder vor der Schule gehen. Zudem gehen alle dorthin, bis der jeweilige Hort die Gruppen abholt. Bei uns sind diese leider auf mehrere Standorte außerhalb der Schule aufgeteilt.
Während die Abholzeiten in normalen Horten flexibel ist, muss der Nachwuchs in der VhG super pünktlich abgeholt werden. In Berlin bekommen Grundschulkinder kostenloses Mittagessen bis zur sechsten Klasse. Daher ist die Kombination von Essen und VhG eine perfekte Wahl für viele Eltern, die ihr Kind nicht in den Hort geben wollen, obwohl sie berufstätig sind.
Und ich verstehe alle, die das nicht wollen. So oft wechseln in unseren Einrichtungen die Betreuer, die keine pädagogische Ausbildung haben (Praktikanten), aber schon Verantwortung für die hibbeligen Erst- und Zweitklässler zeigen müssen. Gleichzeitig verstehe ich alle Eltern, die auf die längere Betreuung im Hort angewiesen sind. Diese dauert hier i. d. R. bis 16 Uhr. Es gibt zudem Spät-Module im Hort, denn welche in Vollzeit arbeitenden Eltern schaffen regelmäßiges Abholen vor 16 Uhr?
Hier findest du weitere Berichte aus der Schule:
Während es im Hort eine Ferienbetreuung gibt, fällt diese für VhG-Kinder bzw. Schulanfänger ohne Hortplatz flach. Das sind ca. 13 Wochen im Jahr, die Eltern ohne Kinderbetreuung mit ihrem Job vereinbaren müssen. Alleinerziehende ohne soziales Rettungsnetz trifft es doppelt so schlimm.
Im Antrag zur ergänzenden Förderung und Betreuung (eFöB) kannst du alternativ Ferienzeiten mit ankreuzen. Bitte informiere dich, ob dieses Zusatzangebot kostenpflichtig ist. Auf diesem Weg kannst du auch einen Hortplatz bekommen: per Antrag.
In Berlin hat jedes Kind einen Anspruch auf einen Hortplatz. Dieser kann in der Regel nicht verwehrt werden. Ein Kind mit besonderem Förderstatus in unserer Klasse wurde allerdings ablehnt, weil es kein warmes Wasser geben würde. Die Betreuung ist keinesfalls so intensiv wie vorab in der Kita.
Und ganz ehrlich? Ich war nach der Absage (bzw. der Empfehlung dazu) trotz Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz beruhigter. Ja, wir müssen nun mittags unsere Tochter abholen und können sie nicht extern betreuen lassen. Dennoch betrifft das nur wenige Stunden pro Woche, die mich das im Vergleich zum Kindergartenplatz zeitlich einschränkt.
In Berlin ist meines Wissens nach die Betreuung in den ersten beiden Schuljahren kostenfrei - ohne Nachweis. Als Mutter weiß ich diesen Luxus zu schätzen! Die wenigstens Eltern werden diese Betreuungsangebote ablehnen können. Dennoch fehlt es an qualitativ hochwertiger Betreuung, passenden Räumlichkeiten, und einfach mehr Platz im Hort!
Dennoch ist die VhG eine sichere Alternative für Eltern, die früh schnell zur Arbeit müssen. Das Grundschulkind muss nicht allein zu Hause bleiben, sondern wird im Schulumfeld gut betreut. Vor Ort gibt es nicht nur Spielkameraden, sondern Spiele und andere Beschäftigungsideen für Kinder. Das ist aus meiner Sicht die beste Kinderbetreuung ohne Hortplatz, wenn das soziale Umfeld nicht einspringen kann.
Die Mittagsbetreuung wird sichergestellt, auch wenn es wie bei uns der Fall, keine eigene Mensa für die Grundschulkinder gibt. Wegen der nicht vorhandenen Kapazitäten ist die Mittagszeit etwas stressig. Die einzelnen Gruppen (Hort und VhG) gehen in Etappen essen. Kinder, die nur bis 11.30 Uhr Unterricht haben, müssen dennoch zwei Stunden in der VhG warten. Das ist schlecht organisiert, aber vermutlich die einzige Lösung. Immerhin gibt es ein warmes und sogar kostenloses Mittagessen für viele Kinder! Kein Kind wird allein gelassen und eine Erzieherin überwacht das Essen. Viele Familien wissen das sicherlich zu schätzen.
Ab 2026 soll es zudem einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Schulkinder in der Grundschule geben. Das gilt 2026 für die Erstklässler. Der Anspruch für einschließlich Zweitklässler gilt ab 2027, für Drittklässler ab 2028, bis die Viertklässler 2029 ebenfalls einen Anspruch haben.
Das ist eine lange Übergangsperiode, bis es für alle Kinder ein warmes Mittagessen und Aufsicht - Hausaufgabenhilfe & Arbeitsgemeinschaften - gibt.
Ich empfinde die Entwicklung als positiv, obwohl ich vor einigen Jahren mit Grundschulkind, Kita-Kind und Baby noch anders dachte. Da wollte ich mein Schulkind so früh wie möglich abholen und konnte mir den Ganztag für 6-Jährige nicht vorstellen. Heute halte ich es für gut, dass Kinder mehr Angebote erhalten, sofern die personelle Betreuung sichergestellt werden kann.
Ob dein Kind aktuell eine Ganztagsschule besuchen soll, ist eine ganz individuelle Entscheidung. Mütter und Väter haben vielerorts immerhin eine Wahl. Doch andere (kleinere Städte oder Dörfer) bangen, weil sie weder einen Platz bekommen oder noch auf der Warteliste stehen. Da wäre ein Ganztagsplatz ein Traum, damit nach dem Kitaplatz auch im Grundschulalter das Kind sicher betreut wird.
Neben der VhG bzw. Halbtagsgrundschule und dem Hort gibt es noch Tagesmütter, die aber oft nur Kinder bis sechs Jahre betreuen. Denkbar ist zudem eine Kinderbetreuung auf Stundenbasis (Babysitter / Kindersitter). Das kostet aber sehr viel Geld und ist vermutlich nur für wenige Familien eine Option.
Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind aufzuziehen. - afrikanisches Sprichwort
Bleibt noch die Unterstützung durch Großeltern oder durch ein Netzwerk an anderen Eltern. Doch gerade in der Großstadt, außerhalb des berühmten Dorfes ist der Aufbau eines Netzwerks mitunter schwierig, weil bis auf Begrüßungen und Verabschiedungen vor der Schule keine Kontakte entstehen.
Es klingt zu schön: flexibel Arbeiten. Vermutlich wird es der Großteil der Eltern sein, die das nicht einfach umsetzen können. Es gibt Schichtdienst, feste Büro- und Arbeitszeiten oder Meetings, die in den Abend grätschen. Die Situation ist so unterschiedlich, dass einige Mamas und Papas über allgemeine Ratschläge wie „flexible Arbeitszeiten“ den Kopf schütteln dürften.
Was passt zu dir und eurer Situation?
Aus meiner Erfahrung mit Kindersittern kann ich eins bekräftigen: Frage in deinem Freundeskreis, wer eine liebe Betreuungsperson gefunden hat. Kleinanzeigen ist eine Möglichkeit, wie auch andere Plattformen, die teils kostenpflichtig sind, sobald du Nachrichten auch lesen willst.
Die VhG wie auch der Hort sind inzwischen eher „Kinderaufbewahrungsorte“, so traurig wie das klingt. Der Personalmangel ist riesig. Das sorgt für eine riesige Menge Kinder auf nur sehr wenige Betreuungspersonen. Ich bin froh, wenn mein Kind zum Mittagessen geschickt wird und an vereinbarter Stelle abgeholt werden kann. Eine Hausaufgabenbetreuung etc. kann nicht gewährleistet werden.
Sofern dein soziales Umfeld rund um Oma, Opa und Freunde es nicht hergibt, schau dir die schulischen Betreuungsoptionen an. In Berlin gibt es die offenen und gebundenen Ganztagsschulen. So werden Kinder zumindest bis 13.30 Uhr oder 16.00 Uhr verbindlich betreut. Kindersitter sind eher eine teure Option.
Das kommt auf deine Branche und den Arbeitgeber an. Im Büro ist Gleitzeit sicherlich einfacher durchzusetzen als auf der Baustelle, wenn etwas fertig werden muss. Hier geraten wir wieder in die Care-Falle: Wer reduziert die Stunden, um den Wegfall der Kita-Betreuung kompensieren zu können? In vielen Fällen sind das bestimmt Mamas, die in Teilzeit arbeiten.
Falls möglich, kannst du auch versuchen, mit Kind im Homeoffice zu arbeiten. Schulkinder verstehen es meist, wenn sie sich allein beschäftigen müssen. Die beste Lösung ist das allerdings nicht immer. Es kommt auf dein Kind und das Alter an, wie gut das klappt. Probiere es aus! Schau gerne bei meinen 113 Ideen für Kinderbeschäftigung vorbei!
Der größte Vorteil der VhG ist klar: Sie findet in der Schule statt! Die Kinder leben sich schnell ein und finden auch dort Freunde. Zudem ist sie für alle Kinder offen, sodass alle einen Betreuungsplatz bekommen. Der Nachteil ist, dass keine individuelle Betreuung angeboten werden kann. Allerdings kann ein Hortplatz das auch nicht mehr garantieren. Zumindest in unserem Bezirk sehe ich keine rosige Aussicht. Der Personalmangel ist zu groß.
Welche Angebote es bei dir in der Nähe gibt, kannst du sicher in Absprache mit der Schule und mit Bekannten leicht herausfinden. Wer die kuschelige Nähe der Kita-Erzieher zu Kindern gewohnt ist und dann plötzlich im „rauen Feld“ der Schule ankommt und ähnliches erwartet, dürfte sich schnell wundern.
Unser Hort in der Nähe (Berlin-Lichtenrade) muss alle Anträge annehmen, auch wenn die Kapazitäten nicht für alle Kinder ausreichen. So sind das eben 80 Kinder, die auf verschiedene Orte und Räume aufgeteilt werden. Bei einer Elternversammlung wurde nahezu darum gebeten, die Kinder nur dann beim Hort anzumelden, wenn es nicht anders geht.
Die meisten Eltern haben keine andere Wahl, als die sichere Betreuungsform zu wählen. Wir entschieden uns dank schlechter Erfahrungen gegen einen Hortplatz und machen das auch bei unserem dritten Kind so. Dadurch ist zwar meine Arbeitszeit kürzer und aufgesplittet, ich bin jedoch überzeugt, dass das für uns der beste Weg ist. Was ist für euch das Beste?
Ein abschließendes Fazit noch: Ich bin nicht gegen Hortplätze, auch wenn sich meine Kritik so liest. Ich bin für mehr Hortplätze und vor allem für mehr qualitativ hochwertige Betreuung in Berlin, Brandenburg, ach, im ganzen Bund! Es sollte doch möglich sein, auch als Mutter mindestens 30 Stunden arbeiten zu gehen. Viele Frauen müssen aufgrund der fehlenden Betreuung in den Grundschulen weniger arbeiten oder es lohnt sich nicht, weil sie zu lange Wege zurücklegen müssen.
Das muss sich ändern! Wir brauchen tolle Hortgruppen - in jedem Bundesland, auch nach 12 Uhr! Und das sollte vollkommen unabhängig vom Einkommen sein und auch für Eltern, die nicht arbeiten. Leider zieht sich der Trend aus dem vergangenem Jahr fort. Hoffen wir, dass Hortplätze künftig nicht mehr so rar sind und vielmehr ausgeweitet werden.
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