"Schau mal!", sagte mein Mann und zeigte mir ein Reihenhaus in einem Stadtteil, der vorher auf meiner Vermeidungsliste stand. Wer will da denn wohnen? Doch das Haus hatte Charme, einen Garten gab es auch. Zudem genug Zimmer für drei Kinder. Wir wollten wissen, ob es bezahlbar wäre, denn die Miet- und Hauspreise kennt jeder: teuer! So machten wir einen Termin bei der Bank, noch bevor wir das Haus besichteten und hatten plötzlich einen Notartermin. Ziemlich überstürzt. Oder nicht?
Der Makler riet uns, dass wir direkt zur Besichtigung mit einer vorläufigen Hauskreditbestätigung kommen. Hä, dachte ich, wie soll das denn gehen? Soll man vor jeder Hausbesichtigung zur Bank gehen und die Immobilie durchspielen?
Ein allgemein gültiges Kreditversprechen gibt es nämlich nicht. Im Endeffekt kann eine voraussichtliche Finanzierung seitens der Bank immer noch platzen. Es ist ein langer Prozess. Schon der erste Banktermin dauerte fast zwei Stunden. Zwei Stunden, in denen wir alles offen legen mussten: bisherige Kredite, Schulden, Einkommen, Anstellungsverhältnisse, weitere Einkommen, Lebensversicherungen etc. Selbst die Schufa wurde vor Ort angefragt. Es fühlte sich komisch an.
Ich stellte die Fragen, meinen Mann schaute unser Berater an und antwortete ihm. Als ich Sascha danach fragte, bestätigte er das, was mir komisch vorkam. Ich fühlte mich ignoriert, obwohl doch ich die Ansprechpartnerin für Finanzen in unserem Haushalt bin. Eine echte Expertin bin ich leider nicht, das würde viele Dinge vereinfachen.
So ganz ohne Eigenkapital würde es für Neukunden der Bank nicht funktionieren, sagte der Bankberater. Eine eigene Einlage wäre notwenig, denn wir müssten zeigen, dass wir ebenfalls etwas leisten können. Es ist bei dieser Bank also doch kein Kredit ohne Eigenkapital möglich. Vermutlich sollten wir auch bei unserer Hausbank anfragen.
Auch müsste man in der Bank Genossenschaftsmitglied werden und Anteile erwerben. Zudem sollten wir über einen Wohn-Riester-Vertrag nachdenken. Das würde sich bei den Kindern lohnen. Nur warum wurde mir davon bisher abgeraten? Nicht nur von meiner Mama, auch Fabian Thier, der Autor des Einsteigerbuches für die Altersvorsorge, riet davon ab. Das empfehle ich sehr gerne weiter:
Vielmehr werden darin ETFs empfohlen, denen sich auch der bekannte Finanzexperte Gerd Kommer widmete. Die Lektüre kann ich jedem ans Herz legen, der alternative Sparformen sucht:
Langsam zeigte sich, was alles hinter einem Kredit steckt. Einen Wohnriestervertrag wollten wir nicht abschließen. Der Bankberater ruderte zurück. Einen Wohnriestervertrag abzuschließen wäre nicht verpflichtend, nur die Mitgliedschaft in der Genossenschaft. Man merkt, Bankberater wollen ihre Produkte verkaufen.
Anhang des Exposés wurde genau ermittelt, wie viel das Haus wert ist. Der aktuelle Marktpreis wurde berechnet. Dieser war sogar noch höher als der angegebene Verkaufspreis. Allerdings handelte es sich bei dem Objekt auch um ein Reihenhaus, in dem seit den 60ern nichts mehr gemacht wurde. Es würden Sanierungskosten folgen.
Am Telefon teilte mir der Makler noch vor dem Bankgespräch mit, dass ein FI-Schalter notwendig sei, der würde um die 500 € kosten. Daher setzten wir als Modernisierungspauschale einen eher kleinen Betrag an. Der Rest, vor allem schöne Wände, Bodenbeläge etc., sollten folgen, wenn wir wieder ein wenig angespart hätten.
Weitere Finanzierungsgespräche sollten in der folgenden Woche folgen, damit wir besser vergleichen können. Dabei wählten wir noch eine andere Bank und eine Bausparkasse. Was mich wunderte war, dass plötzlich doch eine Eigenkapitaleinlage erforderlich war. Wenn ich es richtig verstand, müssen Bestandskunden der Bank diese nicht leisten.
Da wir eine Finanzierung >100 % anstrebten, wäre die Bewilligung noch in die nächst höhere Instanz gegangen. Dadurch hätte die Bewilligung (oder Ablehnung) noch länger gedauert. Das sorgt dafür, dass wir im Vergleich zu Hausinteressenten mit viel Eigenkapital im Nachteil sind, weil die viel agiler handeln können. Während wir bspw. noch auf die Bestätigung warten, könnten Leute mit genug Geld in der Portokasse schon längst zusagen.
Letztlich gingen wir aus dem Gespräch mit einem voraussichtlich positiven Bescheid und einer Kreditrate, die nur wenig über unserer aktuellen Miete liegt. Das war für uns absolut machbar mit Blick auf die Fixkosten. Doch die Realität holte uns später noch ein.
Wir waren sofort begeistert. Die Stromkabel, die unqualifiziert aus den Wänden schauten, schockten uns nicht. Doch: Selbst als Laien wussten wir: mit einem FI-Schalter kommen wir nicht aus. Die Elektrik muss komplett fachgerecht neu verlegt werden.
Auch die Wasserrohre wären wohl fällig. Ob das Bleirohre wären, fragte ich. Bei dem Alter des Hauses wäre das wahrscheinlich. Ebenfalls eine Handwerkertätigkeit, die wir nicht ohne professionelle Hilfe machen können. Im Nebensatz ließ der Makler verlauten, dass er auch neue Heizkörper einsetzen würde.
Ansonsten waren wir sehr angetan. Natürlich redeten wir uns viele Dinge im Haus schön und stellten uns vor, wie wir die einzelnen Zimmer nutzen würden. Es gab einen Garten und sogar einen Auto-Stellplatz, den wir jetzt Nähe Ku'damm schmerzlich vermissen.
Wir sagten spontan zu und sollten "schneller als die anderen Interessenten sein", damit wir den Zuschlag vom Makler bekämen. Dabei sollten wir unserer Bank die fehlenden Unterlagen (u. a. eine Flurkarte und einen Grundbuchauszug) zukommen lassen und einen Termin mit dem Notar machen.
So richtig klar war uns dann nicht, dass wir tatsächlich das Rennen um die Immobilie gemacht haben, als wir mit der Notarfachangestellten sprachen. Es ging um die Aufsetzung des Kaufvertragsentwurfs. Ab diesem Moment würde die Bezahlpflicht bei uns einsetzen.
Doch, halt! Wir hatten doch noch gar keine endgültige Zusage von der Bank! Nach mehreren Gesprächen mit Makler und der Notarfachangestellten kam heraus, dass wir erst auf die Bank warten sollten und erst dann den Kaufvertragsentwurf in Auftrag geben sollten. So machte das Sinn, denn allein der Entwurf sollte über 1000 € kosten. Krass!
Die Bank würde noch eine Arbeitswoche brauchen, bis sie das erforderliche Dokument für die Notarin erstellt haben würde. Erst danach sollten wir den Entwurf in Auftrag geben. So machte das mehr Sinn.
Für uns war der ganze Prozess sehr unübersichtlich. Wir fühlten uns sehr überfordert, weil einfach alles zu schnell passierte. Wir wollten die Schnellsten sein, was im Nachhinein eine schlechte Idee war. Das alles passierte in nur zwei Tagen.
Schnelligkeit ist kein guter Berater.
Wir nahmen unser Gebot für die Immobilie zurück. Am Wochenende, an dem wir nach Lübbenau und Senftenberg fuhren, holten uns alle Eindrücke ein.
Sascha ist hingegen anderer Meinung. Er ist überzeugt, dass wir auch beim nächsten Versuch schnell sein müssen, um überhaupt einen Zuschlag für das Haus / die Wohnung zu bekommen. Er ist noch sehr ambitioniert bei der Suche. Der Rattenschwanz, der an einem Hauskauf dabei ist, ist nervenaufreibend. Wie muss das erst beim Hausbau sein? Uffz!
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Ich kann mich noch gut erinnern, wie es bei uns 2015 war. Im Oktober entdeckten wir das Haus bei Kleinanzeigen und waren auch direkt verliebt. Wir gingen noch zwei Mal hin und sprachen mit den Vorbesitzern, die uns auch immer wieder von den vielen sehr interessierten anderen Leuten erzählten. Das sette uns auch sehr unter Druck und dabei mussten wir ja noch alles in Ruhe mit Bank und CO klären. Und dann kamen mehr und mehr und mehr Kosten, aber am Ende beräuen wir es trotz unseres Wasserschadens nicht. Wir haben so liebe Nachbarn und die Kinder fühlen sich wirklich wohl. Es tauchen hier und da immer wieder kleine Tücken auf und es wäre so schön einfach einen Vermieter anzurufen und ihn sich darum kümmern zu lassen, aber das gibt es hier ja so leider nicht.
Schade, es wäre echt cool gewesen euch so nah dran zu haben 🙂
Vielleicht kommt noch eine Chance?
Das ist echt ein krasser Prozess.
Eine Woche her, kommt mir ewig vor, weil so viel auf einmal passierte.
Kleinanzeigen: dort schauen wir auch viel, aber viel gibt es nicht bei unserem Budget.
Bitte bitte bei einem Immobilienkauf nichts überstürzen. Die Markler wollen natürlich schnell verkaufen aber ihr selbst ärgert euch nachher.
Gerade Bestandsimmobilien aus den 60er und 70er zt. auch 80er sind wirklich schon auf einem alten Stand.
Tipp: nach einer Erstbesichtigung immer einen Profi (Baubegutachter) mitnehmen. Es gibt so viel Pfusch.
Und wirklich gut überlegen ist es das was wir wollen. Wie sind die Arbeitswege die Infrastruktur was kommen noch für Kosten zb für das Pendeln dazu ect.
Lieber länger suchen und nebenbei Eigenkapital ansparen. Dann warten auch keine bösen Fallen.
Ich weiß wovon ich spreche wir haben schon vor über 5 Jahren ebenfalls in einem Ballungsgebiet gekauft davor aber lange gesucht und vieles wieder ausgeschlagen. Im Nachhinein die richtige Entscheidung denn in vielem was damals auf dem ersten Blick nett aussah würde ich heute nicht mehr leben wollen bzw. würde unser Leben im Nachhinein gesehen verkomplizieren. Und auch damals hieß es schon man soll schnell sein. Einfach nicht drängen lassen. Ja der Markt ist umkämpft, es kann auch sein das die Zinsen wieder steigen aber sobald dies der Fall ist werden die Preise auch nicht mehr so stark steigen und es gibt wieder mehr Angebot. Also alles in allem kein Grund überstürzt zu handeln. Irgendwann findet jeder das passende.
Liebe Lena,
vielen Dank für deine tollen Tipps! <3
Einen Baugutachter haben wir auch kontaktiert. Da waren wir bestimmt schon ein bisschen spät dran (bei unserem zu schnellen Prozess). Den nimmt man aber sicher erst bei der zweiten Besichtigung mit, oder?
Wir kamen uns vor wie Kinder, die plötzlich Eisverkäufer sein sollen und nicht wissen, wie das geht.
Sparen haben wir nun auch vor und vor allem sammeln, was wir wirklich wollen.
Danke dir!
Bitte gerne.
Ich kann euch auch noch empfehlen probieren den Markler zu entgehen. Das spart eine Menge Geld ist allerdings auch zeitaufwendig und ohne Erfolgsgarantie.
Trotzdem probieren Zettel in Supermärkten in bevorzugten Gegenden aufzuhängen.
Oder wenn ihr bereit seit zu renovieren Zettel in Briefkästen von Häusern zu werfen die verlassen aussehen und euch gefallen. So hat es mit extrem viel Glück bei uns geklappt obwohl wir nie daran gedacht hätten dass dies Erfolg bringt.
Einfach alle möglichen Kanäle ausprobieren.
Hallo, da ich selbst in einer Bank arbeite, muss ich etwas schmunzeln und mir "vom Fach" wird wieder mal einiges klar. Zum einen wie unterschiedlich Banken arbeiten im Hinblick auf die Wertschätzung der Gesprächspartner, die Gerissenheit der Makler und leider auch der Naivität (entschuldigt, wenn ich das so sage) der Kunden. Selbstverständlich solltet ihr Eigenkapital einbringen können. Dabei geht es weniger um die Bank, sondern vielmehr um euch. Wie oft passieren die unvorhergesehenen Ausgaben zeitgleich? Stellt euch vor ihr habt gerade einen Unfall mit dem Auto /eine Klassenfahrt /die Heizung ist kaputt und dann wird jemand krank/ gibt es einen Sturmschaden der nicht von einer Versicherung getragen wird? Oder es wird jemand arbeitslos? Wenn dann kein Eigenkapital eingebracht wurde und das Haus wieder verkauft wird, geht ihr /die Bank mit einem großen Verlust heraus... Denn als Eigentümer kann ich keinen Vermieter anrufen und sagen "ich habe plötzlich Schimmel in der Wohnung / die Heizung funktioniert nicht...". Das musst alles ihr zahlen. Darüber hinaus gibt es mittlerweile sehr stringente Auflagen im Hinblick auf Finanzierungen. Mein Tipp an euch : Lasst euch von einer Bank(vllt. Gibt es im Freundeskreis einen Tipp für einen guten Berater) in Hinblick auf eure gesamte Situation mit allen Zielen und Wünschen beraten. Ja, das kann 2 Stunden dauern, aber wenn ihr beide offen seid euch wirklich beraten zu lassen, dann habt ihr am Ende des Tages einen Plan in der Hand, euren Wunsch nach Wohneigentum verwirklichen zu können. Selbstverständlich sollte der auch kritisch hinterfragt werden. Ich persönlich halte auch nicht viel der genannten Ratgeber, denn etf sind zwar kostengünstig jedoch nur bedingt für jeden Anleger geeignet...
LG, Tini
Liebe Tini,
danke dir!
Du hast vollkommen recht, naiv trifft es bei uns sehr. 🙂
Mir hilft der Austausch sehr und ich hoffe, dass wir ein Stück unserer Naivität schnell hinter uns lassen.
Ganz ohne Eigenkapital würde ich nicht kaufen, ich würde das eben als Rücklage behalten wollen (mehrere Monatsgehälter) damit wir eben weiter unseren Lebensstandard halten können.
Das haben wir bedacht.
Wegen der ganzen Eventualitäten haben wir letztlich dieses Haus auch abgesagt: zu viel zu tun.
Einen Baugutachter hätten wir noch vor Abschluss beauftragt.
Danke für die vielen Tipps! 🙂
Wir suchen weiter - dem Budget entsprechend.
Liebe Grüße
Sarah
Huhu,
Ja das ist eine wahnsinnig spannende Phase!!
Wir dachten damals wir hätten unser Haus gefunden, alles war da an Unterlagen, die Baugenehmigung kam aber nicht und wir sollten eine Art Vertrag unterzeichnen (Reihenhäuser)... wir wollten aber so nicht unterzeichnen und warteten, dabei entdeckten wir unser „Traumhaus“, Schnitt, Besonderheiten, alles was sonst gefehlt hätte und der Preis war nur 15% über dem was das andere Haus kostete. Wir handelten, gingen zur Bank, die Schätzung wurde geändert und knappe drei Monate später (Incl Weihnachten, Umzug 400km und Baby ) zogen wir ein. Es ging alles so schnell, noch heute spüre ich die Achterbahn, weiß welche Häuser in den nachbarstraßen danach verkauft wurden, unklar ob sie besser passen würden, aber sehr zufrieden.
Mein Tipp: lasst euch von befreundeten Hausbesitzern mal alle tatsächlichen Nebenkosten aufzählen. Denkt an kosten wie Schneeräumen im Winter. Was mich auch immer wieder trifft sind die Gartenanlagen (klein, einfach...). Mit dem ist man gefühlt nie fertig und Schläuche etc die lange halten, kosten viel Geld. Das sind nur kleinigkeiten, jeder hat da einen individuellen Bereich ... hauserhaltubgskosten. Ein verputztes Haus muss gestrichen werden, bei unserem schwierigen Garten kostet das Gerüst allein mehrere tausend Euro, plus Farbe und Arbeitsstunden (mein Mann bräuchte incl schleifen 4wochen , täglich 8h).
Es ist beruhigender wenn man für diese Dinge extra spart, aber das muss man trotz Rate und Alltag und reisen etc tun können, was echt nicht immer leicht fällt...
Viel Erfolg und ich bin gespannt wo ihr euer Häuschen finden werdet...
Danke für die Hinweise. 🙂
Das klingt echt nach Glück bei euch - ich glaube an Schicksal. <3
Handeln - ob man das heute in Berlin auch machen kann? Ich denke immer: dann nehmen sie eben den nächsten. Ob wir uns das trauen würden bei unserem Traumhaus?
nur Mut beim Handeln, ihr könnt ja hinterher immer noch dem höheren Preis zustimmen. Freunde von uns haben beim Notar noch den Preis nach unten gedrückt... Alle sagen, es gibt noch zig weitere Interessenten, die mag es geben, aber die haben genauso auch noch andere Häuser im Visier...
Oh, das ist ein interessanter Gedanke. Danke für den Tipp! 🙂
[…] April begannen wir, uns auf der Suche nach einem Haus zu machen. Ein Haus kauften wir schon fast, ruderten dann aber zurück. Schon zu dieser Zeit waren wir überrascht von den vielen […]