Sarah Depold
9. April 2015
(Aktualisiert: 23. Juni 2022)

Unfall mit kaputtem Lippenbändchen und Krankenhaus

Gestern passierte es: unser Baby hatte einen kleinen Unfall mit blutigen Folgen. Fröhlich hüpfend stand er am Bett, bis er mit seinem Mund auf die Bettkante krachte. Baby 2.0 schrie und blutete.

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Das Baby wird getröstet, der Mund gekühlt

Plötzlich hellwach schnappten wir den jüngsten Sohn und einen kalten Lappen, um die Blutung zu stillen. Das ging auch recht zügig. Die gute Laune war zurückgekehrt und der kleine Mann krabbelte wieder vergnügt durch die Wohnung. Erst ein paar Stunden später fiel uns auf, dass etwas anders war.

Das Lippenband ist gerissen!

Das Bändchen zwischen den oberen Schneidezähnen ist eingerissen. Ein ungewohnter Anblick. Der Riss blutete nicht mehr, unsicher war ich trotzdem: Muss das eingerissene Lippenbändchen genäht werden? Der Kinderarzt hat Urlaub, der Vertretungsarzt pünktlich Feierabend. Blieb nur noch das Krankenhaus. Da ich nicht gleich in die Notaufnahme fahren wollte, rief ich den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst an. Die Dame am Telefon sagte: unbedingt ins Krankenhaus fahren. Und dann begann die Odyssee. Das Krankenhaus, in dem ich Baby 2.0 entbunden habe, hat keine Kinderstation, entfiel also, obwohl es nur 3 min entfernt ist.

Eine Dame in einem weiteren Krankenhaus leitete mich telefonisch an die HNO-Station weiter, in der ich meine Frage stellen wollte. Als endlich die Warteschleifenmusik abklang und ein Mensch am anderen Ende erschien, brüllte selbiger "JETZT NICHT" in den Hörer und legte auf. Geht's noch? Als ich die HNO-Station direkt wählte, war besetzt. Wie kann man so mit Menschen umgehen, ob telefonisch oder persönlich? Somit fiel auch dieses Krankenhaus raus.

Ein Anruf im wiederum anderen Krankenhaus half mir bei der Wahl des nächstes Telefonats. Mir wurden zwei Kliniken genannt, an die ich mich wenden konnte. Ein Anruf dort brachte endlich Gewisstheit: wir können mit dem Baby und dem kaputten Lippenbändchen sofort vorbeikommen.

Zwei Krankenhaus-Besuche an einem Tag

Somit schickte ich den Mann und das Baby nach Westend. Es konnte auch niemand ahnen, dass die Reise länger dauern sollte, als geplant. Ich wollte währenddessen mit dem großen Sohn zuhause warten. Würde ich in Berlin selbst Autofahren, wäre ich womöglich selbst gefahren. Mein aufgelöster Ehemann rief mich an, dass er dort falsch wäre, weil es keine Notfall-Kinderchirurgie im Haus gibt. Ohne, dass jemand das Baby angeschaut hat, verließ er den Ort und machte sich auf zur nächsten Klinik. Hätte uns das nicht auch das Krankenhauspersonal vorher mitteilen können oder sogar der kinderärztliche Bereitschaftsdienst?

Mein Mann stand im Stau, im Hintergrund hörte ich mein kleines Baby schreien und ich schob zuhause Panik. Ich schnappte also den großen Sohn, ließ ihn Bücher und Spielzeug packen und legte selbst Kuchen, Hirsekringel und Wasser in die Tasche. Toll zu sehen, wie schnell mein Sohn sich anzog und sich mit mir und den U-Bahnen auf den Weg machte. Dank Internet wusste ich genau, in welches Gebäude und Station ich muss. Im Gegensatz zum Mann. Er gab eine falsche Adresse ins Navi ein und war, als er es feststellte, am südlichen Ende der Stadt. In der entgegengesetzten Richtung. Ein erneuter Anruf meines nun sehr genervten Mannes mit Babygeschrei im Hintergrund ließ mich nun auch wuschig werden. Ich gab ihm die Adresse erneut durch und wartete weitere 30 min, in denen ich mit dem großen Sohn auf den Krankenhausspielplatz ging und Kuchen futterte (und ihn bat, drinnen auf gar keinen Fall Spielzeug anzufassen).

Das gerissene Lippenband ist gut, sagt der Chirurg

Als der erschöpfte Mann von seiner 3-stündigen Tour durch halb Berlin und zu nunmehr zwei Krankenhäusern endlich ankam, spurteten wir gleich zur Notaufnahme und waren nach 10 minütiger Wartezeit schon bei der Ärztin. Sie untersuchte Baby 2.0 ausgiebig, prüfte den Kopf, die Augen und den Allgemeinzustand des Sohnes. Erst zum Schluss schaute sie in den Mund und gab sofort Entwarnung. Auch der dazu geholte Chirurg ließ uns aufatmen. Das eingerissene Lippenband sei sogar gut, meinte er. Es müsse dann nicht durchtrennt werden, weil die Zähne sonst auseinander driften. Also: Ende gut alles gut. Mit viel zu viel Berlin, Verkehr und Stress. Das Baby schrie übrigens nur, als ich anrief. Vermutlich, weil der Anrufton zu laut war. Das nächste Mal fahre ich gleich mit. Oder selbst.

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10 comments on “Unfall mit kaputtem Lippenbändchen und Krankenhaus”

  1. Hui, da habt ihr ja einen aufregenden Tag hinter euch. Und Gott sei dank ist ja letztenendes alles gut gegangen. Im Übrigen: mir hat man als Jugendlichem das Lippenbändchen beim Zahnarzt durchtrennt und genäht. Das war eine einstündige Tortur (mit Narkosespritzen), weil der Arzt meine Oberlippe gegen meine Nase gedrückt hat und ich keine Luft bekommen habe. Sieh es mal so, dein Sohn hats jetzt schon hinter sich. Trotzdem gute Besserung!

    1. Danke 🙂
      Das meinte der Arzt auch. Der erste Sohn hatte immer auseinander stehende Zähne, als er ein Baby war. Mit den weiteren Milchzähnen schoben diese sich dann von selbst zusammen, ohne dass das Lippenband durchtrennt werden musste.
      Ich zweifele daher ein wenig, ob man das zwingend durchschneiden muss.
      Aber die Ärzte werden es schon wissen wie man schnelles Geld verdient.

  2. Puuh! Was für eine Odyssee!!!!
    Solche Situationen sind mir echt ein Graus, aber ich habe selbst schon sowas erlebt, wo alles schief ging was schief gehen kann...
    Umso besser, dass alles ein gutes Ende nahm!!!

    Mein Lippenbändchen starb übrigens eines ähnlichen Todes: ich war allerdings schon 25, trug einen Stuhl in den anderen Raum, aber schätzte den Türrahmen breiter ein. Die Stuhllehne krachte mit voller Wucht gegen meine Oberlippe und dabei riss es. Ich musste auch elendig in der Klinik warten, bis dann doch mal 1 (!!!) Stich genäht wurde.

    Alles Gute für den Bruchpiloten!

    1. Danke!
      Echt Wahnsinn, wie viele Leidensgeschichten und Tatsachenberichte mich hier und über Twitter erreicht haben. Das ist ziemlich vielen Leuten passiert. Bisher bist du du erste, die damit genäht werden musste. Das stelle ich mir auch eher weniger schön vor. 🙁
      Ich bin übrigens auch eine Kandidatin für's Anecken (physisch als auch verbal ^^). Das muss an den langen Armen liegen...

  3. Was für ein Schreck - und ein Stress. Ich wär wahrscheinlich ein Nervenbündel gewesen. Meine Gross hatte in solchen Unfallsituationen meist mehr Glück als sonst etwas. Nur einmal ist es komplett schiefgegangen und wir saßen mit einem verbrühtem Arm in der Kinderambulanz.

    Mein Lippenbändchen musste damals auch versetzt werden. Natürlich mit Narkosespritze, schneiden und nähen. Die Zähne sind leider nicht kommen komplett zusammengerückt 🙁 Insofern ist es ein bisschen was positives im Unglück.

    LG
    Anja

    1. Hi Anja,
      das klingt ja schlimm mit dem Arm! 🙁
      Eine Zahnspange wird sich bei unserem Erbgut bei den Kindern nicht vermeiden lassen, daher wäre das alles gar nicht so wild.
      Wir haben uns aber alle von dem kleinen Schock erholt. 🙂
      Viele Grüße
      Sarah

  4. Oh weia! Das war also der Grund eures Krankenhaus-Hoppings! Schön, das am Ende doch alles gut war!

    Ich war auch mit meiner jüngsten Schwester (die in meiner Obhut mit wenigen Monaten gegen die Heizung geknallt ist und eine fette Platzwunde an der Stirn hatte) mit ins Westend gefahren, wo sie uns wieder weggeschickt haben.

    Letztendlich wurde die Wunde in der Charité in Wedding geklebt. Zum Glück hatten meine eigenen Mädels noch keine Krankenhaus-Geschichten!

    Liebe Grüße,
    Uta

    1. Hi Uta,
      ich verstehe nicht, wie man mit einem Kind weggeschickt werden kann, auch wenn es kein Notfall ist.
      Dabei geht es bestimmt im finanzielle Mittel der Krankenhäuser.
      Deine Schwester hält dir das heute noch vor, oder? Kein schönes Gefühl, wenn das während der Aufsicht passiert!
      Viele Grüße
      Sarah

  5. Honestly, viel Drama und Notaufnahmen Tamtam und dazu noch ein Artikel. Das erklärt warum unser Gesundheitssystem total finanziell ausgenutzt wird. Ein kurzer Anruf beim Hausarzt oder dem Hauszahnarzt hätte gelangt. Tut mir echt Leid für die Kollegen in der ZNA die so schamlos ausgenutzt wurden. Das Problem ist so profan wie Blähungen - google hätte sogar gelangt.

    1. Na du bist ja witzig.
      1.) wir riefen an und man sagte uns, wie sollen kommen.
      2.) Ich vermute mal, dass wir dafür die Kranenversicherung haben
      3.) im Zweifel geht das Kindswohl immer immer immer vor
      4.) offensichtlich hast du diesen sehr alten Artikel auch über Google gefunden, also ist es sinnvoll, über eigene Erfahrungen zu schreiben.
      5.) Du bist ein Troll, der stänkern will, aber ich wollte das mal dennoch nicht unkommentiert lassen.
      Trollolo

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