In meinem letzten Beitrag habe ich über ein paar Themen gesprochen, über die man nachdenken sollte, wenn man Lehrer im Quereinstieg werden möchte. Diesmal habe ich einen Haufen Tipps zusammengetragen, für alle, die so ein Projekt ernsthaft angehen wollen. Also, ohne weitere Umschweife geht es los.
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Bevor ihr euch bewerbt, solltet ihr euch ein paar Gedanken machen, wohin genau es hingehen soll:
Überlegt euch, welche Schulform es sein soll. Grundschullehrer werden am meisten gesucht, weil die Lehramtsstudenten ganz richtig erkannt haben, dass man dort – verglichen mit Gymnasien - großen Stress und das geringste Gehalt hat. Wer gerne mit kleineren Kindern arbeitet, findet hier aber vielleicht seine Berufung. Oberschulen der verschiedensten Couleur sind noch eine Stufe härter, weil die guten Schüler ans Gymnasium gegangen sind und man es mit dem unmotivierten Rest zu tun hat. Meine Meinung, kann auch anders sein. Ans Gymnasium darf man als Quereinsteiger nicht, jedenfalls hier in Brandenburg. Interessant klingt auch die Berufsschule. Hier hat man als Lehrer über die Betriebe gute Druckmittel in der Hand. Wenn der Schüler keinen Bock hat, reicht ein Anruf beim Arbeitgeber und er ist raus. Trotzdem arbeitet man mit halbstarken Jugendlichen. Eine gewisse Ausstrahlung und natürliche Autorität sollten vorhanden sein.
GANZ WICHTIG: prüft, ob ihr alle Voraussetzungen erfüllt. Manche Kriterien werden nicht öffentlich kommuniziert. Insbesondere solltet ihr ein Fach studiert haben, das auch an eurer Wunschschule unterrichtet wird (genauer: das auch ein Lehramtstudent im Nebenfach belegt hätte, wenn er später an dieser Schule unterrichten will). Sonst kann das Ärger geben. Glaubt mir, ich hab es durch.
Weiterhin muss man sich zwischen privaten und staatlichen Schulen entscheiden. Erstere sind nicht ganz so strengen Regeln unterworfen, wie die staatlichen Schulen und daher vielleicht für den einen oder anderen Nonkonformisten eine gute Wahl. Waldorfschulen, demokratische Schulen, und wer es mag, kirchliche Einrichtungen sind dann einen Blick wert.
Die Schulgröße: Ich würde für den Anfang zu einer eher kleinen Schule raten. Man hat die Namen der Schüler und Kollegen schneller drauf, das Gewusel ist nicht ganz so krass und die Tätigkeit ist abwechslungsreicher. Natürlich darf man bei Krankheit dann auch schon mal ungewohnte Fächer unterrichten. Eine große Schule hat den Vorteil, dass man mit großer Wahrscheinlichkeit nicht DER Mathelehrer oder DER Physiklehrer ist und Kollegen hat, bei denen man abgucken kann. Das hilft ganz enorm.
Ich würde auch jedem davon abraten, gleich zu Anfang eine Klasse als Klassenlehrer zu übernehmen. Also, falls sich das vermeiden lässt. Da hat man dann noch viel mehr Arbeit. Die Fachlehrer geben nämlich gern Probleme in der Klasse an die Klassenlehrer weiter, die sich dann darum kümmern dürfen. Außerdem muss man noch Elternabende, Wandertage, Exkursionen und Klassenfahrten durchführen. Das würde ich mir für den Anfang nicht ans Bein binden.
Ausstattung für Lehrer im Quereinstieg
Gut, eine Schule ist gefunden, der Vertrag unterschrieben, der erste Schultag rückt näher. Mit der richtigen Ausstattung wird es einfacher:
Die Lehrbücher gibt es meist von der Schule (allerdings nur geliehen, alles andere wäre viel zu teuer für den Staat). Meist gibt der Verlag noch zum Lehrbuch passende Übungshefte und Lehrerausgaben heraus. Letztere haben mich in Mathe mehrfach vor der Zwangsjacke und harten Drogen bewahrt, denn sie enthalten die Lösungen und sparen enorm viel Zeit. Manche dieser Zusatzbücher sind nur direkt bei den Verlagen unter Vorlage einer Bescheinigung (mit Schulstempel) zu bekommen. Das ist zwar alles teuer und u.U. schwer zu beschaffen, aber gerade am Anfang Gold wert!
Ein Computer ist schlicht notwendig. Eine Internetverbindung auch. Ohne wird das Ganze keinen Spaß machen, auch weil viele Prozesse (Notenbücher, Zeugnisdruck, usw.) heute schon digital abgewickelt werden (ja, wirklich!). Die Schulen halten zwar manchmal Lehrercomputer vor, aber die sind, nun ja, alt (obwohl ich die Kugelmäuse und Röhrenmonitore ja mag).
Wichtigste Software ist MS Office. Kein Open Office, keine andere Office-Variante. MS Office ist das Standardaustauschformat an den Schulen. Glaubt mir, als Informatiker stellen sich mir die Nackenhaare auf, während ich diese Zeilen schreibe, aber es ist aus meiner Sicht notwendig. Übrigens: Microsoft macht groß Werbung für Office 365, das nur im Abo zu bekommen ist. Es gibt aber weiterhin die reguläre Office-Version zu kaufen, die man nur einmal bezahlen muss. Die hat dann immer eine Jahreszahl hinten dran. Die Home & Student-Version reicht. Es gibt auch Gebraucht-Lizenzen für ganz billig, aber da möchte ich meine Hand nicht für ins Feuer legen.
Besorgt euch gute Stifte. Fineliner in Bunt (Rot, Grün, Schwarz und Blau sind Pflicht) funktionieren am besten. Für manche Fächer sinnvoll sind auch Zirkel, Lineal und Geodreieck, falls das mal jemand vergessen haben sollte.
Es gibt spezielle Planer für Lehrer. Die sind supercool, weil hinten auch gleich noch Bereiche für die Noten drin sind (die kommen heute nicht mehr ins Klassenbuch – vermutlich wegen Datenschutz). Ich hatte dieses Exemplar und war sehr zufrieden damit.
Auch sehr praktisch ist eine "Ordnungsmappe". In den einzelnen Fächern lässt sich alles für ein Unterrichtsfach verstauen und man hat alles schnell gefunden. Gerade am Anfang solltet ihr die vorbereiteten Stunden für die nächsten Tage immer mit dabei haben. Oft ändert sich kurzfristig etwas am Stundenplan, oder man hat Detailfragen an die Kollegen.
Für die ersten Wochen empfehle ich dann, alle anderen Termine abzusagen. Arbeiten, Schlafen, Arbeiten und so weiter. Ist durchzuhalten, aber nur, wenn man auf sich achtet.
Sicheres Auftreten als Lehrer im Quereinstieg
Dann ist es soweit und man steht vor den Schülern. Die erste Stunde wird vielleicht noch ganz nett, alle sind aufgeregt, man kennt sich noch nicht, und schaut erstmal. Bald haben die Kinder aber den ersten Schock überwunden und testen dich aus. Wo sind deine Grenzen, wo tickst du aus, wie kann man dich am besten auf die Palme bringen? Das sind wichtige Fragen, die die Kinder gleich zu Anfang klären wollen. Da heißt es Zähne zusammenbeißen und durchhalten. Es gibt aber kleine, subtile Dinge, die man tun kann, um dem Problem „Disziplin“ Herr zu werden:
Am Anfang der Stunde wartet man, bis absolute Ruhe herrscht. Erst wenn alle Schüler aufmerksam nach vorne schauen, wird begrüßt und die Stunde begonnen – und wenn das 10 Minuten dauert. Man muss dann nicht still vorne stehen und warten, sondern kann die störenden Schüler direkt mit Namen ansprechen.
Das führt gleich zum nächsten Punkt. Ganz wichtig: lernt die Namen der Schüler möglichst schnell auswendig. „Du da in der vorletzten Reihe mit dem weißen Pulli, bitte sei leise!“ wirkt bei weitem nicht so gut wie „Jerome-Günter, sei still, Augen nach vorn!“
Wenn ihr etwas von der Klasse wollt, sagt es klar und deutlich. Schlecht: „Ihr könntet ja vielleicht mitschreiben…“ Gut: „Die blauen Hefter auf, Datum und Überschrift rein und dann übernehmt bitte das Tafelbild!“ (Trotzdem wird es dann immer noch Nachfragen geben, da kann man sich drauf verlassen.)
Die eigene Erscheinung ist maßgeblich für die Autorität die man ausstrahlt. Ordentliche Klamotten, gepflegte Erscheinung, gerade Statur und stabiler Stand sind die Grundlage dafür, sich bei den Schülern durchsetzen zu können. Klingt blöde, ist aber so. Man wird als Lehrer genau beobachtet. Ich wurde wegen meiner grünen Hosen ausgefragt, warum ich Druckschrift benutze und warum ich gelegentlich berlinere.
Für den Anfang kann ein gutes Deo in der Tasche ein Lebensretter sein. Angstschweiß ist eine üble Sache.
Die „Kumpel-Strategie“ funktioniert (nach eigener, schmerzhafter Erfahrung) nicht. Wer der Freund der Schüler sein will, verliert ihren Respekt und hat in Punkto Disziplin verloren. Es ist wichtig, einen gewissen emotionalen Abstand zu den Schülern zu wahren. Wenn man sich zurückerinnert, waren es auch immer die Lehrer, die streng aber gerecht waren, die den besten Unterricht gemacht haben.
Abwechslung ist Trumpf. Wenn man den Unterricht immer auf die gleiche Weise durchexerziert, langweilen sich die Kinder schnell. Daher sollte man öfter mal was Neues machen. Es gibt gute Bücher zu diesem Thema (Stichwort: "Unterrichtsmethoden"), allerdings sind solche Sachen in der Praxis schwer umzusetzen, denn der Teufel steckt im Detail. Mit anderen Worten: Arbeitsblätter aus dem Internet sind eine feine Sache, sollten aber höchstens 10% vom Unterricht ausmachen.
Ab und zu mal ein Witz ist hilfreich, Rumalberei und ein Gag nach dem anderen versaut die Disziplin. Die Kinder schaukeln sich dann auf und bald ist die Klasse außer Rand und Band.
Manche Kinder versuchen zu provozieren, indem sie blöde Antworten geben, in der Hoffnung ihr tickt aus. Sowas kann man gut durch schlagfertige Antworten kontern. Vielleicht enthielt die Antwort ja ein Körnchen Wahrheit. Dann greift das auf und ignoriert den Rest. Manchmal funktioniert es auch, auf den Witz einzugehen und ernsthaft über die Antwort zu diskutieren. Wenn gar nichts weiter geht, ist komplett ignorieren auch eine Möglichkeit.
Schreien ist keine gute Methode, um Ruhe in die Klasse zu bringen. Wieso sollten die Kinder leise sein, wenn ihr rumbrüllen dürft? Das ist ungerecht, oder? Eine Klasse in den Griff zu bekommen, ist durch einmal wütend werden auch nicht getan. Das ist ein langer Prozess, an dem manchmal die besten Lehrer verzweifeln. Nicht umsonst legen sich manche Lehrer ganz gezielt den Ruf eines harten Hundes zu.
Wenn gar nichts anderes hilft: lasst alle aufstehen und sich hinter den Stuhl stellen. Bis absolute Ruhe ist. Das kann eine Weile dauern. Aber es hilft.
Was Lehrern im Quereinstieg noch helfen kann
Das klingt jetzt vielleicht ein wenig überwältigend, aber letztlich ist der Lehrberuf ein Handwerk, wie jedes andere. Es gibt ein paar Kniffe, die den Job sehr erleichtern:
Seid früh da, dann ist der Kopierer noch nicht belegt. Außerdem könnt ihr einen Blick ins Vertretungsbuch werfen und euch wenigstens seelisch auf etwaige Abweichungen im Stundenplan vorbereiten.
Stichwort: Vertretungsstunde. Es ist sinnvoll, für alle Fälle immer ein paar Stand-Alone-Stunden zu entwerfen, falls man mal plötzlich irgendwo vertreten muss. Ein paar hübsche Arbeitsblätter sind eine gute Grundlage (Google ist dein Freund). Meist bekommt man vom Lehrer, der vertreten werden muss, Aufgaben, die die Kinder erledigen sollen. Manchmal heißt es aber einfach: "Ach, macht mal was Schönes zur Entspannung." Hier kann ich Rätselfragen oder Teambuilding-Aufgaben empfehlen, von denen es im Internet jede Menge gibt.
Vorbereitung: Idealerweise erstellt man in den Ferien eine wochenweise Grobplanung für die nächste Unterrichtsperiode. Jede Woche wird dann die Feinplanung für jede Stunde erstellt. Das habe ich gerne am Sonntag gemacht, dann konnte ich mich in der Woche besser dran erinnern. In die Planung gehören verschiedene Punkte:
Wie eröffne ich den Unterricht?
Wie motiviere ich das Thema? (also warum müssen wir das lernen?)
Wie erkläre ich das Thema?
Welche Aufgaben müssen erledigt werden und wie sehen die Lösungen dafür aus?
Wie lasse ich die Stunde ausklingen? (Hausaufgaben)
Nachbereitung: schreibt auf, was ihr in jeder Stunde mit jeder Klasse gemacht habt. In der nächsten Woche habt ihr das garantiert vergessen. Das ist ganz besonders wichtig, wenn ihr den gleichen Stoff in mehreren Klassen parallel unterrichtet.
Fragt andere Lehrer um Rat. Aber Vorsicht! Wie bei den Informatikern gilt: die Anzahl der geäußerten unterschiedlichen Meinungen ist größer oder gleich der Anzahl der Befragten. Also sucht euch das Beste aus und zieht es durch. Eine Lehrerin sagt mal zu mir: „Bei den Kindern kann man immer wieder neu anfangen.“ Das stimmt bis zu einem gewissen Punkt und man kann es ausnutzen, um verschiedene Lern- und Erziehungsstrategien auszuprobieren.
Vielleicht habt ihr ganz spannende Ideen, wie man den Schulalltag anders gestalten könnte. So mit viel Achtsamkeit und Bedürfnisorientierung. Da ist überhaupt nichts gegen einzuwenden. Nur bei den "echten" Lehrern sollte man sich da zurückhalten. Die sind oft recht empfindlich, was diesen ganzen "neumodischen Kram" angeht. Aber wenn nicht gerade hospitiert wird, seid ihr die Chefs, sobald die Tür zum Klassenraum zugeht. Da könnt ihr auch gerne mal was ausprobieren.
Stichwort Hospitation: das passiert manchmal. Da sitzen dann hinten im Klassenraum diverse sehr wichtige Leute und machen sind unentwegt Notizen. Lasst euch davon bloß nicht verrückt machen. Immer frei von der Leber weg und so machen wie immer. Wenn man da verkrampft versucht, perfekten Unterricht zu machen, wird alles nur schlimmer. Einen Vorteil hat die Sache: die Schüler sind meist recht brav, weil sie nicht sicher sind, was gerade passiert. Übrigens: die Hospitierenden erwarten, die Unterrichtsvorbereitung in schriftlicher Form im Vorfeld zu bekommen. Anfangs reicht da eine A4-Seite mit der Struktur der Stunde (siehe Tipp 26), später in der pädagogischen Grundqualifikation (das ist die Schnellbesohlung, durch die jeder Quereinsteiger durch muss, wenn er das erste Jahr überlebt) ist das dann schon eine kleine Semesterarbeit mit 10 Seiten oder mehr.
Oft ergibt sich die folgende Situation: ihr erklärt einem einzelnen Schüler einen Sachverhalt. Der Schüler versteht offenbar. Ihr kommt fünf Minuten später vorbei und seht: er kann's immer noch nicht. Das Phänomen nennt sich „Aura des Professors“. Wenn der Lehrer dabeisteht, klappt's, sobald er weg ist, nicht mehr. Die Lösung: man lasse sich den Sachverhalt noch einmal vom Schüler in seinen eigenen Worten erklären. Dann sieht man, ob er es verstanden hat.
Stichwort „Erklären“. Es gibt ein Sprichwort: „Gib einem Mann einen Fisch und er hat für einen Tag zu essen. Zeig ihm, wie man eine Angel baut und er ist sein Leben lang satt.“ Ähnliches gilt in der Lehre. Wenn man als Lehrer „doziert“, also den Sachverhalt einfach erklärt, kann man sich sicher sein, dass 50% der Klasse es nicht kapieren. Besser ist es, den Stoff gemeinsam mit den Schülern zu erarbeiten. Dazu geht man vom Bekannten aus und führt die Klasse durch Fragen langsam zum Unbekannten. Wenn man so etwas vorhat, ist es wichtig, sich Gedanken über die Zwischenschritte zu machen (also, wie komme ich von A nach B) und die Klasse durch gezielte Fragen zum Ziel zu leiten.
Was ist euch besser in Erinnerung, die Nachrichten oder der Film gestern Abend? Unser Gehirn nimmt Informationen besser auf, wenn sie in Geschichten verpackt sind. Das ist in Fächern wie Geschichte, Politische Bildung und teilweise in Deutsch noch recht einfach. Für Mathe oder die Naturwissenschaften ist es schon schwieriger. Hier habe ich mir mit Eselsbrücken beholfen. Die darf man sich übrigens auch gerne selbst ausdenken. Als mein Sohn Schwierigkeiten mit dem Umformen von Termen hatte (das sind diese Aufgaben wo links und rechts vom Gleichheitszeichen Rechenoperationen stehen), habe ich ihm beigebracht: "Was ich dem einen Term antue, das füg ich auch dem andern zu." Das hat geholfen.
Anspielungen aus der Popkultur sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, Wissen in Kinderhirnen zu verankern. Drei Viertel, als Torte gezeichnet und zur Seite gedreht, sieht aus wie Pacman und war, nachdem wir das bemerkt haben, in der Klasse immer der "Pacman-Bruch". Überhaupt habe ich Brüche immer mit Kuchen und Pizza erklärt. Bis sich die Schüler beschwert haben, sie würden von meinem Matheunterricht Hunger bekommen. Ich habe mich dann mit einem "Brüche-Kuchen" gerächt. Den hab ich in 24 Teile geschnitten und jeder hat einen bekommen, wenn er sagen konnte, was für ein Bruch das gerade ist und ob man den kürzen kann. Das hat grandios funktioniert.
Als Quereinsteiger habt ihr eine weitere Quelle für Wissen, die die "normalen" Lehrer nicht haben: euer alter Job. Oft kam die Frage: Warum müssen wir das lernen? (Darauf sollte man sich übrigens bei jedem Thema eine Antwort überlegen, die Frage kommt oft). Ich konnte dann mit Anekdoten aus meinen verschiedenen IT-Jobs parieren – kindgerecht aufbereitet natürlich. Ich bin mir ehrlicherweise nicht sicher, ob die Kinder das immer verstanden haben, aber ich glaube, für einige war es schon interessant.
Es gibt verschiedene Methoden, eine Aufgabe mit der Klasse zu erledigen. Ich kann die Hausaufgaben einfach vorlesen und bin in 5 Minuten damit durch. Ich kann die Schüler vorlesen und erklären lassen, dann dauert's 10 Minuten. Wenn die Schüler dann noch vorne anschreiben (das machen die gerne), dann kann's auch schon mal 20 Minuten dauern. Eine Stunde hat 45 bzw. 90 Minuten. Die wollen alle gefüllt sein. Schnelle und langsame Teile sollten sich abwechseln. Aber das ist auch schone höhere Pädagogik. Am Anfang reicht es, wenn am Ende vom Stoff noch möglichst wenig Stunde übrig ist.
Dialog mit den Schülern. Wichtig sind offene Fragen, also solche, die an alle Anwesenden gerichtet sind und eine ausführliche Antwort verlangen. „Anastasia-Amalia, ist 3 mal 5 gleich 15?“ ist nicht so gut, wie „So Leute, wer sagt mir, was 3 mal 5 ergibt?“ Außerdem: seid flexibel und passt euch den Schülern an. Wenn die gewünschte Antwort nicht kommt, nutzt es nichts, die gleiche Frage immer wieder anders zu stellen. Dann muss man improvisieren und sich einen anderen Weg ausdenken. Das kann recht reizvoll sein.
Rituale sind wichtig. Benutzt immer die gleichen Floskeln (wirklich Wort für Wort) und die Schüler wissen bald, was zu tun ist.
Seid konsequent. Lasst nicht einem Schüler durchgehen, was ihr bei einem anderen Schüler bestraft. Wenn ihr droht, seid bereit, die Drohung in die Tat umzusetzen. Informiert euch vorher, womit ihr drohen dürft. Vieles, was in unserer Schulzeit noch üblich war, ist heute nicht mehr statthaft. Überhaupt: erkundigt euch genau, was ihr dürft und was nicht. An meiner Schule war es beispielsweise nicht erlaubt, Hausaufgaben zu zensieren, weil man (zu Recht) annehmen musste, die Eltern hätten sie gemacht.
Ein letzter Punkt, der mir persönlich sehr wichtig ist: Ihr wollt von den Kindern respektiert werden. Dann behandelt die Kinder mit Respekt. Würdigt sie nicht herab, macht sie nicht lächerlich. Wenn falsche Antworten kommen, ist das kein Grund, darüber Witze zu machen. Wenn ihr mit einem Kind ein Problem klären müsst, dann schnappt euch das Kind nach dem Unterricht, setzt euch zusammen und redet unter vier Augen. Und dann nicht einfach ausschimpfen. Das kennen die Kinder zur Genüge, da hören die gar nicht zu. Besser ist es, auf die Kinder einzugehen. Fragen, wo das Problem liegt. Zuhören. Angebote machen. Gemeinsam das Problem lösen. Wie bei der Familienkonferenz.
So, das war es von mir zum Thema Quereinstieg. Ich hoffe, ihr habt ein paar Tipps mitnehmen können. Ich habe das alles schon vor einem Jahr kurz nach dem Ende meines Lehrerjobs aufgeschrieben, auch immer mit dem Ziel, es mal hier zu veröffentlichen. Das habe ich hiermit getan und nun kann ich dieses Kapitel meines Lebenslaufes endgültig schließen. Sollten noch Fragen offen sein, beantworte ich die aber gerne!
Vielen lieben Dank für die wertvollen Tipps! Morgen beginne ich als Quereinsteigerin in einer Gemeinschaftsschule und freue mich, hier einige Anregungen für den Einstieg gefunden zu haben.
Liebe Grüße Anika
[…] 40 Tipps für Quereinsteiger-Lehrer […]
Vielen lieben Dank für die wertvollen Tipps! Morgen beginne ich als Quereinsteigerin in einer Gemeinschaftsschule und freue mich, hier einige Anregungen für den Einstieg gefunden zu haben.
Liebe Grüße Anika
Hallo Anika,
es freut mich, dass Martin hier mit seinen Erfahrungen helfen konnte. 🙂
Liebe Grüße
Sarah