Wie das Kind trocken werden kann, ist eine brennende Frage. Ich weiß gar nicht, wie oft ich selbst googelte, wann ein Kind trocken sein sollte. Ich nehme die Antwort vorweg, die ich als Dreifachmama so bestätigen kann: Es kommt drauf an, nämlich aufs Kind. Wie das bei uns und anderen war, erzähle ich dir in diesem Beitrag. 🙂
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Weil ich keine Entwicklungsexpertin bin, zitiere ich mal einen, nämlich Dr. Herbert Renz-Polster.
"Konkret heisst das: Eltern können Sauberkeit weder erzwingen noch antrainieren – sie können ihr Kind beim Sauberwerden lediglich unterstützen. Beispielsweise dadurch, dass sie Vorbild sind."
Wie Kinder trocken werden - Dr. Herbert Renz-Polster
Aha, man kann es nicht erzwingen, dass das Kind trocken wird. Dabei war es früher komplett normal, Töpfchentraining zu machen. So war das in der DDR üblich, die Kinder zur gleichen Zeit aufs Töpfchen zu setzen.
Schrecklich, wenn man bedenkt, welches Verhalten so antrainiert wurde (oder auch nicht). Ich habe es 2010 auch nicht hinterfragt, als mein Baby bei der (sehr lieben) Tagesmama mit 10 Monaten Töpfchentraining machte. Sie kannte es nicht anders, ich auch nicht.
Viele Jahre später kann ich sagen: Töpfchentraining hat nichts gebracht.
Remo Largo hat dazu eine Langzeitstudie zur Blasenkontrolle durchgeführt. Heraus kam:
"Im Rahmen der ersten Zürcher Longitudinalstudie 1955-1976 wurde die Entwicklung der Darm- und Blasenkontrolle von der Geburt bis zum 18. Lebensjahr bei 351 Schweizer Stadtkindern untersucht. Bereits im Alter von einem Monat wurden einige wenige und mit l2 Monaten 96 % der Kinder auf den Topf gesetzt.
Die Darmkontrolle stellte sich frühestens am Ende des ersten Lebensjahres ein. Mit 3 Jahren war sie bei 97 % der Kinder vorhanden. Die Blasenkontrolle tags und nachts setzte frühestens im zweiten Lebensjahr ein. Mit 5 Jahren waren 90 % der Kinder trocken"
Originalstudie: Blasenkontrolle / verlinkt von der Remo Largo Website
Mit 5 Jahren waren also 90 % der Kinder trocken. Nicht mit 2 oder 3 Jahren. Diese Zahl aus der Studie dürfte bei einigen Eltern für erleichtertes Aufatmen sorgen.
Mich hätte das Wissen damals jedenfalls beruhigt, denn während andere Kinder (damals) mit 2 Jahren trocken waren, war es mein Kind nicht. Das hat mich früher sehr gestresst.
Also liebe Eltern, sorgt euch nicht. Es ist ganz normal, dass das Trockenwerden des Kindes länger dauern kann. Vergleiche im Freundeskreis helfen eher weniger. Jedes Kind macht eine eigene Entwicklung mit.
Die Kinder sind dann trocken, wenn sie es sind. Häufiges Toilettentraining (was für ein schreckliches Wort!) bringt nichts. Das Trocken- und Sauberwerden kommt allein, wenn das Kind bereit dazu ist. Ich erinnere: 90 % sind mit 5 Jahren trocken.
Das passt alles zu meinen Beobachtungen bei meinen Kindern und im Freundes- und Bekanntenkreis. Ob nun Töpfchentraining oder beobachtendes Begleiten der Kinder mit und ohne Windel: Es ging alles vom Kind aus.
Klar ist natürlich auch: Wenn man dem Kind nicht zeigt, dass man auf die Toilette gehen kann, dann wissen sie es nicht. Für uns war es normal, dass Kinder dabei sind: Sie wussten auch als Kleinkinder, wie wir auf Toilette gehen. Ein Töpfchen hatten wir für alle drei Kinder, da sie dort bequemer und sicherer sitzen konnten.
Passend dazu: Ooooh! Wer war hier auf dem Klooo?*
Während wir das Töpfchen beim ersten Sohn in den Mittelpunkt stellten, bot sich mit unserem Umzug nach (West-) Berlin ein anderes Bild. Töpfchen gab es in der Kita nicht. Stattdessen gab es kleine Toiletten.
Diese wurden nur dann benutzt, wenn das Kind es wollte. Sicher, später fragten die Erzieherinnen höflich, ob das Kind nicht mal auf Toilette musste. Aber es gab keine Pflicht. Schon gar kein: "Alle Kinder sitzen nebeneinander auf dem Töpfchen in der Kita."
Mit der neuen Kita stellt sich auch bei mir ein Umdenken ein. Ich las mich ein und fand heraus, dass es dauert, bis Kinder trocken werden. Das Kind muss bereit dazu sein. Es muss außerdem den gewissen Willen mitbringen, denn schließlich muss es freiwillig mit dem Spielen aufhören.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Bei uns brachte frühes Töpfchentraining nichts. Wir hatten nur noch mehr Stress, weil ein Kleinkind ohne Windel besonders beobachtet werden muss. Das mag bei einem Kind noch gehen, kommt ein Baby dazu und ist dann vielleicht noch ein Schulkind da, das gerade Hausaufgabenhilfe braucht, sieht das alles anders aus.
Dr. Renz-Polster schließt, dass es 10 - 14 Monate dauert, bis Kinder trocken sind.
"Wird mit den „Sauberkeitsritualen“ schon im Alter von 18 bis 24 Monaten begonnen, so sind die Kleinen tatsächlich im Schnitt ein paar Monate früher am Ziel. Allerdings: es dauert dann fast 14 Monate bis die Kleinen trocken sind.
Wie Kinder sauber werden - Dr. Herbert Renz-Polster
Wird erst nach 27 Monaten begonnen, so verkürzt sich die „Lernzeit“ auf 10 Monate oder weniger. Für die Eltern wäre die Botschaft damit die: ein Übungseffekt lässt sich schon verzeichnen, der Preis ist allerdings ein recht erheblicher Zeitaufwand auf beiden Seiten. Oder, positiv gewendet: Je stärker die Eltern die – entwicklungs- und altersabhängige – Bereitschaft ihrer Kinder berücksichtigen und „abspüren“ können, desto leichter für beide."
Was bei uns zwischendurch half: ein extra schickes Töpfchen, ein eigenes. Keins, das mal dem Geschwisterkind gehörte. Wer kein Töpfchen mag, kann sich einen Toilettentrainer* ansehen. Die gibt es inzwischen mit einer coolen Leiter, sodass Kleinkinder dort schnell selbst heraufklettern können.
Mit einem kleinen Hocker reicht alternativ vielleicht auch ein Toilettensitz*. Die gibt es mittlerweile mit weichem Sitz und praktischen Haltegriffen und Anti-Rutsch-Noppen. Die Haltegriffe finde ich großartig für stabiles Sitzen. So könnte das klappen!
Tja, wie kann ich das Kind trocken bekommen? Ich würde ganz stark auf das Kind schauen. Als Dreifachmama und mit vielen Eltern im Freundes- und Bekanntenkreis kann ich nur das sagen, was auf jeden Lebensbereich zutrifft: Jedes Kind ist anders.
So habe ich Kinder erlebt, die mit 2 Jahren komplett trocken waren und andere, die mit 4 Jahren an ihrer Windel hingen, weil es eben so schön bequem war. Manche Eltern sind hier tiefenentspannt, andere stresst das Thema Kind trocken bekommen mega.
Ich war eher gestresst, weil ich damals dachte, das müsse doch jetzt endlich mal klappen. Es klappte auch, nämlich dann, als mein Kind bereit war. Nicht, weil die Tagesmutter oder wir das wollten.
Die Windel blieb irgendwann ab, der Beutel mit den Wechselsachen in der Kita wurde nur noch benutzt, wenn im Sommer mit Wasser gespielt wurde.
Tagsüber können Eltern ihr Kind meist noch gut begleiten und beobachten. Doch nachts ist das nicht bei jedem Kind so einfach.
"Die nächtliche Kontrolle über die Blase ist zunächst ein Reifeprozess. Es ist durchaus normal, dass bis zu einem Alter von sieben Jahren diese Blasenkontrolle noch nicht ausgereift ist. Die komplette Kontrollfähigkeit ist unter Umständen erst mit zwölf Jahren entwickelt. Dabei spielen Hormone eine wichtige Rolle."
Bettnässen - Kinderarztpraxis Dudenhofen - Bernhard Hock, Dr. Emine Straube & Kolleginnen
Das bedeutet, ein Kind muss körperlich in der Lage sein, Urin bei sich zu halten. Wenn es das nicht ist, wird es eher traurig sein, dass es "wieder nicht geklappt hat". Dann sollte man aus meiner Sicht das Thema Windel nachts ablegen verschieben. Damit Kinder nicht enttäuscht werden. Und ganz ehrlich: Nicht immer gelang es mir selbst, die Enttäuschung zu verbergen. Obwohl das natürlich Quatsch ist, wie ich heute weiß.
Als unsere Kinder jeweils bereit waren, es selbst sagen konnten, dass sie keine Winden zum Schlafen haben möchten, ließen wir sie weg. Aus Unerfahrenheit haben wir das bei einem Kind zu früh gemacht - das war nicht schön. Nachts Bettwäsche wechseln, Kind trösten, waschen und anziehen, ist keine tolle Erfahrung.
Eins unserer Kinder war bereit, brauchte nur noch ein paar liebe Worte. Es liebte die Windel zu sehr. Wir haben dann getan, was eigentlich nicht zu empfehlen ist: Eine Überraschung versprochen, wenn die Windel nachts drei Tage trocken bleibt.
Das taten wir aber nur, weil wir sicher waren, dass das Kind es schafft. Der Anreiz war größer als die Faulheit, morgens auf die Toilette zu gehen. Den Weg würde ich nicht einschlagen, wenn es ungewiss ist, ob das Kind nachts trocken bleiben kann. Sonst ist die Enttäuschung zu groß, wenn das Kind sich eine Überraschung erhofft. Das kann ich also nur bedingt empfehlen.
Schau dir dein Kind an: Was könnte ihm helfen? Liebe Worte? Toilettenbücher für Kinder?
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Ui, das war eine spannende Frage, deren korrekte Antwort ich auch erst Jahre später lernte. Denn es bringt absolut nichts, das Kind nachts aufs Klo zu setzen. Okay, es hilft schon, nämlich, dass das Bett nicht zwingend nass wird. Es zeigt aber nicht, dass das Kind trocken ist. Es muss dennoch so weit sein, sonst ist die körperliche Reife, also die Fähigkeit zum Trocken sein nicht erlangt worden.
Ganz ehrlich? Wer möchte auch nachts von anderen geweckt werden und gesagt bekommen, doch mal bitte auf Toilette zu gehen und zu pullern. "Es käme bestimmt etwas raus, man müsse nur mal versuchen." Ich schlafe nachts lieber.
Und Kinder schlafen sicher auch lieber. Wenn sie nicht bereit sind, dann eben weiterhin mit Windel. Das ist kein Problem, oder?
Tricks zum Trockenwerden gibt es nicht, das ist klar. Doch vielleicht hast du einen Tipp, was euch dabei geholfen hat, euer Kind zu unterstützen?
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