Vorpubertät oder erste Anzeichen der Pubertät - egal, wie man es nennt, die Pubertät beginnt hier mit zehn Jahren. Von körperlichen Anzeichen bis zu den noch deutlicheren: Etwas hat sich im Verhalten geändert. Und damit auch die Dinge, die mein Sohn tut. Ich habe das Gefühl, dass die Kinder heute früher damit starten. Und das ist auch tatsächlich so.
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Ja, ich weiß, dass 10-Jährige eigentlich keine Teenager sind:
Teenager "bezeichnet eigentlich einen Menschen, der mindestens 13 (thirteen) und höchstens 19 (nineteen) Jahre alt ist, umfasst aber manchmal (fälschlicherweise) auch jüngere und ältere Menschen"
Wikipedia - Teenager
Laut dieser Definition fällt ein 10-Jähriger als noch nicht in die Kategorie Teenager. Jedoch finde ich, dass man es nicht mehr am Alter bzw. an den Zahlen (thirteen, fourteen usw.) festmachen kann. Es geht vielmehr um die Entwicklung des Kindes, die Reife, die natürlich auch bei Pubertierenden individuell verläuft.
Ich finde den Begriff im Deutschen zudem sehr irritierend. So las ich als 11-Jährige einen Zeitungsartikel vor, der von Tee-Nagern handelte. Ich höre meine Mama immer noch lachen. 😉
Vor 200 Jahren kam die erste Regelblutung mit ca. 17 Jahren, heute haben Mädchen sie ca. zwischen 12 und 13 Jahren. Demnach ist auch das Eintrittsalter in die Pubertät gesunken. Bei den Jungs ist das ähnlich: während vor rund 50 Jahren der Stimmbruch zwischen 14 und 15,5 Jahren kam, lag dieser Studien zufolge 2018 bei 13,1 Jahren.
Quarks zufolge liegt das übrigens daran, dass die medizinische Versorgung, Ernährung und die Hygiene besser ist als damals. Noch ein Grund mehr, frühzeitig mit der Aufklärung der Kinder zu starten!
Die körperlichen Veränderungen in der Pubertät sind bekannt: Irgendwann kommt der Stimmbruch, alles wächst und zusätzlich verändert sich das Kind nahezu komplett. Was gestern noch toll war, ist jetzt viel zu uncool.
Schaut man Bilder vom letzten Jahr an, wird die Veränderung mit der beginnenden Pubertät umso deutlicher. Der kindliche Speck ist dem Gesicht entwichen, die Schultern werden breiter und so langsam zeichnet sich das athletische Aussehen ab.
Verrückt, wenn das Kind die Schuhgröße 40 längst überschritten hat und damit auch meine Schuhe tragen kann. Wohin wollen seine Füße denn noch wachsen? Ich kann es jedenfalls nicht mehr hören, wenn er ruft:
"Mama, ich brauche neue Schuhe, meine alten sind zu klein!"
Und das ertönt mehrmals im Jahr. Natürlich braucht man dann nicht nur ein zweites Paar Wechselschuhe, sondern auch noch Sportschuhe für die Halle und saisonal passende Schuhe wie Sandalen oder Flipflops. Längst sind wir über den Punkt hinaus, nur Markenschuhe für Kinder zu kaufen. Das geht bei dem Verschleiß einfach nicht mehr. Gibt es eigentlich mitwachsende Schuhe? 😉
Die Pubertät kommt nicht nur immer früher, sie bringt auch starke Veränderungen in die Familie. Nach der Kleinkindzeit ist man froh, dass man endlich, endlich vernünftig mit dem Kind reden kann. Und dann kommt die Pubertät und verändert alles. Dialoge, Reaktionen und wusch - hat man wieder Gespräche, die denen mit Kleinkindern ähneln. Ups!
Auch wenn die "Ich wollte den roten Becher! *heulkreisch*" Attacken ausbleiben, findet sich sicher Gesprächsstoff zum Schreien. Keine Ahnung, warum man Dinge nicht sachlich regeln kann.
Okay, vielleicht doch. Viele kennen Schulz von Thun mit seinem 4-Ohren-Modell. Es gibt vier Ebenen, auf denen eine Botschaft gesendet wird. Dazu zählen die Sachebene, ein Appell, die Beziehungsebene und die Selbstkundgabe. In meinem Psychologie-Abiturkurs haben wir das sehr bildlich am Beispiel von "Da ist ein Haar in meiner Suppe" erörtert.
Angenommen, ein Teenager nimmt die Aussage "Der Mülleimer ist voll!" mit dem "falschen" Ohr auf. Schon ist hier Potenzial zum Explodieren, wie es sonst nur Kleinkinder können. Oh man, Pubertät hat es echt in sich.
Manchmal fragt man sich als Eltern, in welches Wespennest man schon wieder gestochen hat. Dabei könnte es ganz einfach sein, wenn jeder mehr auf dem Sachohr hören und kommunizieren würde:
"Der Mülleimer ist voll, kannst du bitte den Müll rausbringen?"
"Nein, dazu habe ich jetzt keine Lust, ich will erst noch das Spiel zu Ende bringen."
Ein unwahrscheinlicher Dialog zwischen Eltern und Teenager
Eigentlich unterscheidet sich die Art, wie man mit Teenagern redet gar nicht so sehr von der mit anderen Kindern. Die Familienkonferenz ist hier wieder ein sehr guter Begleiter. Doch es ist klar, dass diese auch an ihre Grenzen kommt, wenn man die Bedürfnisse nicht beachtet. Und diese haben sich ganz klar verschoben.
Die Abgrenzung findet schleichend statt. Plötzlich merkt man, dass der Pre-Teenager nicht mehr ganz so oft beim Brettspiel mitmacht, nicht mehr zur Kaffeezeit da ist oder auch die große Familienfeier meidet und lieber bei Freunden ist oder eine Million Nachrichten mit ihnen tauscht.
Es ist komisch, wenn man drei Kinder hat und nun nur noch mit zwei Kindern Ausflüge macht, weil der Große das alles viel zu uncool findet. Er sucht seinen Freiraum und pocht auch auf Privatsphäre, was man in einem Haushalt mit kleinen Kindern schnell mal vergessen kann. Eltern sprechen da aus Erfahrung. Viele 10-Jährige zeigen sich vermutlich nicht mehr unbekleidet vor ihrer Familie.
Ok, Lego spielt noch eine kleine Rolle, viel attraktiver ist jedoch das Biken. Ich hoffe, ich bezeichne das alles richtig so, was weiß ich schon. Belächelt wird man nämlich auch ganz gerne, wenn man die richtigen Bezeichnungen nicht mehr kennt. Voll cringe, oder wie das Jugendwort des Jahres heißt. Man kann sich auch mit Anfang 30 alt fühlen.
Hätte ich nicht eine gelebte Tony Hawk's Pro Skater* Erfahrung (Skateboard fahren auf der Spielekonsole), würde ich nicht erahnen können, was mein Sohn mit Tailwhip, Barspin, Flat usw. meint.
Dieses Kind lebt BMX und ist gerade erst zehn Jahre alt. Einige seiner Freunde tun das ebenfalls. Hier stehen Dinge auf dem Online-Wunschzettel (Tipp: bitte.kaufen), die kenne ich nicht. Dass der Weihnachtsmann überhaupt Geschenke im Wert von 900 € BMX-Bikes bringt, bezweifle ich zudem sehr.
Mit ein wenig Glück verbringt der 10-Jährige seine kostbaren Familienstunden damit, unser unzähliges Lego zusammenzubauen oder Essen für uns zuzubereiten, immerhin. Die gemeinsamen Momente werden seltener.
Es gibt ja Kinder, die erzählen ihren Eltern alles, habe ich gehört. Und dann gibt es welche, die schweigen. Immerhin bekommt man von den Lehrerinnen ab und an eine Nachricht. Ist ja auch schön.
Vorher war da die Coolness. Jetzt kommen Hormone dazu. Yay.
Wenn Coolness und Hormone plötzlich zusammen auftreten, wird es kniffelig. Da neigt der/die ein/e oder andere Schüler*in zu komischen Taten. Schubsen aus Liebe soll es geben, das Kaputtmachen von Besitztümern, das Weiterreichen von Zetteln (und sich erwischen lassen) usw. Und da stehen sich Jungs und Mädchen in nichts nach.
Und man erfährt ja nichts mehr! Manchmal gibt es geschwätzige Freunde, aber die darf man ja auch nicht ausquetschen.
Was in der Pubertät passiert, bleibt in der Pubertät. Und vielleicht ist das ganz gut so.
Vor einer Weile waren die Jungs strikt unter sich, nun hängen Jungs und Mädchen gemeinsam ab, necken sich und man fragt sich, wie die erste Freundin oder der erste Freund wohl heißen mag.
Ok, jetzt folgt noch ein Thema der Pubertät, das einfach nur nervt: die Vergesslichkeit. Da kann man den Wäschekorb mit sauberer Kleidung in die Tür stellen: man steigt lieber drüber, statt die eigene Wäsche mitzunehmen. Und das ist keine böse Absicht! Kinder wollen ja angeblich kooperieren - aber dafür dürften sie das nicht vergessen.
Ich glaube, viele Sachen in der Pubertät passieren aus Vergesslichkeit oder aus Tollpatschigkeit. Da erinnere ich mich an eine Situation mit meiner Mama. Ich, in der Blüte meiner Pubertät, zerriss aus Versehen Fahrkarten, die wir noch brauchten. Ich wollte es nur zum Spaß andeuten und - ZACK - zerrissen. Oh man, arme Teenagereltern.
Oder die Sache, als ich die dritte Tiefkühlpizza in den Ofen schob, weil ich die anderen beiden ungenießbar auf den Boden schmiss - Tollpatschigkeit. Keine Ahnung, wie meine Mama angesichts dieser geistreichen Momente immer so ruhig bleiben konnte. Ich kann das jedenfalls nicht, wenn der Boden mit Milch bedeckt ist.
Konflikte durchleben wir natürlich auch mit unserem Teenager. Sie wandeln sich inhaltlich und drehen sich mehr um das Große. Man sagt nicht umsonst, kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen. Auch wenn das natürlich nicht so vollkommen stimmt, ist ein Fünkchen Wahrheit darin.
Es scheint, auch als Teenager-Mama kann ich noch viel lernen. Es geht ein neues Kapitel los. Einige Dinge werden jetzt viel lautstarker diskutiert, es wird gekämpft (Fortnite erlauben wir bisher nicht, aber vielleicht bald?). Oft reden wir über Hausarbeit - und werden es wohl noch lange.
Während meine 3-Jährige minutenlang verzweifelt weinte, weil sie die Hasen am Straßenrand nicht sehen konnte, sind die Konflikte mit Teenagern nicht mehr so einfach wegzutrösten. Es gibt tiefe Gesprächsthemen und viele, die das Kind nicht ansprechen möchte. Es wird komplizierter, weil Barrieren zu entstehen drohen.
Kennt ihr diese Bewunderung in Augen kleiner Kinder, die ihre Eltern anschauen? Die ist jetzt weg. Aber mit einem bisschen Glück und Beziehungspflege weicht sie Vertrauen, Respekt und einer Eltern-Kind-Bindung, welche die Kindheit im Elternhaus überdauert.
Nichtsdestotrotz ist klar: Eltern nerven. Wenn ich meinen Sohn frage, wovon er am meisten genervt ist, antwortet er: "Alles. Nichts. Dass ihr in mein Zimmer reinkommt." Ein klarer Kontrast zu den kleinen Kindern, die jede Nacht zähneknirschend bei uns schlafen, teils im Familienbett, das leider nur noch 1,80 m breit ist...
Die Abnabelung meines großen Kindes findet längst statt und wir sind daran beteiligt, das gut über die Bühne zu bekommen. Damit er auch mit größeren Problemen zu uns kommt (und uns später ein schönes Altersheim aussucht).
Konflikte mit Geschwistern gibt es auch. Mit dem Bruder geht es manchmal wilder zu, die eigene Stärke wird aber verschätzt. Es geht darum, Grenzen zu wahren. Kleinere Kinder verstehen das oft noch nicht und es kommt zu Stress. Hier sind wir gefragt und müssen eingreifen und zeigen, wo der große Bruder Ruhe braucht.
Doch dann gibt es da die echte Kooperationsbereitschaft, die immer dann einsetzt, wenn ich wirklich Hilfe brauche. Das ist nicht der Fall, wenn ich genervt über den auszuräumenden Geschirrspüler bin, sondern wenn alle Kinder gleichzeitig etwas wollen, während ich bspw. Essen mache. Dann kommt mein großer Sohn, schnappt sich das kleinste Geschwisterchen und heitert es auf. Unglaublich, das hätte ich damals nie geglaubt.
Bei anderen Sachen sind wir lockerer und lassen den 10-Jährigen Pubertierenden entscheiden. So trägt er enge Hosen mit Löchern, mal pinkfarbene, mal grüne Haare, klebt Sticker auf sein Fahrrad und Helm und cruist durch die Umgebung, wenn es schon längst dunkel ist.
Das alles hat einen Rahmen. Zum Abendbrot sollen alle am Tisch sitzen und ich muss auch nicht jede Kleidung kaufen, die meinem Sohn gefällt. Er ist sehr speziell, finde ich. Er kann sein Geld gerne für diese exklusiven Sachen sparen (wären da nicht die BMX-Rechnungen, die er noch abstottert...).
Dem Teenager Freiraum geben heißt auch, dass es nicht mehr gewünscht ist, wenn ich sein Zimmer aufräume oder seine Schultasche durchstöbere. Auch wenn sie es manchmal sehr nötig haben.
Ich bin nicht mehr so sehr hinterher, was Schulaufgaben angeht. Und so ging das zu lernende Gedicht an uns beiden vorbei. Lernte er eben kurz bevor er dran kam. Was mir Schweißausbrüche verschafft hätte, regelt er cool selbst. Bei dem Tempo komme ich aber oft nicht mit.
Einer meiner coolsten Elterntricks ist ja: Gespräche nicht aufzwingen. Niemals habe ich je etwas erreicht, wenn ich polternd ins Jugendzimmer getrampelt bin. Vielmehr hat sich ein schönes Ritual eingeschlichen.
Recht oft holen wir die Geschwister gemeinsam von der Kita / Hort ab. In dieser Zeit ist kein anderer da, der dazwischen quatschen oder Aufmerksamkeit wegnehmen kann. Es ist unglaublich, wie dieses ungezwungene Spazieren zu echter Unterhaltung führen kann.
Auch beliebt sind daher die Begleitung beim Einkauf (wird teuer) und exklusive Ausflüge in den Skaterpark (zu selten). Im Alltag ist das also eine gute Lösung. Ist das Jugendkind erstmal im eigenen Zimmer verschwunden, holen es dort nur Chips und Cola raus.
Und ich lerne gerade aushalten. Aushalten der Gesprächsthemen, die mich so sehr anöden, dass es schwer ist zu folgen. Ich tue es dennoch und lausche mit offenen Ohren, wenn Sohn 1.0 über BMX-Tricks und YouTuber redet. Tabuthemen gibt es folglich nicht.
Ja, Angst habe ich auch. BMX fahren ist nicht ganz ungefährlich. Ein Freund musste bereits mit einer Verletzung abgeholt werden und die Stunts werden aufregender. Uiuiui.
Wir bleiben im Gespräch. Ich posaune heraus: Die Stunt-Videos sind alles Fake und mein Sohn zeigt mir daraufhin die Videos mit gesammelten Fails. Ales echt. Aua, nichts für schwache Nerven. Tja, was soll ich sagen, mein Sohn hält an dem Gedanken fest, BMX-Profi zu werden.
Hals und Beinbruch wünscht man hier lieber nicht, ne?
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Witzig, dass der Artikel gerade jetzt kommt, denn vor ein paar Tagen erst habe ich gegoogelt, wann es mit der Vorpubertät los geht...uff... ich habe nämlich das Gefühl, dass es uns nun auch langsam mehr und mehr beschäftigen wird. Der große Sohn wirkt emotional recht unausgeglichen...
Schuhe... ja, alle paar Monate und und und... uff...
Ich habe auch festgestellt, dass es viel zu wenig persönliche Blogposts dazu gibt.
Die allgemeinen Beiträge von großen Portalen helfen nicht so sehr weiter, finde ich.
Danke für dein Kommentar <3