In diesem Jahr hat unsere Familie mal getrennt Urlaub gemacht. Töchterchen und ich waren in Hamburg. Wer in Hamburg Abenteuer sucht, die man mit Kindern erleben kann, wird garantiert fündig. Mit dabei: das Miniatur Wunderland, eine Hafenrundfahrt, Schiffe, das Gewürzmuseum und ein Musical.
Touristisches Zentrum von Hamburg ist das Hafengebiet von den Landungsbrücken bis zur Hafencity. Hier finden sich auch die meisten kindgeeigneten Attraktionen. Wer mit dem Zug oder Bus anreist (von Berlin aus günstig und schnell), fährt bis zum Hauptbahnhof. Von dort ist man in ca. 20 Minuten zu Fuß in der Speicherstadt - für kleine Kinder könnte das aber etwas weit sein. Mit dem Auto muss man sich teilweise ganz schön durch den Verkehr quälen, ist aber flexibler. Das Parkhaus am Sandtorkai ist ein Geheimtipp, dort ist meist Platz frei und das Auto steht sicher.
Für Kinder ist das Miwula DIE Attraktion schlechthin in Hamburg. Man stelle sich eine herkömmliche Eisenbahnplatte vor. Nun denke man sich das Ganze größer. Noch größer. Viel größer. Dann hat man eine Vorstellung von EINER der verschiedenen Modellbahnwelten, die es im Miniatur Wunderland zu bestaunen gibt. Kilometerweit schlängeln sich Gleise durch Amerika, Skandinavien, Deutschland, einen riesigen Flughafen und die Alpenländer. Kleine Autos fahren die Straßen entlang. Tausende und Abertausende kleine Lämpchen beleuchten die ganze Szenerie. Das wirkt während der Nacht, die im Miwula alle 10 Minuten hereinbricht, ganz besonders schön.
Die Erbauer der Anlage haben auch an die Erwachsenen gedacht. Überall erzählen klitzekleine Figürchen Geschichten aus dem Leben. Ob das nun die Liebenden im Sonnenblumenfeld sind, der Tote im Fluss gleich daneben oder die Demonstration für die "Rente mit 35", überall auf der Anlage entdeckt man solche Szenen. Viele Dinge sind auch per Knopfdruck zum Leben zu erwecken - ein besonderer Spaß für die Kleinen.
Liebe Mütter, auch wenn ihr Eisenbahnplatten für das Langweiligste der Welt haltet, ich verspreche Euch, hier werdet auch Ihr auf Eure Kosten kommen. Indianerehrenwort! Zum Drumherum: Preislich liegt das Miniaturwunderland im erträglichen Bereich - 13 € pro Erwachsenem und 6,50 € pro Kind über einem Meter (darunter frei) sind für Hamburger Verhältnisse nicht wirklich viel. Entsprechend groß ist der Andrang.
Mein Tipp: An sonnigen Tagen ist meist weniger los. Außerdem lohnt frühes Aufstehen. In den Ferien ist ab dem späten Vormittag mit Wartezeiten von über einer Stunde zu rechnen. Und dann ist es auch sehr voll und man sieht hauptsächlich die Hinterköpfe der anderen Gäste. Mit größeren Kindern kann man die Anlage auch am Abend besuchen, dann soll es wieder leerer werden. Übrigens: auf der Miwula-Website gibt es eine praktische Wartezeitenprognose. Ansonsten gibt es im unteren Geschoss eine Fressmeile. Klar, Gourmetküche kann man nicht erwarten, aber das Essen ist durchaus akzeptabel. Am Ende des Rundgangs wartet noch der obligatorische Souvenirshop.
Fazit: Das Miniatur Wunderland ist absolute Pflicht, denn es bietet für jeden etwas: Kleinkinder bewundern das Funkeln und Blinken, Größere haben hunderte Knöpfe zum Drücken, Väter bewundern die Technik und Mütter finden viele kleine Geschichten und Gags. Insbesondere mit kleineren Kindern wird man aber nicht alles sehen können, meist ist mit der Konzentration weit vor dem letzten Abschnitt Feierabend. Und liebe Mütter: wenn ihr Mann mit einem verträumten Blick heimkommt und beginnt, Modellbaukataloge zu wälzen, dann sind extreme Maßnahmen gefragt, um ihn von einem neuen, sehr teuren Hobby abzuhalten. Ich empfehle etwas von Victorias Secret ;-).
Nach dem anstrengenden Besuch im Miniaturwunderland brauchen die Kinder und die eigenen Beine eine kleine Pause. Was liegt da näher, als sich bei einer Hafenrundfahrt eine Stunde lang über die Elbe schaukeln zu lassen? Touranbieter gibt es viele, hier lohnt ein Vergleich von Preisen und Fahrtrouten. Die Touren dauern im Schnitt eine Stunde, die Preise liegen um die 15 Euro pro Erwachsenem. Dafür bekommt man einen nonstop kalauernden Kapitän, einen tollen Ausblick auf Hamburg von Wasser aus und - wenn man Glück hat - den einen oder anderen Containerriesen zu Gesicht. Die Fahrt geht vorbei am Kreuzfahrtterminal, der Elbphilharmonie, an den Docks von Blohm & Voss, den gigantischen Entladekränen vom Containerterminal Tollerort und - bei den größeren Touren - bis zum Airbuswerk. Seefest muss man nicht sein, obwohl es bei der Elbquerung dann doch ein bisschen schaukelt. Spaß macht es auf jeden Fall. Zu empfehlen ist so eine Tour für Kinder ab sechs Jahren. Darunter könnte die Schaukelei ein wenig Angst machen oder es ist schlicht langweilig.
Wo wir gerade mal am Hafen sind, können wir uns auch ein paar Schiffe von innen anschauen. Drei Schiffe stehen zur Auswahl: Das Frachtschiff "Cap San Diego", der Dreimastsegler "Rickmer Rickmers" und ein russisches U-Boot. Die "Cap San Diego" haben wir bereits besucht. Der Gang durchs Schiff führt durch die Frachträume, die Maschinenanlagen, die Passagierkabinen bis hinauf zur Brücke. Alles ist in perfektem Zustand (das Schiff ist seetauglich und unternimmt pro Jahr mehrere Fahrten). Viele Poster und Tafeln erklären das Leben auf dem Schiff, das Schicksal der Passagiere - meist Amerikaauswanderer - und die Technik. Mich hat das Ambiente begeistert. Der Geruch von exotischen Gewürzen in den Laderäumen, von Schmieröl im Maschinenraum und der gemütlich-muffige Duft der Passagierkabinen versetzen einen schnell in die Zeit der großen Hochseefahrer. Damals war die Fahrt zur See noch ein Abenteuer. Man kann nur den Mut der Leute bewundern, die so ein Schiff bestiegen haben, um irgendwo anders ein neues Leben anzufangen - ohne Absicherung und die Möglichkeit einer Rückkehr.
Eine Schiffsbesichtigung würde ich technikbegeisterten Kindern ab 5 Jahren empfehlen. Größere Kinder interessieren sich vielleicht auch für das Leben an Bord und die Auswandererthematik. Teuer ist das Ganze jedenfalls nicht (Erwachsene 7 Euro, Kinder 2,50 Euro).
Ein wenig stadteinwärts liegt Hamburgs berühmter Kirchturm. Den kann man besteigen und sich Hamburg von oben anschauen. Dankenswerterweise fährt ein Fahrstuhl bis zur Spitze, so dass nicht viel Ausdauer gefragt ist. Schwindelfrei sollte man allerdings sein, denn es gibt kein Geländer, nur ein bis zum Boden reichendes (stabiles) Stahlgitter. Kleinere Kinder bekommen hier vielleicht ein bisschen Angst. Oben angekommen wird man mit einem prachtvollen Rundumblick über Hamburg belohnt.
Kleiner Tipp: wenn unten ein bisschen Wind weht, gibt es an der Spitze meist Sturm. Also eher bei Windstille hochklettern oder die richtige Kleidung mitbringen. Preislich ist der Spaß übrigens im erträglichen Rahmen (Erwachsene 5 Euro, Kinder 3,50 Euro).
Ok, zugegeben, das ist nicht für jedes Kind interessant. Meine Kinder sind jedoch vom Backen und Kochen begeistert und so hatten sie auch im kleinen Gewürzmuseum in der Nähe vom Miniatur Wunderland ihren Spaß. Das Museum bietet Gewürze aus aller Welt zum anfassen, riechen und schmecken. Kinder, die noch nicht lesen können, dürfen Gewürzeraten spielen. Für die Älteren ist vielleicht auch noch das eine oder andere Neue dabei. Außerdem erfährt man auf diversen Tafeln Wissenswertes über Gewürze, ihre Geschichte, ihren Nutzen und so weiter. Wichtig ist der Hinweis an die Kinder, sich bei Niesreiz schnell von den Gewürzprobiertellern wegzudrehen. Auch die Mitnahme von Feuchttüchern bietet sich an, sonst endet die nächste Naseninspektion nach der Probe von Chilipulver in Tränen (ich spreche aus Erfahrung). Der Rundgang ist schnell vorbei - eigentlich zu schnell. Meine Kinder haben sich spontan zu einer zweiten Runde entschlossen, da war das Eintrittsgeld (Erwachsene: 5 Euro, Kinder: 2 Euro) gut angelegt.
Ein weiterer Pflichtbesuch, wenn man in Hamburg ist. Der König der Löwen wird nicht umsonst als eines der besten Musicals Deutschlands bezeichnet. Den Zuschauer erwartet eine mehr als zweistündige Show mit Spannung, tollen Tanz- und Gesangsdarbietungen und einer ordentlichen Prise Humor. Die Karten sind zwar sehr teuer (je nach Platz zwischen 59 und 114 Euro, Ermäßigungen sind möglich), aber ich kann nur empfehlen, nicht zu sparen und gute Plätze zu reservieren. Es zahlt sich aus! Bedingt durch die Länge der Show und der teilweise doch sehr aufregenden Handlung würde ich vom Besuch mit kleineren Kindern aber abraten. Ab acht Jahren ist das aber kein Problem mehr. Dann können sich die Kinder auch besser an diesen besonderen Abend erinnern.
Wir sind am Ende einer langen Tour. Die vorgeschlagenen Ziele sind nicht alle an einem Tag zu schaffen, nicht von Erwachsenen und von Kindern schon gar nicht. Und es gäbe auch noch viel mehr aufzuzählen, etwa den Tierpark Hagenbeck oder (für Jugendliche) das DESY-Forschungslabor. Vielleicht wisst ihr ja auch noch das eine oder andere lohnenswerte Ziel. Ich würde mich dann sehr über einen Kommentar freuen.
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