Ein Auto erleichtert das Zurücklegen größerer Entfernungen ziemlich - insbesondere mit kleinen Kindern. Aber beim Transport derselben gibt es einiges zu beachten. Im Rahmen meiner “Tipps für werdende Eltern”-Reihe möchte ich hier auf die wichtigsten Sachen eingehen. Ach ja, und alles, was ich hier an gesetzlichen Regelungen wiedergebe, habe ich im Internet recherchiert, es muss also die Wahrheit sein. Nein, nur Spaß, wenn ihr meinen Worten glaubt und ein Knöllchen bekommt, hab ich keine Schuld! Mehr liest du außerdem hier: Auto für drei Kinder.
Ein Kind braucht, bis es 1,50m groß ist, bis zu drei Kindersitze. Der erste Sitz ist die sogenannte Babyschale (das entspricht nach der sogenannten ECE-Regelung der Klasse 0+). Das Kind wird darin mit an der Schale befestigten Gurten festgeschnallt und dann mit dem normalen Gurt Kopf voraus am Autositz befestigt. Dafür muss der Gurt sehr weit ausgezogen werden, bei manchen Kombinationen von Auto und Babyschale wird es schnell eng, deshalb vor dem Kauf testen.
Außerdem ist die Befestigung per Gurt ein bisschen kompliziert und sollte geübt werden. Wer sein Baby vorn mitnehmen will, muss dann unbedingt den Airbag ausschalten, sonst drohen im Fall eines Unfalls schwere Kopfverletzungen. Wenn das Kind auf der Rückbank transportiert wird, lohnt die Anschaffung eines Babyspiegels (Werbelink), der z.B. an der Kopflehne befestigt wird und dem Fahrer im Zusammenspiel mit dem Rückspiegel einen Blick aufs Kind ermöglicht.
Es gibt auch Babyschalen mit ISOFIX-Halterung. Hier wird der Gurt nicht zur Befestigung gebraucht, aber dafür hat man ein Extra-Teil im Auto (wo man dann die Babyschale einklinkt), was hinderlich ist, wenn man statt des Kindes mal die Omma mitnehmen will, denn die ist für gewöhnlich nicht ISOFIX-kompatibel.
Apropos ISOFIX. Ob man das hat, kann man leicht rausfinden. Entweder steht es im Handbuch oder man steckt seine Finger mal furchtlos in die Ritze zwischen Lehne und Sitz der Rückbank. Kann man dort zwei Stahlbügel erfühlen, dann hat man eine ISOFIX-Halterung.
Vorn gibt es in der Regel keine ISOFIX-Halterungen. Einen Kindersitz per ISOFIX zu befestigen ist immer die sicherere Variante, da der Sitz dabei fest mit dem Auto verbunden wird. Die höhere Sicherheit wird mit allerdings mit umständlicher Befestigung und mehr Platzverbrauch erkauft. Jeder muss hier selber wissen, was hier wichtiger ist.
Und bitte tut mir den Gefallen und kauft euch nicht so eine Babyschalen-Kinderwagen-Kombi. Das Kind ist in der Babyschale ziemlich eingezwängt und der Rücken ist auch nicht gerade. Längere Spaziergänge werden so für das Kind zur Qual. Auch bei längeren Autofahrten sollte das Kind ca. alle 90 Minuten bis 2 Stunden aus der Schale befreit und für eine Weile auf den Rücken gelegt werden, damit es sich ein bisschen entspannen kann.
Wenn der kleine Wonneproppen dann ungefähr 10 Kilo wiegt und die Beinchen schon bedenklich über den Rand der Babyschale hinausragen ist es Zeit für einen Kindersitz der Klasse I. Das sieht dann schon wie ein klassischer Kindersitz aus, wird normalerweise per ISOFIX befestigt und hält bis maximal 18 Kilo (ungefähr bis Mitte 3. Lebensjahr).
Manche dieser Sitze sind einstellbar und haben eine “Schlafposition” oder sind mit einer Art Tisch ausgestattet. Wichtig hier ist, dass der Kopf nicht allzu viel Spiel nach links und rechts hat. Kinder schlafen gern im Auto und dann knickt der Kopf schon ziemlich weit ab. Es gibt aber Einsätze, mit denen man die Kopfstütze am Anfang noch ein wenig polstern kann.
Der dritte Sitz hat dann die ECE-Klasse II + III und darf von 15 bis 36 Kilo genutzt werden. Diese Kindersitze haben wir ohne ISOFIX gekauft, weil sie dann einfacher zu entfernen sind, wenn man mal ohne Kind fahren will. Hier hat der Sitz keine eigenen Gurte mehr, das Kind wird mit dem normalen Gurt befestigt.
Wenn das Kind so groß ist, dass der Gurt nicht mehr am Hals reibt, kann man auch eine einfache Sitzerhöhung benutzen. Eine Sitzerhöhung hat wesentlich weniger Volumen als ein richtiger Kindersitz und ist einfacher in der Benutzung. Außerdem empfinden es gerade größere Kinder mitunter als peinlich, wenn sie noch einen Kindersitz brauchen. Eine Sitzerhöhung ist eine diskrete Lösung für dieses Problem.
Zu allen Kindersitzen ist zu sagen: übertreibt es nicht bei der Anschaffung. Ein guter Sitz kostet zwischen 100 und 150 Euro. Eine Orientierung geben die Tests von Stiftung Warentest. Kauft man ein Modell aus einer früheren Kollektion, kann man gutes Geld sparen, muss den Kauf aber richtig timen. Babyschale und ersten Sitz kann man, wenn das Kind nicht zum Kotzen neigt, gut wieder verkaufen, der große Sitz ist nach Jahren der Benutzung im Allgemeinen hinüber. Sollte das Kind doch des öfteren “kleckern”, achtet darauf, dass der Bezug abnehm- und waschbar ist.
Und überhaupt gehört unter den Sitz zum Schutz der Polster eine Decke. Und wenn ihr schon dabei seid, solltet ihr die Rückseite vom Vordersitz mit einem Schutz versehen. Zur Not tut es auch ein 150 Liter-Sack. Ach, was rede ich, am besten ihr verkleidet das ganze Auto innen mit Folie. Es ist unglaublich, welchen Schaden kleine Kinderfüßchen anrichten können.
Und von Krümeln, Steinchen, Ästen und auf der Straße gefundenen Dingen zweifelhafter Herkunft will ich erst gar nicht anfangen! Es reicht wohl, wenn ich sage, dass ich bei vielen Waschanlagen mittlerweile Hausverbot habe, weil ich die Mülleimer immer mit den “Fundsachen” und Sedimenten aus unserem Auto vollmache.
Achtet auch darauf, die Kindersicherung an der entsprechenden Tür einzuschalten. Es gibt Kinder, die halten es für eine gute Idee, bei 130 auf der Autobahn den Türöffner zu betätigen. Und wer sein Kind vorne befördert, sollte vor der Fahrt deutlich klar machen, welche Knöpfe Papa-Knöpfe sind und was passiert, wenn man an dem großen Hebel zieht. Da kann man ruhig ein paar grafische Details einfließen lassen, dann bleibt das auch hängen.
Kindersitze lassen sich auch gut gebraucht kaufen. Achtet in dem Fall darauf, dass sie der aktuellen ECE-Norm 44/03 oder 44/04 entsprechen. Ein Aufkleber am Sitz gibt Auskunft. Da diese Norm aber schon lange gilt, ist das eigentlich kein Problem. Ich wollte es nur der Form halber hier erwähnen. Der Sitz sollte aber auf jeden Fall TÜV-geprüft sein.
Kindersitze gibt es auch kombiniert in Gruppe 1, 2 und 3. Dazu gehört der Cybex Pallas fix Kindersitz, den Sarah schon mal vorgestellt hat.
Da vor allem Babys Sonne im Gesicht total doof finden, solltet ihr noch über die Anschaffung einer Sonnenblende (Werbelink) nachdenken. Wir haben da verschiedene Modelle durch, aber keins war so richtig haltbar. Ich kaufe jetzt vor großen Fahrten immer was richtig billiges und schmeiße es weg, wenns kaputt ist (in der Regel zwei Wochen später).
Ein weiteres wunderbares Accessoire für größere Kinder und längere Fahrten ist der DVD-Player für's Auto (Werbelink). Die Anzahl an Bildschirmen sollte der Anzahl der Kinderaugen geteilt durch zwei entsprechen. Die Qualität ist egal, Kinder brauchen kein HD, die sind zufrieden, wenn sie was erkennen. Dann noch ein Kopfhörer pro Kind und man hat die ruhigste Autofahrt seit Ewigkeiten. Dumm nur, wenn sich dann die Rückbankbesatzung beschwert, man möge doch nicht so viel und so laut quatschen, das würde den Filmgenuss stören. Eine solche Investition schützt dennoch zuverlässig gegen einen Fahrer mit Nervenzusammenbruch wegen nörgelnder Kinder.
Generell sollte man sich vor der Fahrt Gedanken zum Zeitvertreib der Kinder machen. Es gibt nichts Schrecklicheres, als ein Kind mit Langeweile auf einer langen Autofahrt. Da würde selbst Ghandi irre werden, glaubt mir! Brauchbar sind (außer den bereits genannten Filmen) Bücher (die können aber Übelkeit verursachen) und vor allem Hörspiele. Hier sollten die Eltern aber auf Kompatibilität zum eigenen ästhetischen Empfinden achten und die Kinder sanft in die richtige Richtung steuern. Wenn man nicht aufpasst, darf man sich sonst die vier Stunden bis zur Ostsee “Anastasia Himbeers Abenteuer im Glitzerfeenland” in Dauerschleife anhören. Wer seinen Kinder die Szenerie außerhalb des Autos schmackhaft machen will, der drücke ihnen einen alten Fotoapparat in die Hände. Ok, man endet mit tausend Fotos von verwaschenen Autos, aber die Kinder sind beschäftigt. Kleine Babys sind geteilter Meinung über das Autofahren. Manche fahren sehr gerne und schlafen sofort ein, andere mögen das überhaupt nicht. Dagegen machen kann man nicht wirklich was, das muss man wohl akzeptieren und hoffen, dass es sich irgendwann auswächst.
Das soll es erstmal an guten Ratschlägen zu diesem Thema gewesen sein. Ich hoffe, es war etwas Brauchbares für euch dabei. Wenn ihr schon Kinder habt und eigene gute Tipps habt, könnt ihr sie gerne in den Kommentaren verewigen. Nachfolgende Generationen werden es euch danken!
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Hallo
Schade dass der Reboarder nicht erwähnt wird z.B. Von Besafe da er einiges sicherer ist als nach vorne gerichtete Sitze.
Und beim Occassion kaufen unbedingt den Bezug weg nehmen und schauen ob das Styropor beschädigt ist. So mancher sitz ist von aussen noch hui und von innen dann pfui.
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