In meinem Freundeskreis besuchten viele Geschwisterkinder in Berlin einen Geburtsvorbereitungskurs für Geschwister. Tolle Sache, dachte ich und suchte einen Kurs für meine beiden Söhne. Das Problem: ich habe keinen Kurs gefunden, der für beide gleichzeitig geeignet ist, da der kleine Sohn erst 2 Jahre, der Große schon 6 Jahre alt ist. Die Geburtsvorbereitung der Kinder nehme ich also selbst in die Hand. Wichtigste Hilfsmittel sind dabei Bücher und Babysachen.
Meinen großen Sohn haben wir sehr früh eingeweiht. Ich war sehr glücklich und wollte es in die ganze Welt schreien, dass wir ein drittes Kind bekommen. Das übernahm dann allerdings mein Sohn, der meinem Chef in der 5. Woche von meiner Schwangerschaft erzählte. Ups! Die Sache war dann also auch geklärt, es gab kein Tabu mehr, es anderen zu berichten. Wir gingen sehr offen mit der Schwangerschaft um. Das ist auch wichtig, denn warum sollte ich meinen Kindern 12 Wochen lang verschweigen, dass wir ein Baby bekommen? Wichtig war für uns: die Kinder binden wir in die Schwangerschaft ein.
Schwangerschaft ist kein Tabu-Thema!
So sprachen wir auch sehr früh über den Namen, den unser Baby bekommen soll. Wir suchten gemeinsam Mädchen- und Jungsnamen aus und schlugen diese dann beim gemeinsamen Essen vor. Tatsächlich wurde es ein Name, den mein 6-Jähriger abgenickt hat.
Beim abendlichen Kuscheln und Vorlesen wird das Thema Baby täglich angesprochen. Seit man die Kindbewegungen auch von außen spüren kann, ist es auch für die Kinder greifbarer geworden. Mein kleiner Sohn weiß, dass ein Baby in meinem Bauch ist. Er kann natürlich noch nicht einschätzen, was das bedeutet. Er weiß nicht, dass Babys zwar niedlich sind, aber auch viel schreien können. Dass ich sehr viel stillen werde und mitunter nicht mehr sofort Zeit für ihn habe. Der Kleine fasst kurz an, hat aber noch keine Geduld. Er weiß aber, dass er aufpassen muss. Denn treten und toben ist in Bauchnähe tabu.
Es wird eine sehr große Umstellung für ihn und auch wieder für Sohn 1.0. In meiner Schwangerschaft mit Sohn 2.0 war mir das noch nicht bewusst: es ist ein riesiger Einschnitt in das Leben - besonders für die Kinder. Selbst wenn der Kleine das Einzelkind-Dasein nicht kennt, ein kleines Geschwisterchen bringt Trubel und Eifersucht in die Familie. Sie können es sich nicht aussuchen, dass noch jemand in unsere Familie kommt. Ich finde den Vergleich mit dem Ehepartner sehr passend:
Was wäre, wenn der Partner eine neue Frau nach Hause bringt und sie als neue Mitbewohnerin vorstellt?
Gruselig!
Wenn wir abends im Geschwisterbett liegen, überlegen wir laut, dass wir bald zu fünft sind. Wir besprechen, wie das werden könnte und stellen den Kindern die Frage, wo ihre Schwester später schlafen soll. Wäre es ok, wenn sie auch ins neue Kinderzimmer zieht? Klar, sagte der Große, wenn er dann wieder in seinem Einzelbett schlafen kann. Zur Zeit schläft er freiwillig im Geschwisterbett im Kinderzimmer, weil das zum Vorlesen einfach am gemütlichsten ist. Klingt doch gut!
Wir denken laut weiter und grübeln, ob wir dann jedem der drei Kindern abends vorlesen müssen und wie wir das mit dem Kuscheln machen. Derzeit darf sich jedes Kind ein oder mehrere Bücher aussuchen, die wir vorlesen. Danach wird gewechselt und gekuschelt. Wir überlegten, dass wir die Kinder einfach zu dritt ins Bett legen, uns jeweils zwischen zwei Kindern positionieren und dann dennoch nur einmal den Platz wechseln müssen: Kind - Mama - Kind - Papa - Kind. Soweit zur Theorie. Wir binden die Kinder in unsere Gedanken ein und erwähnen Baby 3.0 häufig. Natürlich wird sie zuerst bei uns im Bett schlafen, doch zum Kuscheln und Vorlesen wird sie im Kinderzimmer dabei sein. Auch müssen wir den Kindern erklären, dass ich ich eine ambulante Geburt haben werde und besondere Rücksicht nötig ist.
Beim Vorlesen erwähne ich, wenn ich unser Baby in meinem Bauch spüre. Mein großer Sohn möchte mittlerweile auch anfassen und freut sich, wenn er etwas gemerkt hat. Das war in der letzten Schwangerschaft nicht so. Da war er eher ablehnend. Nun ist er zwar auch nicht sehr erfreut, dass wir noch ein Baby bekommen, doch er kann sich im Gegensatz zu seinem Bruder etwas darunter vorstellen, was ihn erwartet. Interessiert schaut er sich unsere Einkäufe für den Zuwachs an, ist sonst aber eher zurückhaltend. Ich dränge ihn nicht und versuche, zu erfahren, was er denkt.
Für meinen großen Sohn, damals 4 Jahre alt, kaufte ich das Buch Wie kommt ein Baby auf die Welt (Werbelink). Allerdings würde ich es für ältere Kinder ab ca. 6 Jahre empfehlen, da auch auf die Befruchtung eingegangen wird. So genau muss das noch kein 3-Jähriger wissen (Altersempfehlung des Verlags). Die Seite lese ich dementsprechend kindgerecht vor. Umso interessanter sind die Darstellungen des Ultraschalls, die vielen Klappen und Vorbereitung der Eltern auf das Baby. Gezeigt wird hier nämlich auch, wie die Erstausstattung zusammengestellt wird. Das versteht auch der 2-Jährige sehr gut, denn wir packen zu Hause ebenfalls die Babysachen in den Schrank und bewundern jedes einzelne Teil.
Zu Weihnachten bekam der 2-Jährige sogar drei Bücher für die Vorbereitung auf sein Geschwisterchen. Ich finde es wichtig, dass man auch kritische Themen wie Eifersucht und Schreien des Babys anspricht. Nur so können sich die Kinder ein etwaiges Bild von den kleinen Babys machen. Thematisch sind die drei Bücher ähnlich:
Die große Schwester in Hallo, kleiner Bruder gefällt mir. Sie zeigt Ideen, wie man trotz riesigem Babybauch mit der Mama kuscheln kann. Man sieht, dass die Mama Lena nun am Anfang nicht mehr tragen kann, führt aber Mama-Lena-Zeiten ein. Hier muss man nur aufpassen, dass man dem Kind nicht vermittelt: wegen des Babys kann ich dies und jenes nicht mehr machen. Diese Worte versuche ich zu vermeiden.
Wir sind jetzt vier! ist inhaltlich ähnlich. Die Eltern fahren ins Krankenhaus, der Sohn kommt zur Oma und sie besuchen zusammen die Mama mit dem Baby. Der Junge will plötzlich auch wieder Baby sein und krabbelt in das Babybett. Zusammen finden sie einen Weg, wie die Eltern und der große Sohn trotz Baby zusammen spielen können. Ein kleiner Schreck: die Wand im Kinderzimmer ist bemalt. Sowas möchte ich in Büchern nicht sehen. 😉
Ein Tief und dann ein Hoch durchlebt der kleine Bär in Das Baby ist da! Was nun? Er stellt fest, dass die Eltern nun gar keine Zeit mehr haben, entdeckt dann aber, dass das Baby, das eigentlich nichts kann, sehr wohl einige Dinge schafft. Er zeigt seiner kleinen Schwester sein Zimmer und wird plötzlich großer Bruder. Ein sehr herziges Buch, das auch Eifersucht thematisiert.
Doch wie kann den Kindern das Thema Geschwisterchen noch begreifbarer machen? Wir besuchten das MACHmit! Museum, in dem es die Sonderausstellung Geboren und Willkommen gibt. Man kann in eine riesige Gebärmutter krabbeln, sieht Bauchbabys in verschiedenen Stadien, Babypuppen wickeln, einen Schwangerschaftsbauch umschnallen, sogar Küken beim Schlüpfen zusehen. Eine tolle Ausstellung!
Das mit dem Babybauch haben wir zu Silvester ausprobiert. Ein Riesenspaß für die Kinder und mich. Und wir stellten fest: Bücken mit dem Ballon-/Babybauch ist gar nicht so einfach! Die Jungs nahmen ihr Ballonbaby daher schnell wieder ab.
Mit dem kleinen Sohn sprechen wir auch über die anderen Kita-Kinder, die neu eingewöhnt werden. Manche sind offiziell noch Babys, sodass er häufig mit kleineren Kindern in Berührung kommt. Um das Thema Baby noch anschaulicher zu machen, haben wir für Sohn 2.0 für wenig Geld ein Set von Playmobil bestellt: eine Mama mit Kindern (Werbelink), die auch noch schwanger ist. Damit spielen wir unsere derzeitige Konstellation nach. So niedlich!
Mein großer Sohn schnappt sich unheimlich gerne eins der vielen Fotoalben, die frei im Wohnzimmer zugänglich sind. Beim gemeinsamen Anschauen der Bilder betone ich, wie niedlich er war und rede mit ihm kurz über unser Baby. Wichtig ist bei meinen Kindern: das Thema nicht überstrapazieren. Rede ich zu viel von dem neuen Geschwisterchen für die Kinder, schaltet mein großer Sohn ab.
Daher berichte ich kurz von den Arztterminen, zeige auch mal ein Ultraschallbild, von denen ich in dieser Schwangerschaft nur sehr wenige habe, und warte, bis die Situation günstiger ist. Das Thema ist durch meinen Schwangerschaftsbauch zwar immer mal vorhanden, aber nicht im Mittelpunkt. Baby 3.0 wird früh genug sehr viel Aufmerksamkeit fordern, daher bereiten wir unsere Kinder zwar vor, aber behutsam.
Ursprünglich wollte ich meine Söhne zu einem Kurs für Geschwisterkinder begleiten. In Berlin gibt es eine große Auswahl. Doch das Problem ist der Altersabend meiner Söhne. Mit 2 und 6 Jahren passen sie alterstechnisch nicht gemeinsam in einen Kurs. Zwei Kurse wollte ich nicht aufsuchen. Dort wird besprochen, was Babys schon können, wie viel Aufmerksamkeit sie benötigen und was man tun kann, damit ein Baby glücklich ist. Speziell beim DRK-Kurs soll auch der Stolz als älteres Geschwisterkind geweckt werden. Ob das funktioniert? Schon nach der Geburt des zweiten Sohnes brachten wir allen Besuchern bei: bitte kümmert euch auch um den Erstgeborenen, er braucht auch eure Beachtung!
Der große Sohn war mit 4 Jahren beim Ultraschall des kleinen Bruders dabei. Sonderlich interessiert hat ihn das damals nicht. Nun musste er wegen fehlender Betreuung erneut mit zum Arzt und war mitten drin: beim Blut abnehmen und beim (keine) Wehen schreiben. Auch dieses Mal schien er nicht sonderlich angetan zu sein: er spielte lieber Nintendo. Vollkommen ok für mich. Meinen kleinen Sohn werde ich nicht mit zu großen Ultraschall nehmen. Das Ultraschallbild auf dem Monitor ist einfach zu abstrakt, das Baby erkenne selbst ich nur mit Glück. Und dann auch nur die bekannte Teile wie Gesicht, Arme und Füße.
Was der 2-Jährige richtig toll fand: die riesige Kiste voll Babykleidung von Freunden zu sichten. Er staunte: "Ohh, eine Babyhose, Mama!". Richtig niedlich. Er freute sich über jedes einzelne Teil. Ich erzählte ihm dabei, dass auch er einmal so klein war. Selbst beim Waschen und Aufhängen hilft mir Sohn 2.0 sehr gerne. Das macht bei Babykleidung natürlich auch am meisten Spaß.
Trotz der Vorbereitung der Geschwister auf die Geburt des Babys - Eifersucht inklusive Entthronung wird kommen. Das prognostizierte auch Snowqueen vom Blog Das gewünschteste Wunschkind. Mich ängstigt das ja ein wenig, zumal das bei unserem ersten Sohn extrem war. Doch ich hoffe, dass wir nun damit besser umgehen können und unsere Söhne gut begleiten können. Es wird schwierig, anstrengend und es wird Tränen geben. Aber ich bin sicher: wir werden unseren Weg zu fünft finden. Mit drei Kindern. <3
Bald sind wir eine fünfköpfige Familie!
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Hallo Sarah,
Mit vier Kindern haben wir das Thema schon mehrfach durch.
Bei uns gab es das Thema Entthronung nicht wirklich. Bei keinem der Geschwister.
Ich muss ehrlich sagen, ich hatte mir da vor den Geburten auch nie Sorgen gemacht. Die Kinder waren immer voller Vorfreude und sofort stolze Geschwister.
Vielleicht bleiben die Tränen dieses Mal bei euch auch aus.
Viele Grüße
Mama Maus
Huhu,
das ist wirklich sehr schön und vielleicht ist mein großer Sohn da eine Ausnahme?
Das wird eine spannende Zeit, das merken wir jetzt schon. Eifersucht wird da sein.
Ich hoffe, wir können ihn auffangen. Ich werde berichten. 🙂
Liebe Grüße
Sarah
Nachdem die 12 Wochen rum waren haben wir den Minihelden in alles einbezogen. Namenssuche, er kam mit zum Arzt zu den Ultraschall, er durfte das erste Outfit für seinen Bruder aussuchen usw... einen Geburtstvorbereitungskurs stelle ich mir irgendwie seltsam vor. Was wird da mit den Kindern gemacht und ist es tatsächlich nachhaltig?
Mein Mann konnte ja schon nix damit anfangen...aber da ist wieder mal jeder anders gestrickt ^^ Ich finde es einfach wichtig, dass die Großen so viel wie möglich davon mitbekommen. Er kam dann ständig und sang dem Bauch was vor und las ihm ein Buch vor. Er sprache jeden Tag mit seinem kleinen Bruder und sobald es zu spüren war, suchten wir uns immer einen ruhigen Moment am Tag, wo er mit seinem kleinen Bruder "spielen" konnte. Wir lagen dann auf dem Bett, hörten Musik auf die das Baby reagierte und beobachteten die Bewegungen.
Unser Lieblingsbuch war übrigens "Hallo Baby, wann kommst du". (http://www.heldenhaushalt.de/sari02/index.php/2015/06/09/wenn-veraenderung-ins-leben-tritt/). Ahja und in der Bücherei waren wir oft und haben uns passende Bücher angeschaut und auch ausgeliehen.
Huhu Sari,
das klingt so, als ob er damals schon viel Interesse hatte. Super!
Das ist bei uns eher selten, deswegen versuche ich diese Momente besonders hervorzuheben und diese zu kommentieren.
Vielleicht gibt es ja beim kleinen Sohn noch Hoffnung. ^^
Liebe Grüße
Sarah
Hallo liebe Sarah,
ich finde das ganz toll, wie ihr das macht. Viele Eltern ist gar nicht bewusst, dass ein neues Kind für die anderen Kinder eine große Veränderung bedeutet, auf die sie vorbereitet werden müssen. Geschieht das nicht, kann das sogar unschöne Konsequenzen haben.
Toll, wie ihr euch alle gemeinsam freut 🙂
Vielleicht wird die Eifersucht diesmal auch kein so großes Thema mehr sein. Für das erste Kind ist es natürlich immer am schwersten, wenn es plötzlich nicht mehr das Einzige ist. Aber mittlerweile ist es mit SIcherheit ganz froh über das Geschwisterchen 🙂
Liebe Grüße
Marina von ideas4parents
Hallo Marina,
danke dir!
Leider sehe ich das absolut nicht positiv, da mein großer Sohn noch immer sehr "leidet". Er spielt zwar ab und zu gerne mit dem kleinen Bruder, doch Freude auf das Baby ist absolut nicht vorhanden. Er bleibt im Geiste ein Einzelkind...
Liebe Grüße
Sarah
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