Mein Sohn hatte eine schwierige Zeit. Mit der Geburt seines Bruders wurde er von Prinzenthron gestoßen, ersetzt durch ein süßes, haarloses Geschöpf, das auch noch schrie, um sein Unbehagen auszudrücken. Schreien durfte er längst nicht mehr, er war ja schon "ein großer Junge". Aber so groß, ist er dann doch noch nicht.
Immer wieder wurde er gefragt: "Wie findest du deinen kleinen Bruder? Ist es toll, ein Baby zu haben?". Er blockte ab und drehte sich weg. Andere konnte vielleicht nicht verstehen, dass man dieses winzige Geschöpf nicht lieb haben kann. Sie sind aber auch nicht 4 Jahre alt und plötzlich nicht mehr im Mittelpunkt der Eltern.
Wenn man schon toll reden und sich ausdrücken kann, wird man selbst als 4-Jähriger schon für groß gehalten. Dieses Fehler haben wir gemacht. Wir sahen nicht, dass er hinter seinem Abblocken Nähe brauchte. Nur auf seine Weise. In dieser Zeit, in der er sich vermutlich nicht so wohl fühlte, weil sich alles änderte, sagte er auch nicht mehr Hallo in der Kita. Das ignorierten wir, bis er wieder die Erzieher begrüßte.
Oft wurde ich vom Sohn abgewiesen, nur Papa sollte helfen, lesen, etc. Das war nicht nur für den großen Sohn eine schlimme Zeit, auch für mich, denn ich wusste nicht, wie ich wieder an ihn heran komme. Ich las dennoch jeden Tag vor und lockte ihn: erst Mama, dann Papa. Das war unsere Exklusivzeit ohne Baby.
Da ich den Sohn weiterhin zur Kita brachte und ihn dort abholte, verbrachten wir Zeit zu dritt. Der Sohn, sein Bruder und ich. Irgendwann fiel der Schalter - er ignoriert das Baby nicht mehr, sondern macht sogar Faxen, wenn Baby 2.0 schreit, bringt uns Wechselsachen oder spielt auch mal fünf Minuten mit ihm, wenn ich gerade im Haushalt beschäftigt bin. Was mein großer Sohn brauchte, war Zeit. Alles Reden half nicht - er ist doch dein kleiner Bruder (...). Das versteht ein 4-Jähriger nicht.
Mein Sohn musste selbst feststellen, dass der kleine Mann bei uns bleibt, ganz niedlich ist, niemanden etwas tut, dabei aber auch mal nerven kann. Vorlesen und spielen können wir auch, während ich stille oder das Baby auf dem Arm habe. Inzwischen beobachtet Baby 2.0 uns beim Spielen, greift gerne auch in unsere Vorlesebücher oder stibitzt eine Memory-Karte. Der Bruder ist immer dabei. Unsere von mir initiierten Mama-Sohn-Tage wurden inzwischen zu Mama-Sohn-Sohn-Tagen, überlegte sich Kind 1.
Nach sechs Monaten akzeptierte er es, ein großer Bruder zu sein. Er teilt Spielzeug, sucht es ihm sogar aus, wenn wir in seinem Zimmer sind, streckt seine Zunge raus, nur um dem Baby ein Lachen zu entlocken und heute antwortete er endlich auf die Frage, die ein Mutterherz zum schmelzen bringt: "Hast du deinen Bruder lieb?" - "Ja!"
Im Freundeskreis erlebe ich es oft ganz anders: Die großen Kinder wollen ihre Baby-Geschwister nahezu mit Liebe erdrücken. Immerzu wollen sie es streicheln, küssen, umarmen. Das ist für die Eltern auch eine Herausforderung, denn nicht immer läuft das vorsichtig ab.
Wie ist das bei euch? Brauchten die Erstgeborenen, oder auch mittleren Kinder lange, um sich an die neue Situation zu gewöhnen?
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Hallo liebe Sarah, wir erwarten im Mai unser zweites Kind, einen Jungen. Lina ist dann mit fast 3 Jahren die große Schwester. Sie freut sich sehr und streichelt und küsst meinen Bauch immer. Ich hoffe sie ist genauso erfreut wenn der kleine da ist, denn sie ist eine kleine Prinzessin und genießt es sehr im Mittelpunkt zustehen. Das wird bestimmt manchmal schwierig werden! Liebe Grüße Annika
Hallo Annika,
das klingt doch gut!
Das machte mein Sohn nie. Er wusste, dass in meinem Bauch in Baby ist, ignorierte den Zustand jedoch.
Es gibt Hoffnung für deine Tochter. Das Alter spielt auch eine Rolle - 3 Jahre finde ich super. Sie verstehen meist schon, dass sie auch mal warten müssen, wenn das Baby schreit.
Alles Gute für euch! 🙂
Meine Tochter (4 Monate) hat zwar keine älteren Geschwister, aber dafür einen kleinen Onkel, der erst 5 1/2 Jahre alt ist (ich bin 27). Er blockte am Anfang auch ab, mochte sie nicht anfassen und war desinteressiert (aber nicht böse!). Nach einigen Besuchen hat sich das dann gelegt und mittlerweile gibt er ihr den Nuckel, tröstet oder streichelt sie und ist ganz lieb. Braucht aber trotzdem ab und zu Abstand und gerade wenn sie weint kommt auch mal ein "Bring doch mal das Baby woanders hin!" 🙂
Hi Sarah,
manche Kinder brauchen wohl länger, um sich an neue Situationen anzupassen.
Wenn unser Baby schreit, sagt mein Sohn mittlerweise: "Mama, Baby schreit, du musst stillen!". 😀
Egal, aus welchem Grund es schreit. Verstanden hat er es. 🙂
Hallo Sarah ,
mein Sohn war 5 ,als er eine kleine Schwester bekam.
Die ersten Monate hat er unheimlich viel Unfug angestellt ,um beachtet zu werden.
Jetzt , nach gut einem Jahr liebt er seine kleine Schwester abgöttisch. Gibt ihr 1000 Küsse und drückt sie. Die kleine Maus schubst ihren großen Bruder aber gerne wieder weg , wenn sie genug davon hat.
Ich stelle aber auch fest, dass er seine Mama Zeit braucht um beispielsweise eine Geschichte zu lesen oder ein Spiel zu spielen.
Die Kleine klappt mittlerweile gern das Buch zu oder klaut sein Monopolygeld
Hi Katja,
gut, wenn die Kleinen zeigen können, wenn sie genug haben.
Ich sehe es bei uns noch nicht, dass er seinen Bruder mit Liebe überschütten wird. Das mit dem Quatsch machen kenne ich aber auch.
Ein bisschen "fürchte" ich mich vor der Zeit, wenn Baby absichtlich alles wegnimmt - wie wird der Bruder reagieren?
Augen zu und durch?
An dem Punkt , dass die Kleine dem Großen etwas stibitzt sind wir noch nicht . Sie holt aber auch lieber Dinge aus Kisten und verteilt diese .
Die kleine Dame zerstört jedoch mit Vorliebe gebauten Werke . Diese darf der Große dann aber auf dem Esstisch sichern
[…] Mama neige ich oft dazu, (zu) hohe Erwartungen an meine Kinder zu stellen. Erwartungen, dass mein Sohn das Baby gefälligst lieben soll, dass er alleine sein Zimmer aufräumt, kräftig im Haushalt mithilft und vor allem in […]