Sarah Depold
6. Oktober 2016
(Aktualisiert: 4. September 2022)

Sauberkeitserziehung: Kein Töpfchen-Stress für Kinder!

Vor 5,5 Jahren schrieb ich einen Beitrag über frühes Töpfchentraining. In der DDR wurden Kinder schnell daran gewöhnt, auf den Topf zu gehen. Wer mochte auch mit den riesigen Stoffwindeln wickeln, wo es doch keine bequemen Einwegwindeln gab oder sie so teuer waren? Es war umständlich und ist nicht mit den hübschen Stoffwindeln (Amazon-Affiliate) zu vergleichen, die es heute zu kaufen gibt. Meine Einstellung zur frühen Sauberkeitserziehung hat sich ein gewandelt. Kein Druck, wenn man nicht muss, obwohl sie müssen...

DDR-Gedanken: Kinder müssen früh sauber sein!

Der Gedanke, dass Kinder früh trocken sein sollen, hielt sich auch noch lange nach der Wiedervereinigung. Das ist noch in den Köpfen unserer Großeltern, teilweise auch Eltern, die es nicht anders gelernt haben. Kinder sollen gefälligst früh trocken werden! Als junge Mama vertraute ich auf die älteren Generationen und machte ein Brimborium rund um den Topf. Meine Eltern mussten sogar extra das teure Töpfchen anschaffen, weil Sohn 1.0 darauf höher saß. Wir übten, die Tagesmutter übte und obwohl ich mir vormachte, keinen Stress zu erzeugen, war es das. Wir mussten ständig ans Töpfchen denken und unseren Sohn schicken. Klar klappte das Pullern schnell, doch es gab auch einige nasse Hosen. Rückwirkend sehr nervig und den Aufwand nicht wert. Was wäre also, wenn man wartet, bis das Kind Anzeichen macht, auf den Topf zu gehen oder gar trockene Windeln hat?

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Töpfchentraining? Bei Sohn 2.0 nur in der Küche!

Töpfchentraining ist unnötig

Meine Lieblingsratgeberbloggerinnen Snowqueen und Danielle, bei denen ich viel Lesezeit verbringe, widmeten sich auch dem Trocken werden von Kindern. Sie finden Töpfchentraining unnütz und erklären auch die Hintergründe sehr detailliert:

"Dass es rein gar nichts bringt, den Töpfchengang zu trainieren, zeigte auch eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2003. Sie ergab, dass Kinder, die vor dem 27. Lebensmonat an des Töpfchen gewöhnt wurden, genauso lang in die Windeln machten, wie Kinder, bei denen keine solchen Aktivitäten stattfanden." Quelle: Gewünschtetes Wunschkind - Töpfchentraining

Als wir 2012 nach (West-) Berlin zogen, kam man uns mit einer ganz anderer Mentalität entgegen. Töpfchen gab es in der neuen Kita nicht, die Kinder ab 1 Jahr besuchen. Sie gehen eben auf eine der kleinen Toiletten, wenn sie es selbst können. Aha, so läuft das hier! Wir hielten an der Sauberkeitserziehung unseres damals 2-Jährigen fest und erhielten oft nasse Wäsche zurück. Wir wollten ihm jedoch keine Windel mehr anziehen, das sahen wir als Rückschritt.

Kein Töpfchen für Sohn 2.0

Das niedliche Frosch-Töpfchen steht nun meist unbeachtet im Bad. Nach dem abendlichen Waschen fragen wir den 2-Jährigen manchmal, ob er auf den Topf gehen will und lassen ihn. Wir bieten es nicht zwischendurch an, sondern lassen ihn sichtbar in der Ecke. Vielleicht möchte er auch eines Tages auf die Toilette gehen - wie wir. Wir sind da recht freizügig in der Familie, was man mit Kindern wohl auch nicht verhindern kann. 😉 Doch bei Sohn 2.0 gibt es keine Externen, die fragen, wann er endlich trocken wird und wann wir mit der Sauberkeitserziehung beginnen. Die Unterstützung von der Kita sowie seinen Bezugspersonen ist uns gewiss und auch wir Eltern sind uns einig, dass Stress keine Punkte beim Pullern bringt. Carpe diem.

Hübsche Windeln im Abo von Lillydoo - Werbung

Mit den Lieferdiensten und diesem Internet hat sich natürlich auch einiges geändert im Vergleich zu meiner eigenen Wickelzeit. Es gibt Einwegwindeln, die sogar hübsch sind und angenehm für den Babypo. Vor ein paar Monaten entdeckte ich die wunderhübschen Windeln von Lillydoo, von denen wir ein Abo haben und die ich hier schon vorstellte. Nach eigenem Geschmack kann man sich die Größen und das Design zusammenstellen und nach Hause im Abo liefern lassen. Da sehe ich auch als Mama keinen eiligen Grund, Druck mit dem Sauberwerden zu machen...

Wie seht ihr das? Merkt ihr auch einen Unterschied, je nach Region?

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13 comments on “Sauberkeitserziehung: Kein Töpfchen-Stress für Kinder!”

  1. Hier im tiefsten "Osten" ist es leider auch so. Hatten meine Mutter zufällig in der Stadt getroffen. Wir kamen gerade aus der Drogerie und hatten Windeln gekauft. Da haut meine eigene Mutter raus " Was, er trägt noch Windeln?" Mein Sohn war zu dem Zeitpunkt ca. 26 Monate alt.

    1. Ich wüsste nicht, wie mein 2-Jähriger plötzlich trocken sein könnte, hihi.
      Hach ja, die Kommentare sind manchmal wenig hilfreich.
      Früher war eben alles anders. 🙂

  2. Also mittlerweile ist unser Sohn auch fast nahezu trocken. Zum schlafen ziehen wir noch eine Windel an, aber meistens wird er nachts wach und sagt Bescheid, dass er pipi muss. Aber sicher ist da noch sicher. Und solange er sie noch anzieht ist auch okay.

    Wir hatten das Töpfchen zu Beginn "angeschafft", damit wir es auch mit rausnehmen können. Damit wir so schnell wie möglich beim Töpfchen sind, wenn er es selbst beim Spielen auf der Straße merkt. Zu Beginn konnte er noch nicht so lange anhalten, bis wir bei uns oben waren. Das war ganz praktisch.

    Mittlerweile sagt er viel früher Bescheid. So, dass man ihm auch keine Windel mehr beim Einkauf anziehen muss oder so. Das klappt richtig gut. Wenn nur der Kindergarten mitziehen würde 🙁 er ist der einzige der kleinen, die keine Windel mehr brauchen würden. Aber das gehört sich ja erst in der großen Gruppe 😩

    Ich bin aber deiner Meinung, dass Druck keine Lösung ist. Die Kinder können das auch richtig gut alleine einschätzen bzw. erkennen den Zeitpunkt am besten selbst.

    1. Schade, wenn die Kinder schon so weit sind und nicht unterstützt werden (können). Oft ist es ja auch ein Zeitproblem. Bei uns haben gerade 12 neue 1-Jährige angefangen. Ich wüsste nicht, wie sie das mit dem Personal stemmen sollten.

      Aber ja: Unterstützung wäre wirklich hilfreich, zu mal er es doch schon sagt!

  3. Nicht nur Region, auch das Alter/die Generation. Passend zu meinem heutigen Blogpost (Achtung, keine Werbung 😉 ) , glaube ich, dass es einfach damals so üblich war und gemäß dem Satz "Es hat euch ja nicht geschadet" weiterhin für richtig befunden wird. Schade eigentlich.

    1. Ich muss sagen
      Das ist jetzt manchmal doch schon schwer ist seine Erfahrungen nicht anderen "aufzwingen" zu wollen 😉 oder immer zu sagen
      Also bei uns war das aber so und so *lach*

  4. Also mir war es persönlich schon wichtig das mein Kind nicht noch mit 4 Windeln trägt. Hab mit dem Töpfchen angefangen als meine Maus mit 13Monaten laufen konnte. Ich hab sie einfach immer wenn ich musste auch auf ihre Toilette gesetzt, da sie eh immer hinterher kam. Aber nur solange sie wollte ohne zwang aber sie fand das immer sehr spannend. I wann hab ich zu haus Tags angefangen Windel ab zu lassen. I wann als es zu hause gut klappte bat ich die Kita drum uns dabei zu unterstützen. Die waren nicht so begeistert weil sie einfach anders eingestellt waren. Die fangen erst an damit wenn sie in die große Gruppe mit 3wechseln. Das fand ich einfach zu spät. Klar wenn meine Maus jetzt nicht gewollt hätte und geweint hätte oder wir gemerkt hätten das sie einfach nicht so weit ist wäre es anders gewesen aber so. Schließlich nach einigen Gesprächen zog die Kita mit und es nahm seinen Lauf. Kurz nach dem 2.Geburtstag war meine Maus tagsüber trocken. Klar hin und wieder in der Anfangszeit mal ne nasse Hose aber das hat mich nicht gestört dafür gibt es Waschmaschinen. Nachts hat es dann noch ein wenig gedauert. Die Windel blieb nachts noch etwas nass. I wann haben wir uns entschieden sie einfach mal weg zu lassen. Die Windeln von heut halten ja auch mega trocken. Wir waren der Meinung sie muss vll auch erstmal merken das sie nachts nass wird und sollte vll ein Gefühl dafür entwickeln. Siehe da die ersten beiden Nächte ging es ins Bettchen. Die darauffolgenden blieb es trocken mit bis heute ein paar Rückfällen in der weiteren Anfangszeit. Richtig trocken war ggf dann mit 2.5jahren. Und bis heute, jetzt ist sie 4 3/12 haben wir keine Rückschläge gehabt. Für uns war dieser weg entspannt und ohne Stress oder zwang. Mir ist aber durchaus bewusst das jedes Kind anders ist und jedes Kind seinen eigenen Weg geht.

    1. Hallo,
      danke, dass du deinen Weg beschrieben hast!
      Genau das ist es: Eltern müssen den Weg finden, der für sie am sinnvollsten und besten geeignet ist.
      Druck von außen bringt nichts. 🙂
      Auf's Herz hören ist toll!
      Liebe Grüße
      Sarah

  5. Hallo Sarah,

    ich finde deinen Ansatz und damit diesen Artikel sehr interessant. Und die Bezeichnung Sohn 2.0 werde ich mir für unseren zweiten Jungen merken, der im August zur Welt kommen soll.

    Wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deiner Seite. Liebe Grüße aus Hamburg.

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